Verkehrsreiche Fischtreppe
8. Januar 2013Wehre, Wasserkraftwerke, Stauseen oder Talsperren bedeuten oft unüberwindbare Hindernisse für die vom Aussterben bedrohten Lachse, Störe oder Flussaale. Und weltweit werden immer mehr Flüsse durch derartige Bauwerke blockiert. Ein echtes Problem, denn wenn die Fische die Oberläufe der Flüsse nicht erreichen können, können sie auch nicht laichen und sterben aus. Das bedroht die Existenz von Fischern und die Nahrungsmittelversorgung ganzer Länder.
Eine einfache Lösung ermöglicht es den Fischen trotz Barriere zu ihren Laichplätzen zu kommen: Die Fischtreppe. Die größte Fischaufstiegsanlage Europas befindet sich im schleswig-holsteinischen Geesthacht und wurde 2010 eröffnet. Seitdem haben viele typische Elbfische, wie Zander, Hechte und Welse oder Aale und Meerforellen den Aufstieg passiert. Eine 50 Zentimeter lange Quappe, fast ein Kilogramm schwer, war der millionste Fisch, der die Fischtreppe erklommen hat.
Wanderhilfe für große Fische
Die spezielle Fischtreppe in Geesthacht wurde gebaut, um den Wanderfischen beim Überwinden der dortigen Staustufe zu helfen. Letztere sorgt seit 1960 für einen gleichmäßigen Tiefgang in der Ober- und Unterelbe. Dies vereinfachte zwar die Schifffahrt auf der Elbe, machte es aber besonders den größeren Fischen umso schwieriger: Durch die rund fünf Meter hohe Barriere konnten sie nicht mehr zu ihren Laichplätzen im oberen Flusslauf vordringen. Seit September 2010 gibt es deshalb eigens für die größeren Elbfische eine Aufstiegshilfe. Mit 550 Metern Länge und 16 Metern Breite ist die Fischtreppe in Geesthacht die größte Europas.
Immer der Strömung nach
Rund 50 Becken, mit jeweils einem Höhenunterschied von neun Zentimetern, gilt es für die Fische zu durchqueren. Dass die Betonkonstruktion dabei weniger natürlich aussieht als ein ursprünglicher Flußlauf, irritiert die Fische nicht: Sie orientieren sich anhand von Strömungen. Im Eingangsbereich sorgt deshalb eine Leitströmung dafür, dass die wandernden Fische den Einstieg in die Anlage finden. Weitere Strömungspfade leiten die Fische danach den Aufstieg weiter hinauf.
Aale, die eher als schwimmschwach gelten, nehmen die sogenannten Aalleitern - bewässerte Bürstenstraßen neben den Becken. In Ruhezonen können sich die Fische während des Aufstiegs eine Pause gönnen.
Jeder Fisch zählt
Oben angekommen - kurz vorm Zieleinlauf zurück in den Fluss - heißt es für die Fische erst einmal: Durchzählen! In einer Reuse am oberen Treppenausgang werden sie gefangen und dann wieder in die Elbe gesetzt. Seit der Eröffnung vor zweieinhalb Jahren sind so eine Million Fische zu ihren Laichplätzen zurückgekehrt, wie aus den Aufzeichnungen des Instituts für angewandte Ökologie hervorgeht. Täglich passieren demnach rund 40.000 Fische die Treppe.