Bob Dylan, Shakira, die Red Hot Chili Peppers oder Bruce Springsteen - viele Stars veräußern derzeit ihre Songrechte an Musikkonzerne. Und jetzt auch Sting. Was steckt dahinter?
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Der Verkauf von Songrechten - ein Geschäft mit zwei Seiten
Songrechte sind ein lukratives Geschäft. Jetzt sicherte sich ein Musik-Investmentfonds die Rechte an den Songs des Popstars Justin Bieber. Wir blicken auf interessante Deals in der Musikindustrie.
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Justin Bieber: Verkauf an Musik-Investmentfonds
Der von dem Investmentriesen Blackstone gestützte Fonds Hipgnosis hat die Rechte an allen 290 Songs erworben, die der kanadische Popstar Justin Bieber bis Ende 2021 veröffentlicht hat. Hipgnosis gab am 24.01.2023 das Geschäft mit dem 28-jährigen Sänger bekannt. Informierte Kreise bestätigten der Nachrichtenagentur AFP die Kaufsumme von 200 Millionen Dollar (rund 184 Millionen Euro).
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Phil Collins: Teilverkauf an Concord
Der britische Musiker Phil Collins und seine Genesis-Kollegen, Gitarrist Mike Rutherford und Keyboarder Tony Banks, verkauften im Herbst 2022 einen Teil ihrer Musikrechte an das US-amerikanische Label Concord. Nicht darin enthalten waren Genesis-Aufnahmen mit dem früheren Frontmann Peter Gabriel, der die Rockband 1975 verließ. Rund 300 Millionen Dollar sollen die Musiker erhalten haben .
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Jean-Michel Jarre: Deal mit BMG
Der französische Pionier der elektronischen Musik, Jean-Michel Jarre, hat seinen gesamten Musikverlagskatalog an BMG verkauft. In einer Erklärung des Musiklabels vom Sommer 2022 hieß es, es sei der größte jemals in Frankreich getätigte Einzeldeal. Das Label gehört indes zur deutschen Bertelsmann AG. Der Katalog enthält die Rechte für Jarres berühmte 1970er-Jahre-Alben "Oxygene" und "Equinoxe".
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Sting: Run auf die Rechte
Interessenten gab es viele, schließlich bekam die Universal Music Group im Februar 2022 den Zuschlag. Rund 220 Millionen Euro soll der Musikgigant für die Songs des Briten bezahlt und damit sowohl die Lieder seiner Solo-Karriere erworben haben als auch Hits seiner früheren Band The Police. Sting kommentierte, sein Gesamtwerk solle "ein Zuhause haben, wo es gewertschätzt und respektiert wird".
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Von "Heroes" bis "Let's Dance"
Einer Pressemitteilung zufolge hat der Musikverlag Warner Chapell Music mehr als 250 Millionen Dollar an die Bowie-Erben für die Rechte an allen jemals erschienenen David-Bowie-Songs gezahlt. Das umfasst auch Soundtracks und Titel, die er für sein Bandprojekt "Tin Machine" geschrieben hat. Die Verhandlungen hatten sich über Monate hingezogen. Die Bekanntgabe erfolgte im Januar 2022.
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500 Millionen Dollar für Bruce Springsteen
Bruce Springsteen sicherte sich im Dezember 2021 durch den Verkauf seines gesamten Musikkatalogs rund 500 Millionen Dollar. Springsteen ist mehrfacher Grammy-Gewinner und unter anderem berühmt für den Song und das gleichnamige Album "Born in the U.S.A.".
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Tina Turner verkauft ihre Solo-Songs
Tina Turner hat im Oktober 2021 ein umfangreiches Portfolio mit Rechten an ihren Solo-Songs an das Musikunternehmen BMG verkauft. Für welchen Preis, ist nicht bekannt. Zehn Studioalben, zwei Live-Alben, zwei Soundtracks und fünf Kompilationen gehören zu dem umfangreichen Rechtekatalog, den die Rock-Diva veräußert hat.
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Bob Dylan: Neuer Deal mit Sony
Lange kontrollierte Bob Dylan die Verlagsrechte für seine Musik selbst. Doch 2020 verkaufte er seine Autorenrechte an seinen Kompositionen und Texten für geschätzte 300 Millionen Dollar an Universal Music. Die Rechte an den fertigen Aufnahmen hat er im Sommer 2021 an Sony, Universals größten Konkurrenten, abgetreten - Schätzungen zufolge für zwischen 150 und 200 Millionen Dollar.
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Red Hot Chili Peppers verkaufen gesamten Katalog
Die Red Hot Chili Peppers verkauften 2021 die Rechte an ihren gesamten Songs an das britische Musik-Investmentunternehmen Hipgnosis - für rund 140 Millionen Dollar (116 Millionen Euro). Dazu gehören Hits wie "Under The Bridge", "Californication" und "Snow (Hey Oh)". In der Corona-Pandemie war das angesichts entfallener Einnahmen aus Auftritten eine Möglichkeit, an Geld zu kommen.
