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Politik

Vergiftung? Nawalny fordert Aufklärung

1. August 2019

Als Oppositioneller in Russland lebt man gefährlich. Das weiß Alexej Nawalny seit langem. Doch er wehrt sich mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Aus dem Gefängnis heraus sind das nicht so viele.

Russland Moskau | Alexei Nawalny, Oppositionspolitiker | zeitliche EINSCHRÄNKUNG
Bild: picture-alliance/AP Photo/navalny.com

Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (Artikelbild) hat eine offizielle Ermittlung beantragt, ob er möglicherweise vergiftet wurde. Der 43-Jährige habe eine chemisch-toxikologische Untersuchung erbeten, teilte sein Anwalt Wadim Kobsew im Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Zudem sollten Aufnahmen der Videoüberwachung in der Arrestzelle ausgewertet werden. Dort verbüßt Nawalny seit Ende Juli eine 30-tägige Strafe. Er war verurteilt worden, nachdem er zu Protesten gegen die Nichtzulassung Oppositioneller bei der Wahl zum Moskauer Stadtparlament am 8. September aufgerufen hatte.

Nur Nesselfieber?

Nawalny war in dieser Woche kurzzeitig im Krankenhaus, nachdem er einen Ausschlag und Schwellungen im Gesicht bekommen hatte. Er bezweifelt die Diagnose der Ärzte, wonach er womöglich Nesselfieber gehabt habe. Menschenrechtler beklagen immer wieder teils lebensgefährliche Zustände in russischen Gefängnissen.

Die Ärztin des Oppositionspolitikers, Anastasia Wassiliewa, hatte den Verdacht geäußert, dass ihr Patient mit einer "unbekannten chemischen Substanz" in Berührung gekommen sein könnte. Gegen die Rückverlegung des Mannes ins Gefängnis hatte sie Protest eingelegt. Auch der Regierungskritiker Piotr Wersilow zweifelte die offizielle Diagnose an. Der Aktivist der Punkband Pussy Riot hatte an einen mutmaßlichen Giftangriff auf ihn selbst im Jahr 2018 erinnert. Auch bei ihm hätten die Ärzte im russischen Sklifosofski-Institut "nichts gefunden", schrieb er. Zwei Tage später hätten deutsche Ärzte jedoch festgestellt, dass er vergiftet worden sei, erklärte Wersilow weiter. Der Aktivist wurde damals in der Berliner Charité behandelt. Die Berliner Ärzte hatten eine Vergiftung des Oppositionellen als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet.

Korruption in Moskau?

Das Team Nawalnys veröffentlichte indes neue Enthüllungen - diesmal gegen die stellvertretende Moskauer Bürgermeisterin Natalja Sergunina. In ihrem familiären Umfeld sei ein Vermögen von 6,5 Milliarden Rubel (rund 92 Millionen Euro) gefunden worden. Nawalnys Team warf ihr vor, öffentliches Eigentum zu plündern. Sergunina zeichne verantwortlich für die Regionalwahlen und versuche, wegen der Korruptionsenthüllungen die Opposition an der Teilnahme bei der Abstimmung zu hindern.

ml/wa (dpa, afp)

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