Verkürzte Ventoux-Etappe verspricht Spannung
13. Juli 2016Schon an jenem 26. April 1336 muss der Mont Ventoux sein gnadenloses Gesicht gezeigt haben: Als der Dichter Francesco Petrarca "einzig von der Begierde getrieben, diese ungewöhnliche Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen" als mutmaßlich erster Mensch den Mont Ventoux bestieg, schrieb er von einem beschwerlichen Aufstieg auf den kahlen Riesen, "den man nicht unverdient Ventosus, den Windumbrausten, nennt", wie Petraca anfügt.
Zielstrich auf 1435 Metern über dem Meer
Auch zum 16. Gastspiel der Tour de France auf dem "Giganten der Provence" zeigt der Ventoux, dass der Wind zu ihm gehört wie die hellen Gesteinsbrocken auf seiner weithin sichtbaren Spitze. Wegen vorausgesagter Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern auf der kahlen Kuppe des Ventoux ist das Ziel für die zwölfte Etappe an diesem Donnerstag um sechs Kilometer vorverlegt worden. Das Teilstück endet jetzt am Chalet Reynard (1435 m), was den Anstieg deutlich entschärft.
Zwar liegen die steilsten Passagen des Weges vom Dorf Bédoin am Fuß bis zum Telegrafenturm auf dem Gipfel (1912 m) im unteren, bewaldeten Teil. Doch die stets kräftigen Windböen im oberen, waldfreien Teil machen das Finale der Ventoux-Etappen stehts zum Spektakel.
Frühe Attacken auf Froome?
Die Herausforderer von Spitzenreiter Chris Froome dürften auf der zwölften Etappe der Tour de France somit früher auf Angriff setzen. Der britische Radprofi, der auf der elften Etappe erneut durch eine späte Attacke etwas Vorsprung herausholte, startet mit 28 Sekunden auf den zweitplatzierten Adam Yates in das Teilstück, das auf dem legendären Mont Ventoux endet. Als größter Froome-Widersacher am französischen Nationalfeiertag gilt Nairo Quintana aus Kolumbien. Er muss als Gesamtvierter 35 Sekunden wettmachen. Bislang hielt sich der kolumbianische Volksheld auffällig zurück und klebte förmlich an Froomes Hinterrad. Zu Beginn der zweiten Tourhälfte erwarten nun viele Beaobachter einen Angriff Quintanas. Die Tatsache, dass der obere Teil (in dem oft Gegenwind herrscht) gestrichen wird, könnte ihm sogar entgegenkommen, da eine Soloflucht so aussichtsreicher wird.
Der Deutsche Tony Martin hat wie erwartet angekündigt, sich eher auf das Zeitfahren am Freitag zu konzentrieren. Er hatte 2009 bei seiner ersten Tour-Teilnahme den Sieg als Zweiter knapp verpasst.