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Wechselt BVB-Star Bellingham zu Real Madrid?

Calle Kops
7. Mai 2023

Auf dem Platz geht das spannende Fernduell um die Meisterschale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München weiter. Hinter den Kulissen läuft der Kampf um den Verbleib des werthaltigsten BVB-Profis Jude Bellingham.

BVB-Profi Jude Bellingham jubelt nach seinem Tor zum 4:0 gegen den VfL Wolfsburg
Abschied oder "nur" Torjubel? BVB-Profi Jude Bellingham freut sich über sein Tor zum 4:0 gegen den VfL WolfsburgBild: Martin Meissner/AP/picture alliance

Borussia Dortmund hält im Titelrennen der Fußball-Bundesliga Anschluss an Tabellenführer FC Bayern. Der BVB setzte sich daheim souverän mit 6:0 (3:0) gegen den VfL Wolfsburg durch. Vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion trafen Karim Adeyemi (14./59. Minute), Sébastien Haller (29.), Donyell Malen (37.) und Jude Bellingham (54./86.) für die Gastgeber. Adeyemi verschoss zudem einen Foulelfmeter (65.). Die Bayern hatten bereits am Vortag mit 2:1 bei Werder Bremen gewonnen. Die Dortmunder lauern also weiter mit einem Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München auf Platz zwei. Noch drei Spieltage sind zu absolvieren, alles ist noch möglich.

Gerüchteküche

Alles möglich scheint allerdings auch bei der Frage nach der Zukunft von BVB-Mittelfeldstar Jude Bellingham. Der englische Nationalspieler soll sich für eine Zukunft bei Real Madrid entschieden haben, hieß es unter der Woche in den spanischen Medien. Die Sportzeitung "Marca" wusste zu berichten, dass die Königlichen mit dem 19-Jährigen eine "Grundsatzvereinbarung" über einen Vertrag bis 2029 getroffen haben. Der zuvor als Favorit gehandelte FC Liverpool soll angesichts der hohen Kosten aus dem Poker ausgestiegen sein. Auch der FC Chelsea sei aus dem Rennen, hieß es.

Ein gutes Team: die Doppeltorschützen Karim Adeyemi (l., 1:0 und 5:0) und Jude Bellingham (r., 4:0 und 6:0)Bild: Moritz Mueller/IMAGO

Die Konkurrenz, die spanische "AS", hingegen konterte: Die Einigung, so berichteten ihr "absolut zuverlässige Quellen", sei weder vollzogen noch wahrscheinlich. Die Königlichen befürchteten, aus England eiskalt überboten zu werden, und wollten das Rattenrennen nicht mitmachen. Wie auch immer, der Poker um Jude Bellingham, eines der heißesten Eisen für den Transfermarkt im Sommer, läuft auf Hochtouren. Sicher lässt sich derzeit nur eines sagen - eine der spanischen Top-Sportzeitungen liegt falsch.

Nur die Ruhe

Inmitten der Aufregung hält sich der Mittelfeldakteur von Borussia Dortmund neben dem Platz ganz vornehm zurück. Er kann fast minütlich dabei zusehen, wie seine Aktien steigen, beim Flug vom "Sprungbrett" BVB ist eine weiche Landung garantiert. Da seine Zukunft für die Dortmunder aktienkursrelevant ist, wird der Klub keine Wasserstände melden: Laut "AS" kann der BVB die verschiedenen Angebote genüsslich untereinander ausspielen.

Nach Angaben von Sebastian Kehl liegt allerdings bislang kein solches für Bellingham vor. "Aktuell gibt es keinen neuen Stand, kein Angebot, nichts, was wir verkünden können", sagte der Sportdirektor Kehl beim Streamingdienst DAZN vor dem Spiel gegen Wolfsburg. "Dass die Gerüchte um solch einen Spieler Fahrt aufnehmen, ist nicht verwunderlich. Die Saison geht in die Endphase, auch in den anderen Ligen", sagte Kehl.

Jude Bellingham ist auch in der englischen Nationalmannschaft eine feste Größe gewordenBild: Mike Egerton/PA Images/IMAGO

Auf die Frage nach den unliebsamen Störgeräuschen im Meisterkampf reagierte BVB-Coach Edin Terzic mit einem müden Lächeln. Schlagzeilen wie die über einen Wechsel von Bellingham im Sommer zu Real sind die Dortmunder mittlerweile gewohnt. "Jetzt kam die Nachricht aus Spanien. Davor die Wochen kam sie aus England. Einmal kam sie sogar aus Frankreich", kommentierte Terzic die jüngsten Spekulationen über die Zukunft des Ausnahmetalents. Gelassen verwies der Trainer auf ähnliche Erfahrungen am Ende der vergangenen Spielzeiten: "Letztes Jahr war es Erling Haaland, davor war es Jadon Sancho. Das sind Themen, die finden weder bei uns in der Kabine noch im Trainerbüro Platz. Uns geht es nur darum, dass wir am Saisonende noch etwas Schönes in der Hand haben wollen."

