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Politik

Wohl kein gezielter Anschlag mit Nowitschok

5. Juli 2018

Im neuen Vergiftungsfall in England gibt es noch viele Ungereimtheiten. Es soll aber auf jeden Fall dieselbe Zusammensetzung des Nervengiftes Nowitschok zum Einsatz gekommen sein wie beim Skripal-Anschlag im März.

Großbritannien Polizist in Salisbury
Wieder hat eine mysteriöse Vergiftung die Idylle im südenglischen Salisbury zerstört Bild: Reuters/H. Nicholls

Selbstverständlich weckt der Fall überall Erinnerungen an den Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal Anfang März in Salisbury, der nach britischen Erkenntnissen ebenfalls mit Nowitschok verübt wurde und für den die britische Regierung Russland verantwortlich macht. Im Gegensatz zum Fall Skripal gehen die britischen Ermittler zunächst aber nicht von einem gezielten Anschlag gegen das Paar aus, das in einem Haus in der Nähe von Salisbury bewusstlos gefunden wurde. Woher das Nowitschok-Gift im jüngsten Fall genau komme, müssten weitere Untersuchungen zeigen, hieß es in London.

Opfer hantierten offenbar mit "kontaminiertem Gegenstand"

Es handele sich um dieselbe Zusammensetzung des Nervengiftes wie beim Skripal-Anschlag. Ob es sich um dieselbe Charge handele, sei noch nicht geklärt, teilte Innenminister Sajid Javid mit. Aller Wahrscheinlichkeit nach seien die beiden Briten an einem anderen Ort als Skripal und dessen Tochter mit dem Gift in Berührung gekommen. Nach Erkenntnissen der britischen Polizei wurden die beiden dem Gift ausgesetzt, "nachdem sie mit einem kontaminierten Gegenstand hantiert haben". Wie Scotland Yard mitteilte, ergaben dies die jüngsten Tests zu dem Fall. 

Bei den neuen Opfern handelt es sich laut Behörden um einen 45-jährigen Mann und eine 44-jährige Frau. Sie waren am Samstag in lebensbedrohlichem Zustand in einem Haus im Dorf Amesbury in Südengland entdeckt worden. Sie werden im selben Krankenhaus in Salisbury behandelt, in dem auch die Skripals und ein Polizist, der ihnen zu Hilfe gekommen war, behandelt wurden. Beide schweben noch in Lebensgefahr.

Theresa May (l.) in Berlin im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Bild: Reuters/A. Schmidt

May: "Drehen jeden Stein um"

Premierministerin Theresa May zeigte sich bei einem Besuch in Berlin sehr besorgt. Ihre Regierung werde alles tun, um die neuen Vorfälle aufzuklären. "Die Polizei, das weiß ich, wird keinen Stein auf dem anderen lassen bei den Ermittlungen zur Klärung des Geschehens", sagte May zum Auftakt ihres Treffens mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der neue Fall sei "zutiefst beunruhigend". 

Die britische Regierung forderte die Regierung in Moskau auf, Details über den Einsatz des Nervengiftes gegen Skripal und seine Tochter zu übermitteln. Sicherheitsminister Ben Wallace sagte der BBC, die Russen könnten einige der Wissenslücken schließen, an denen die Behörden arbeiteten: "Die Russen können alle Hinweise ergänzen, um die Sicherheit der Menschen zu bewahren."

Die russische Botschaft in den Niederlanden schrieb auf Twitter, die britische Regierung sei "dumm", wenn sie glaube, dass Russland während der Fußball-WM einen "erneuten" Nervengiftangriff starten würde.

Die britische Polizei hat vorsorglich mindestens fünf verschiedene Zonen abgesperrt, darunter einen Park und ein Grundstück in Salisbury, eine Apotheke und ein Gemeindehaus.

sc/bri/jj (rtr, afp, dpa)

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