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Sorgte für Überraschung: Neil Young
Auch Neil Young hat 50 Prozent seiner Songrechte an den Investmentfonds Hipgnosis verkauft. Youngs Anfang 2021 unternommener Schritt verblüffte die Musikwelt. Der kanadisch-amerikanische Musiker hatte sich immer vehement dagegen gewehrt, dass seine Musik in der Werbung verwendet wird und wollte seine Rechte deswegen behalten. Hat er in Hipgnosis einen vertrauenswürdigen Partner gefunden?
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Taylor Swift löste sich aus Knebelvertrag
Taylor Swift war erst 15 Jahre alt, als sie ihren Vertrag mit ihrem damaligen Label Big Machine unterschrieb. Einen ziemlichen Knebelvertrag: Darin hatte sie die Rechte an ihren ersten sechs Alben komplett abgetreten. Eine Klausel beinhaltete allerdings, dass die Sängerin ab November 2020 zumindest ihre ersten fünf Alben neu aufnehmen durfte. Was Swift auch prompt in Angriff nahm.
Pink Floyd haben um ihre Songrechte gekämpft. 2010 verklagten sie ihre Plattenfirma EMI, weil diese einzelne Pink-Floyd-Songs im Netz verkaufen wollte. Als die Band 1999 ihren Vertrag bei EMI unterzeichnet hatte, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Die digitalen Rechte könnten daher noch gar kein Vertragsgegenstand gewesen sein, argumentieren sie. Das Gericht gab ihnen Recht.
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Auch Shakira macht beim Songrechte-Monopoly mit
Etwas scheint die 2018 gegründete Firma Hipgnosis in jedem Fall richtig zu machen. Neben Neil Young, Debbie Harry von Blondie und Fleetwood Macs Stevie Nicks hat auch die kolumbianische Pop-Sängerin Shakira ihre Rechte zu 100 Prozent an Hipgnosis veräußert. Die Londoner Firma macht den Branchenriesen Universal und Co. ganz schön Konkurrenz.
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Michael Jackson zeigte guten Geschäftssinn...
Der verstorbene Michael Jackson war einer der ersten, der gut am Geschäft mit den Songrechten verdient hat. 1985 kaufte er für 47,5 Millionen Dollar die Rechte an 251 Beatles-Songs - zum Leidwesen von Paul McCartney. Ironischerweise hatte dieser Jackson erst auf die Idee gebracht. Der Ex-Beatle hatte bereits 1968 seine Rechte verloren, was er Jackson im Vertrauen erzählte.
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...aber wenig Empathie
Die beiden Künstler hatten sich in den 1970ern kennengelernt und sich angefreundet. Die beiden tauschten sich intensiv aus, auch über Musikrechte, was letztlich dazu führte, dass Jackson begann, Musikkataloge aufzukaufen. Auch den der Beatles. Die Freundschaft mit McCartney zerbrach daran, Jacksons Vermögen wuchs: Zehn Jahre später verkaufte Jackson die Beatles-Rechte für 95 Millionen weiter.
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Verlagsrechte sind ein lukratives Geschäft: Das wusste schon Michael Jackson, als er 1985 für mehr als 47 Millionen Dollar 251 Beatles-Songs erwarb. Peanuts im Gegensatz zu den geschätzten 300 Millionen Dollar, für die Bob Dylan Ende 2020 seine Autorenrechte an Universal Music verkaufte. Bis dato war Bob Dylan einer der wenigen Künstler, die ihr Musikarchiv selbst verwalteten. Diese Aufgabe übernimmt nun der weltweit größte Musikkonzern.
Anfang 2022 wurde bekannt, dass die Folklegende zudem die Rechte an seinen Aufnahmen an Sony Music Entertainment, Universals schärfsten Konkurrenten, abgetreten hat. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Allerdings betitelt das US-amerikanische Branchenmagazin "Variety" die Summe auf 150 bis 200 Millionen Dollar (132 bis 176 Millionen Euro).
Auch Neil Young trat 2021 die Rechte an einigen seiner Songs ab, darunter Klassiker wie "Heart of Gold", und zwar an den Investmentfonds Hipgnosis. Ähnliche Mega-Deals schlossen Shakira und Stevie Nicks von Fleetwood Mac und Soul-Ikone Tina Turner, die die Rechte an ihrem Solo-Werk für einen unbekannten Preis an die Verlagsgesellschaft BMG verkauft hat. Zuletzt verkaufte Grammy-Preisträger Bruce Springsteen seinen gesamten Musikkatalog für rund 500 Millionen Dollar an Sony. Warum geben international erfolgreiche Musikerinnen und Musiker die Rechte an ihrer Musik ab?
Mit Songrechten lässt sich jahrzehntelang gutes Geld verdienen
"Die Motivlage wird unterschiedlich sein", meint Musikökonom Peter Tschmuck von der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. "Bei Bob Dylan wird es vielleicht eine Art von Vorsorge für die nächste Generation sein, aber bei den Jüngeren könnte es eine zusätzliche Einnahmequelle sein, da ja viele Auftrittsmöglichkeiten weggefallen sind."
