Der Sandalenhersteller Birkenstock ist verkauft. Die Traditionsfirma in Linz am Rhein geht an die Beteiligungsgesellschaft L Catterton. Auch LVMH-Chef Bernard Arnault ist mit von der Partie.
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Die französisch-amerikanische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und der Milliardär Bernard Arnault steigen bei dem deutschen Schuhhersteller Birkenstock ein. Sie übernehmen eine Mehrheit an dem Unternehmen aus Linz am Rhein. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte Birkenstock mit. Insidern zufolge wird das für seine Gesundheitssandalen bekannte Traditions-Unternehmen mit rund vier Milliarden Euro bewertet; weder L Catterton noch Birkenstock hatten diese Summe dementiert.
Die beiden einzigen Erben des Schuhherstellers, Alexander und Christian Birkenstock, verkaufen demnach die Mehrheit der Anteile, bleiben aber als Minderheitsgesellschafter investiert. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. "Wir bekommen durch die neuen Miteigentümer exzellente Marktzugänge und Kontakte in Asien und können unseren Wachstumskurs beschleunigt fortsetzen", sagte Geschäftsführer Reichert dem "Handelsblatt". Alle Arbeitsplätze blieben erhalten. "Wir sind in Deutschland fest verankert und daran wird sich auch nichts ändern." Reichert ist der erste externe Manager in der Firmengeschichte.
Eine der "wenigen ikonischen Marken" der Schuhindustrie
Die Entscheidung für L Catterton begründeten die Brüder Birkenstock gegenüber dem Handelsblatt: "Die neuen Gesellschafter bringen ein tiefes Verständnis für die Details eines Produktionsunternehmens mit, bei dem sich alles um Qualität dreht." Birkenstock verspreche sich von dem neuen Eigentümer vor allem größere Chancen auf dem asiatischen Markt, wo Catterton-Miteigentümer LVMH gute Verbindungen hat, hieß es weiter. Birkenstock habe sich zu "einer der wenigen ikonischen Marken" in der Schuhindustrie entwickelt, sagte LVMH-Chef Bernard Arnault.
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L Catterton war 2016 aus dem US-Investor Catterton und den Finanzbeteiligungen des französischen Luxuskonzerns LVMH (Louis Vuitton, Moet Hennessy) entstanden. An Birkenstock beteiligt sich auch Arnault direkt, der Mehrheitseigner von LVMH und Christian Dior. Sie hatten mit ihrem Gebot Insidern zufolge den Finanzinvestor CVC ausgestochen.
Birkenstock kam im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) mit rund 4000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro. Reichert hatte dem Handelsblatt im Herbst gesagt, der Umsatz sei 2019/20 stabil geblieben, obwohl die Produktion im ersten Lockdown im Frühjahr für zwei Monate stillgelegt worden sei. Einem Insider zufolge wird Birkenstock bei dem Verkauf mit etwa dem 15-fachen des operativen Gewinns bewertet.
Birkenstock war vor 250 Jahren gegründet worden und ist seitdem dauerhaft und vollständig in Familienbesitz. Die Firma produziert nahezu ausschließlich in Deutschland, 2019 waren es ungefähr 25 Millionen Paar Schuhe und Sandalen, wie das Handelsblatt berichtete. 2019 machte das Unternehmen laut dem Bericht rund 720 Millionen Euro Umsatz bei einem Nettogewinn von 130 Millionen Euro.
Die Pandemie-Profiteure
Während manche Branchen leiden, sind andere explodiert. So manchen Unternehmer hat die Pandemie erst reich gemacht, andere sind noch reicher geworden. Unter den Corona-Gewinnern sind auch einige Deutsche.
Bild: Britta Pedersen/AFP
Musk an der Spitze
Er hat es geschafft! Elon Musk ist der reichste Mann der Welt. Dank eines Börsen-Hypes rund um Technologiewerte in der Pandemie vermehrte sich das Vermögen des Tesla-Gründers auf rund 185 Milliarden Dollar (151 Milliarden Euro). Autos bauen, aber wie ein Techunternehmen bewertet werden! Das ist Elon Musk gelungen.
