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Politik

Vergifteter Kreml-Kritiker geht ins Ausland

19. Februar 2017

Der russische Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa hat nach seiner schweren Vergiftung das Land verlassen. Das teilte sein Anwalt im sozialen Netzwerk Facebook mit.

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Kara-Mursa auf einem Archivbild von 2015Bild: privat

Der 35-Jährige sei am Sonntagmorgen ins Ausland geflogen, um seine "zweite schwere Vergiftung" auszukurieren, übermittelte sein Anwalt Wadim Prochorow. Sein Frau Jewgenija Kara-Mursa und ein Sanitäter seien an seiner Seite.

Die Ehefrau des Putin-Kritikers hatte die Vergiftung vor knapp zwei Wochen publik gemacht, nachdem ihr Mann in ein Krankenhaus in Moskau eingeliefert worden war. Die Diagnose der Ärzte lautete laut Anwalt Prochorow auf "Vergiftung mit einer unbekannten Substanz". Wegen eines multiplen Organversagens sei der Patient zeitweise in ein künstliches Koma versetzt worden. Höchstwahrscheinlich handele es sich um eine absichtlich herbeigeführte Vergiftung.

Jewgenija Kara-Mursa hatte mitgeteilt, sie habe Blutproben ihres Mannes zur Untersuchung nach Frankreich und Israel geschickt. Die Untersuchungen in Russland hätten kein Ergebnis gebracht.

Hohe Konzentration von Schwermetallen

Vor zwei Jahren war Kara-Mursa nach einem plötzlichen Nierenversagen schon einmal in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert worden. Auch damals lag er im Koma und verbrachte Wochen auf der Intensivstation. Der Oppositionelle ließ sich später im Ausland untersuchen. Ärzte stellten eine erhöhte Konzentration von Schwermetallen in seinem Körper fest. Kara-Mursa vermutete eine Vergiftung aus politischen Gründen und bat das Ermittlungskomitee, Russlands oberste Strafverfolgungsbehörde, ein Verfahren einzuleiten. Das sei bisher nicht geschehen, so sein Anwalt.

Kara-Mursa ist einer der wenigen Oppositionellen, die noch in Russland aktiv sind. Der Politiker war bis zum vergangenen Jahr Vizechef der liberalen Parnas-Partei, die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Michail Kasjanow geführt wird. Davor war er ein enger Verbündeter des prominenten russischen Oppositionellen Boris Nemzow, der 2015 in der Nähe des Kreml ermordet wurde. Gemeinsam mit Nemzow hat Kara-Mursa wiederholt Sanktionen gegen russische Beamte und Politiker gefordert.

Zuletzt koordinierte Kara-Mursa die Aktivitäten der Nichtregierungsorganisation "Offenes Russland" des ehemaligen Öl-Magnaten und Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski. Dieser war wegen Betrugs und Steuerhinterziehung fast zehn Jahre lang inhaftiert, bevor der von ihm bekämpfte Präsident Wladimir Putin ihn Ende 2013 überraschend begnadigte. In der Stiftung arbeiten mehrere oppositionelle Parteien Russlands zusammen. Ihr Ziel ist es, Putin abzusetzen und offene Wahlen zu unterstützen.

qu/jj (afp)

 

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