Songrechte sind ein wahrhaftiger Schatz: Wer sie besitzt, kassiert. Und zwar immer dann, wenn ein Song verwertet wird, und das bis zu 70 Jahre nach dem Tod des Musikers. Ob nun in Filmen, in der Werbung, als Coverversion, bei Live-Auftritten oder auf Streamingportalen wie Spotify und Netflix. Ein Beispiel: Das eingangs erwähnte Unternehmen Hipgnosis hält die Rechte an allein vier Songs, die in der vierten Staffel von "The Crown" zu hören sind. Das heißt, bei jedem Bingewatching klingelt die Kasse.
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Warum Musiker kaum von Streamingdiensten profitieren
Bislang allerdings selten bei den Künstlern selbst. "Es gibt noch immer viele Altverträge, bei denen die Künstler beim Musikstreamen quasi so behandelt werden wie beim Verkauf von Tonträgern", sagt Peter Tschmuck. "Da gab's dann Klauseln, wo im Vertrag zum Beispiel zehn bis zwölf Prozent Umsatzbeteiligung vereinbart wurden." Beim Tonträgerverkauf war das kein schlechter Deal, übertragen auf die doch sehr geringen Abopreise bei Streamingdienst kann davon aber kein Künstler mehr leben. In der Vergangenheit gab es deswegen massiv Protest und Kritik aus der Musikszene. Thom Yorke von Radiohead etwa weigert sich bis heute, seine Musik auf Spotify zu stellen.
Welche Rolle spielt Streaming für Musiker?
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Seit 2015 beschäftigt sich sogar die Europäische Kommission mit dem Thema "Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt". 1110 europäische Künstler hatten damals an die Kommission appelliert. Ihre Kritik richtete sich unter anderem gegen YouTube: Die Plattform war bis dato von einer Lizenzierungspflicht befreit und sicherte sich damit einen ziemlich unfairen Geschäftsvorteil innerhalb der Branche. 2019 verabschiedete die Kommission dann die Richtlinie zum "Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt", was wiederum massive Proteste von YouTubern und anderen Influencer nach sich zog. Und es ist noch längst nicht ausdebattiert.
Wer oder was steckt hinter Hipgnosis?
Fest steht, dass Konzerte für Musiker weiterhin die lukrativste Einnahmequelle sind und nicht die Tonträgerverkäufe oder die Erlöse aus den Streamingdiensten. Eine Erklärung also, warum gerade jüngere Künstler lieber einmalig eine große Summe kassieren, anstatt immer wieder Kleckerbeträge, die für manche kaum zum Leben reichen. Bei berühmten Künstler reicht auch schon mal der Verkauf von nur einem Song, wie etwa "SexyBack" von Justin Timberlake und Timbaland oder Adeles "Set Fire to The Rain".
Die zwei sind keine Unbekannten in der Branche. Mercuriadis managte neben Elton John, Iron Maiden, Guns n' Roses und Beyoncé auch seinen Kompagnon Rodgers, seines Zeichens Mitglied der Band Chic und Produzent unter anderem für David Bowie und Madonna.
Faire Deals für Musiker?
Auf der Hipgnosis-Webseite ist zu lesen, dass die beiden nicht nur ihren Aktionären Gewinn verschaffen, sondern auch den Künstlern faire Summen für die Songrechte anbieten wollen: The-Dream, Songwriter, Produzent und einer der ersten, der Deals mit bei Hipgnosis abschloss, erhielt über 18 Millionen Pfund für seine Rechte an Songs wie "Single Ladies" von Beyoncé.
Hipgnosis' Geschäftspolitik könnte einer der Gründe sein, warum sich etwa Neil Young dazu entschloss, 50 Prozent seiner Rechte an das Unternehmen zu übertragen. Der Musikgigant hatte sich zuvor immer geweigert, dass seine Musik etwa für Werbung lizenziert wird. In seinem 1988 erschienen Lied "This note's for you" singt er sogar "Ain't singing for Pepsi, ain't singing for Coke".
Die Angst, dass ihre Musik zweckentfremdet wird, hat in der Vergangenheit viele Künstler davon abgehalten, ihre Rechte zu verkaufen. "In den USA ist es vor allem die Angst gewesen, dass Trump die Rechte nutzt", scherzt Musikwissenschaftler Peter Tschmuck.
Wer weiß, womöglich wird die Abwahl Trumps nun noch weitere Künstler motivieren, ihre Rechte zu veräußern. In jedem Fall ist Bewegung in der Musikindustrie zu bemerken, und so umtriebig, wie sich zuletzt Hipgnosis zeigte, wird es bestimmt noch die eine oder andere Überraschung beim Musikrechte-Monopoly geben. Jetzt hat die US-Alternative Rockband Red Hot Chili Peppers für eine gesorgt: Sie haben Hipgnosis ihren gesamten Katalog verkauft - für geschätzte 140 Millionen Dollar.
Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom Januar 2021.