Veröffentlicht 10. August 2023Zuletzt aktualisiert 10. August 2023
"Dies ist kein sicherer Ort mehr", warnt die stellvertretende Gouverneurin von Hawaii, Sylvia Luke, wegen der dramatischen Feuer auf der Insel Maui. Viele Touristen sind betroffen.
Anzeige
Dichter Rauch hängt über dem Urlaubsparadies, ein Küstenstreifen von Maui steht in Flammen, Teile der gewöhnlich üppig-grünen Insel sind schwarz verkohlt. Es sind schockierende und seltene Bilder aus Hawaii von verheerenden Busch- und Waldbränden.
In dem ausgebrannten Küstenort Lahaina sind bisher 55 Leichen geborgen worden. Dutzende Menschen hätten Verletzungen erlitten, insbesondere Verbrennungen und Rauchvergiftungen, berichten Medien unter Berufung auf den Bürgermeister des Bezirks Maui, Richard Bissen. Viele Gebäude seien "bis auf den Boden" abgebrannt, Hunderte Familien hätten ihr Zuhause verloren. Das ganze Ausmaß der Schäden sei noch nicht absehbar.
Touristen müssen raus
Hawaiis Gouverneur Josh Green sprach von einer "schrecklichen Katastrophe". Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. Touristen sollten die Insel so schnell wie möglich verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften kontaktieren und reservieren. In West Maui gebe es allerdings weiter keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.
Augenzeugen beschrieben apokalyptische Szenen in dem am schwersten betroffenen Küstenort Lahaina, gewöhnlich ein malerisches Touristenziel im Nordwesten von Maui. Auf der Flucht vor schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut US-Sender CNN mit, mehr als ein Dutzend Menschen seien aus dem Wasser gerettet worden. In dem historischen Ort seien weite Teile zerstört worden, auch der Hafen und Umgebung hätten Schaden erlitten, hieß es in einer weiteren Mitteilung des Bezirks.
"Wie in einer Kriegszone"
"Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg", zitierte der US-Sender CNN einen Einwohner. Helikopter-Pilot Richard Olsten flog am Mittwoch über den Ort. Er beschrieb bei CNN seine Eindrücke. Der größte Teil des historischen Kerns sei abgebrannt. Es sehe wie in einer Kriegszone aus, als ob das Gebiet bombardiert worden sei.
Dutzende Tote nach Bränden auf Hawaii
02:06
Heftige Sturmböen ließen die Bekämpfung der Flammen aus der Luft zunächst nicht zu. Am Mittwoch brannte es noch an drei Stellen unkontrolliert auf Maui. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen US-Bundesstaates. Für die beiden Bezirke Maui und Hawaii wurde der Notstand ausgerufen.
Anzeige
Ursache ist Hurrikan Dora
Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln des Bundesstaates vorbeiziehe, so die Behörden. "Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos. Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben", sagte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke.
Die Behörden hatten wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, eine "Red-Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben. Solche Bedingungen kennt man sonst von westlichen US-Staaten, darunter Kalifornien oder Oregon, wo es häufiger zu verheerenden Flächenbränden kommt.
Hilfe aus Washington
US-Präsident Joe Biden hat inzwischen den Katastrophenfall ausgerufen und damit Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete freigegeben. Das Geld solle unter anderem Menschen zugute kommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden. Gleichzeitig erklärte er, die Nationalgarde und die Marine stünden den Einsatzteams zur Seite.
In einer weiteren Mitteilung aus Washington hieß es, das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen. Sie sollten auf die westlich von Maui gelegenen Insel Oahu gebracht werden, berichtete der Sender Hawaii News Now. Dort werde ein Kongresszentrum in eine Notunterkunft verwandelt.
fab/se/djo/qu (dpa, ape, rtre)
Hawaii: Flammenhölle im Urlaubsparadies Maui
Innerhalb kürzester Zeit zerstörte eine gewaltige Feuerwalze den beliebten Touristenort Lāhainā auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui. Dutzende Menschen starben, manche weitere werden noch vermisst.
Bild: Matthew Thayer/Maui News/AP/picture alliance
Vollständig verbrannt
Lāhainā ist fort - einfach niedergebrannt. Dort, an der Nordwestküste der Insel Maui, wo vor einigen Tagen noch das alte Walfängerstädtchen mit seinen knapp 13.000 Einwohnern stand, sind nur noch verkohlte Trümmer übrig. Mehr als 50 Menschen sind in der Feuersbrunst ums Leben gekommen. Der Gouverneur von Hawaii spricht von der "wohl größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance/dpa
Furchtbare Feuerwalze
Am Dienstag (08.08.2023) waren auf Maui mehrere Waldbrände ausgebrochen. Heftige Böen mit Windstärken von bis zu 130 Stundenkilometern verwandelten sie in eine regelrechte Feuerwalze, die sich rasend schnell zur Küste hin ausbreitete. Die Einsatzkräfte konnten der Urgewalt der Brände zunächst nichts entgegensetzen. Auch die historische Waiola-Kirche wurde Opfer der bis zu 30 Meter hohen Flammen.