Bild: Getty Images/M. Hitij
Reicher, reicher, Jeff Bezos
Amazon-Gründer Jeff Bezos (hier mit Freundin Lauren Sanchez vor dem Taj Mahal) war seit 2017 der reichste Mann der Welt, spielte in einer eigenen Liga. Der Versandhändler Amazon ist seit der Pandemie gefragt wie nie. Der Aktienkurs klettert von Rekord zu Rekord. Bezos wurde dadurch nochmals deutlich reicher - doch mit einem Vermögen von 160 Milliarden Euro landet er nur noch auf Platz zwei.
Bild: Pawan Sharma/AFP/Getty Images
Und es hat Zoom gemacht
Homeoffice in Pandemie-Zeiten ist der große Segen für Eric Yuan. Der Gründer von Zoom kam mit 27 Jahren aus China in die USA. Nach einigen Jahren bei der heutigen Konkurrenz WebEx machte er sich mit einer eigenen Videoplattform selbstständig. 2019 ging er mit Zoom an die Börse. Seit Corona ist der Börsenkurs explodiert. Das Vermögen des Basketballfans Yuan wird auf 16 Milliarden Euro taxiert.
Bild: Kena Betancur/Getty Images
Mit dem Hometrainer auf den Gipfel
Geschlossene Fitnessstudios und Kontaktbeschränkungen spielen John Foley in die Karten. 2013 hatte er noch auf Kickstarter für seine vernetzten Fitnessgeräte geworben, heute schmeißen die Anleger seiner Firma Peloton das Geld hinterher. Der Aktienkurs hat sich seit Beginn der Pandemie verdreifacht und den knapp 50-Jährigen unverhofft zum Milliardär gemacht.
Bild: Mark Lennihan/AP Photo/picture alliance
Aus Koblenz in die Welt
Mit Shopify können Händler selbst Online-Shops erstellen. Hinter dem Konzept steht Tobias Lütke. 2002 wanderte der gebürtige Koblenzer nach Kanada aus und startete - typisch amerikanisch - in einer Garage. Mittlerweile ist Shopify das wertvollste Unternehmen Kanadas. Seit März hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Das Vermögen des 39-Jährigen schätzt Forbes auf 7,5 Milliarden Euro.
Bild: Wikipedia/Union Eleven
Plötzlich Milliardär
Schon im Januar setzte Ugur Sahin auf das richtig Pferd: einen Corona-Impfstoff. Das von seiner Mainzer Firma BioNTech entwickelte Vakzin ist einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Damit ist der aus der Türkei eingewanderte Sahin nicht nur schlagartig weltberühmt, sondern durch den Wert seiner Anteile am Unternehmen mindestens zweifacher Milliardär geworden.
Bild: BIONTECH/AFP
Die Zutaten zum Erfolg
Beim Kochboxen-Anbieter HelloFresh brummt es: Gewinn mehr als verdreifacht, Umsatz mehr als verdoppelt - so die Quartalsbilanz Anfang November. Mitgründer und Anteilseigner Dominik Richter profitiert von geschlossenen Restaurants und dem Trend zum selber Kochen. In die Reihe der Corona-Milliardäre kann er sich wohl noch nicht einreihen, aber die richtigen Zutaten hat er dafür bereits zur Hand.
Bild: Bernd Kammerer/picture-alliance
Und nochmal Amazon
Der Versandhändler hat nicht nur Jeff Bezos in der Pandemie noch reicher gemacht. Auch MacKenzie Scott, seine Ex-Frau, konnte dank ihres Aktienpakets ordentlich zulegen und in der Rangliste der reichsten Frauen der Welt auf den ersten Platz vorrücken. Mit einem geschätzten Vermögen von knapp 60 Milliarden Euro macht sie auch den Herren der Schöpfung mächtig Konkurrenz.
Bild: Dennis Tan Tine/Star Max//AP/picture alliance