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Politik

Vergesst Alan Kurdi nicht!

Alistair Walsh jv
7. September 2018

2015 schockierte das Bild des ertrunkenen Kleinkindes, angespült an einen türkischen Strand, die Welt. Der Westen muss syrischen Flüchtlingen helfen, sagt die Familie von Alan Kurdi drei Jahre später.

EINSCHRÄNKUNG IM TEXT BEACHTEN! Dieses Bild soll nur als Artikelbild zum Kommentar des Chefredakteurs gebucht werden Türkei Bodrum Aylan Kurdi
Bild: Reuters/Stringer

Das Foto des kleinen ertrunkenen Jungen, dessen lebloser Körper 2015 an einem türkischen Strand angeschwemmt wurde, soll die Welt an das fortdauernde Leiden syrischer Flüchtlinge erinnern. Dafür kämpft die Tante des toten Alan, Tima Kurdi.

Kurdi sagt im Gespräch mit der DW, wie schwer es sei, das Foto ihres verstorbenen Neffen anzusehen. Doch sie und ihre Familie müssten "unseren Schmerz herunterschlucken", um die Welt für das Drama in Syrien zu sensibilisieren.

"Tausende Kinder sterben jeden Tag und die Welt bleibt stumm. Dieses Bild sollte eine permanente Erinnerung sein", sagte Kurdi in einem Interview für das Deutsche Welle-Format "What Happened Next".

Mit Gedichten gegen den Schmerz

03:20

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"Was würden Sie tun?"

Europa solle wissen, dass Flüchtlinge ihr Zuhause nicht freiwillig verlassen und dass sie - wenn möglich -  zurückkehren wollten, sagt Kurdi. Westliche Politiker seien mitverantwortlich für die Ursachen, die die Menschen zur Flucht zwängen. Deshalb sei es auch ihre Pflicht, etwas gegen diese Ursachen zu tun. 

"Können Sie sich selbst in so einer Situation vorstellen? Was würden Sie tun?", fragt Kurdi. "Eine große Zahl an Menschen ist auf der Flucht und ich verstehe, dass jedes Land eine Grenze hat", sagt sie. "Aber ich finde auch, dass Nationen, die eine Seite des Krieges in diesen Ländern unterstützen, für die Ursache der Flüchtlingskrise verantwortlich sind", so Tima Kurdi weiter. "Bis wir eine Lösung gefunden haben, um den Krieg und die Krisen in diesen Ländern zu beenden, haben Flüchtlinge das Recht, Asyl zu suchen und sich an einem sicheren Ort aufzuhalten. Bis dahin sollten all diese Länder Flüchtlinge aufnehmen." 

Generation Trauma

00:48

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Italien agiert "unmenschlich"

Kurdi kritisiert vor allem Italien wegen seines aktuell harten Vorgehens gegen Migranten, die über das Mittelmeer versuchen, die italienische Küste zu erreichen. "Es ist sehr, sehr traurig, besonders in Italien. Italien hat den Krieg in Libyen unterstützt. Deshalb sind sie für die Sache verantwortlich. Es tut mir wirklich weh, dass man dort im Grunde sagt: 'Lasst sie in diesen Booten sterben und ertrinken, wir öffnen unsere Grenzen nicht'. Was sind das für Menschen, die so etwas sagen! Das ist inakzeptabel und unmenschlich."

Ohne Familie weiterleben

"Der 2. September 2015 war der schlimmste Tag meines Lebens", sagt Abdullah Kurdi, Alans Vater. Kurdi verlor an diesem Tag nicht nur Alan, auch seine Frau und ein weiterer Sohn ertranken. "Sie können sich nicht vorstellen, was mit mir passierte, als ich zusehen musste, wie meine Frau Rihane und meine Söhne Ghaleb und Alan von der See verschluckt wurden."

"Syrien braucht unbedingt Hilfe", sagt der Vater von Alan, Abdullah KurdiBild: Reuters/G. Gurbuz

Der Familienvater hatte zunächst einen Flüchtlingsantrag in Kanada gestellt, der abgelehnt wurde. Deshalb bezahlte er Schlepper, die ihn samt Frau und Kindern vor dem IS und dem syrischen Bürgerkrieg in Sicherheit auf die griechische Insel Kos bringen sollten.

Hilfe für unschuldige Kinder

Seine Schwester Tima, die bereits als anerkannter Flüchtling in Kanada lebt, finanzierte die Überfahrt. Doch das winzige Boot kenterte bereits wenige Minuten nachdem es die Türkei verlassen hatte. 

Tima und Abdullah Kurdi haben die Kurdi-Stiftung gegründet, mit der sie den vom Krieg betroffenen Kindern helfen wollen. "Ich verlange nichts mehr von dieser Welt, als dass unschuldigen Kindern, die dringend Hilfe benötigen, geholfen wird", sagt Alans Vater. Seine Schwester hat ihre Erinnerungen an ihren Neffen und die Flucht ihrer Familie niedergeschrieben. Ihr Buch "The Boy on the Beach" ("Der Junge am Strand") ist im April erschienen.

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