Bild: Matthew Thayer/Maui News/AP/picture alliance
Brände bis ans Meer
Einwohner und Touristen wurden von den sich rasant ausbreitenden Bränden völlig überrascht. Viele Menschen konnten sich nur noch durch einen Sprung ins Meer vor den Flammen retten. Doch nicht alle haben es geschafft. "Wir finden immer noch Leichen im Wasser und auf der Uferpromenade", sagte Kekoa Lansford, eine Einwohnerin von Lāhainā, dem US-Nachrichtensender CBS.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance
Mit dem Schrecken davongekommen
Auch Vixay Phonxaylinkham und seine vierjährige Tochter Lana wurden vom Feuer überrascht. Fluchtartig verließen sie ihr Auto und retteten sich durch einen Sprung ins Meer. Erst nach vier Stunden konnten sie von Helfern aufgegriffen werden. Zum Glück beträgt die Wassertemperatur rund um Maui derzeit etwa 26 Grad, so dass die beiden nur eine leichte Unterkühlung erlitten.
Bild: Marco Garcia/REUTERS
Vor dem Nichts
Myrna Ah Hee steht noch immer unter Schock. Ihr eigenes Haus in Lāhainā blieb zwar verschont, doch viele ihrer Verwandten haben alles verloren. Insgesamt sind mehr als 270 Gebäude von den Flammen stark beschädigt oder komplett zerstört worden. Am Donnerstag waren noch über 11.000 Gebäude ohne Strom, das entspricht etwa 15 Prozent aller Haushalte auf der Insel Maui.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance/dpa
Ein einstiges Urlaubsparadies…
Eigentlich war Lāhainā ein malerisches Touristenziel. Bis zu zwei Millionen Besucher aus aller Welt besuchten jährlich den kleinen Ort am Fuße der West Maui Mountains mit ihren dicht bewachsenen Bergen. Dort genossen sie ihren Urlaub am Meer oder in einem der Cafés und Restaurants am Strand. Die historische "Front Street" wurde 2011 sogar zu einer der zehn schönsten Straßen der USA gewählt.
Bild: Ron Dahlquist/Design Pics/Pacific Stock/picture alliance
…und was davon übrigblieb
Am Morgen nach der Feuersbrunst ist davon nichts mehr zu sehen. "Gnadenlose Sonne" bedeutet der Name des Ortes in hawaiischer Sprache, und tatsächlich zeigt diese, als sie hinter den Bergen Mauis aufsteigt, das ganze Ausmaß der Zerstörung in der ehemaligen Inselhauptstadt. Der Sachschaden geht in die Milliarden. Der Wiederaufbau von Lāhainā wird wohl Jahre dauern.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance
Die Hilfe rollt an
Zahlreiche Menschen haben sich in eine Notunterkunft in Wailuku auf der anderen Seite der Berge retten können. Dorthin bringen Bewohner der Insel Maui den Überlebenden dringend benötigte Hilfsgüter. Hawaiis Gouverneur rief die Bevölkerung des Bundesstaates auf, private Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, und auch US-Präsident Biden hat Gelder für eine schnelle Nothilfe zugesagt.
Bild: Marco Garcia/REUTERS
Wieder unter Kontrolle
Auch auf der Hauptinsel Hawaii hatte es gebrannt. Auf Maui aber hatte eine lange Dürre in Verbindung mit starken Winden durch einen in der Nähe vorbeiziehenden Hurrikan in unheilvoller Kombination die Feuersbrunst verursacht. In den ersten Stunden war die Feuerwehr nahezu machtlos, mittlerweile seien alle Feuer im Bundesstaat offiziellen Stellen zufolge aber wieder unter Kontrolle.
Bild: Hawaii National Guard/REUTERS
Gestrandet
Unterdessen versuchen tausende Touristen die Insel wieder zu verlassen. Der kleine Flughafen ist dem Ansturm jedoch nicht gewachsen. Mehrere Flüge von und nach Maui sind kurzfristig abgesagt worden. Nun will das US-Verkehrsministerium dabei helfen, Urlauber auf die westlich von Maui gelegene Insel Oahu auszufliegen, wo sie zunächst in einer Notunterkunft untergebracht werden sollen.
Bild: Patrick T. Fallon/AFP
Spenden statt reisen?
Von Reisen nach Maui wurde unterdessen dringend abgeraten. "Dies ist kein sicherer Ort", warnte Vize-Gouverneurin Sylvia Luke. Per Notfall-Erklärung sollen Touristen von der Insel ferngehalten werden. Unterdessen rief der auf Maui wohnende US-Schauspieler Jason Momoa auf Instagram Touristen und andere auf Hawaii beheimatete Hollywoodstars zu Spenden für die Überlebenden der Katastrophe auf.