Titel im Fokus

Nach Außen dreht sich beim BVB also alles um das Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Bayern um den Titel. Auch für Bellingham, immer noch erst 19, wäre die silberne Meisterschale in jeder Beziehung Gold wert. "Ganz ehrlich: Es würde mir alles bedeuten. Es würde mir die Welt bedeuten", sagte der englische Nationalspieler über die Chance, dem FC Bayern "das Ding" zu entreißen. Die andauernde Achterbahnfahrt mahnt Bellingham jedoch zur Vorsicht. "Ich möchte nicht groß darüber reden und mich in eine Situation bringen, in der ich das Gefühl habe, ich hätte schon gewonnen", sagte er. "Denn es kommen immer noch harte Spiele." Und: "Die Dinge ändern sich schnell."

"Niemals aufgeben" im Titelrennen: Jude Bellingham, Marco Reus, Mats Hummels und Giovanni Reyna (l.-r.)Bild: INA FASSBENDER/AFP/Getty Images

Nicht nur für den BVB, der in der Tabelle immer mal wieder vor den Bayern stand - und dann doch wieder dahinter, wie auch nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Auch für Bellingham selbst, der lange extrem dominant spielte, dann einen längeren Durchhänger hatte und jetzt wieder im Kommen ist. Stets mit seiner ab und an übertrieben wirkenden Art, alles abzugrätschen und danach die Fans aufzupeitschen. Er will sehr jung schon Führungsspieler sein.

Steile Karriere

In England löst derartiges Verhalten größtes Interesse aus. Dem BVB war schließlich gelungen, Bellingham für 25 Millionen Euro von Birmingham City unter dem Radar aus dem Blickfeld der Superreichen in der Premier League zu ziehen. Bereits im Alter von 15 Jahren war sein Können auf dem Fußballplatz so fortgeschritten, dass er in der U23-Mannschaft von Birmingham spielen durfte. Im August 2019 stand Bellingham erstmals im EFL-Cup auf dem Platz, wo er im Spiel gegen Swansea City eingewechselt wurde. Mit seinen damals 16 Jahren war er der jüngste Spieler, der jemals im Trikot von Birmingham City auf dem Platz gestanden hatte. Nur sechs Tage später schaffte er den zweiten Rekord: Mit seinem Siegtor gegen Stoke City kürte er sich selbst zum jüngsten Torschützen in der Geschichte des Vereins.

Jude Bellingham im Trikot von Birmingham City in der Partie gegen Swansea CityBild: Jacob King/dpa/picture alliance

Schnell erarbeitete sich Bellingham einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld von Birmingham. Im Juli 2020 wechselte er schließlich zu Borussia Dortmund. Von Nationaltrainer Gareth Southgate wurde er im November des gleichen Jahres im Alter von nur 17 Jahren in die englische Fußball-Nationalmannschaft berufen.

Nun könnte Bellingham vom BVB mit einem gewaltigem Aufschlag nach England zurück verkauft werden, nach Liverpool oder Manchester. Oder eben nach Madrid, wo ein Erbe der Generation Luka Modric/Toni Kroos gesucht wird. Bellinghams Vertrag in Dortmund  läuft bis zum 30. Juni 2025, eine exzellente Verhandlungsbasis. Nach Angaben der "Sport Bild" erhofft sich die Borussia eine Ablöse von 150 Millionen Euro. 2020 hat "Juuuuuude", wie ihn die Fans rufen, beim Transfer nach Dortmund noch ein Sechstel davon gekostet. Versuche der Dortmunder, den Jungstar noch ein Jahr zu halten, sind wenig Erfolg versprechend. Zumal ein Verkauf erst im Sommer 2024 mit finanziellen Abstrichen verbunden wäre.

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Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 6:0 (3:0)

Tore: 1:0 Karim Adeyemi (14.), 2:0 Sebastien Haller (28.), 3:0 Donyell Malen (37.), 4:0 Jude Bellingham (54.), 5:0 Karim Adeyemi (59.), 6:0 Jude Bellingham (86.)

Bes. Vorkommnis: Karim Adeyemi schießt Foulelfmeter über das Tor (65.)

Zuschauer: 81.365 (ausverkauft)

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