Schwarze Bürgerrechtlerin ist weiß
14. Juni 2015In den USA sorgt der Fall einer Bürgerrechtsaktivistin (Artikelbild, M.) für Empörung, die sich als Frau afroamerikanischer Abstammung ausgibt, nach Angaben ihrer leiblichen Eltern aber weiß ist. Die Eltern der 37-jährigen Rachel Dolezal sagten dem Sender CNN, sie seien traurig und verletzt und verstünden nicht, weshalb ihre Tochter nicht zu ihrer Identität stehe. Sie zeigten zudem Lokalmedien die Geburtsurkunde und Kinderfotos ihrer Tochter - diese zeigen ein blondes, hellhäutiges Mädchen.
Heute jedoch tritt Rachel Dolezal mit schwarzen kurzen Locken und brauner Haut auf und vertritt als lokale Präsidentin der Bürgerrechtsorganisation NAACP (Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen) in ihrer Stadt Spokane im Bundesstaat Washington die schwarze Gemeinde. Bei der Polizei ist sie als Vermittlerin tätig. Nun ist für keine der Positionen Bedingung, schwarz zu sein, nach einem Bericht der Zeitung "Coeur d'Alene Press" gab Dolezal aber bei der Bewerbung an, schwarzer, weißer und indigener Abstammung zu sein.
Ihre Tochter habe ihnen nie erklärt, "weshalb sie das tut und unehrlich und irreführend mit ihrer Identität umgeht", sagte ihre Mutter Ruthanne Dolezal. Der Kontakt zu der 37-Jährigen sei seit langem abgebrochen. Die Verwaltung von Spokane erklärte, sie nehme die Vorwürfe "sehr ernst" und prüfe, ob Richtlinien verletzt wurden. Die NAACP erklärte, sie stehe hinter Dolezal und respektiere ihre Privatsphäre. Rasse sei kein Kriterium für die Vertretung der Organisation.
Weniger entspannt reagierten viele Twitter-Nutzer. Unter den Hashtags #transracial, #wrongskin und #racheldolezal äußerten sich viele User empört.
Die Aktivistin selbst reagierte zunächst nicht auf die Vorwürfe. Jüngst brach sie ein Interview mit einem örtlichen TV-Reporter ab. Er hatte sie gerade heraus gefragt: "Sind Sie Afroamerikanerin?" Gegenüber der NAACP kündigte sie an, sich am Montag beim Treffen der Ortsgruppe in Spokane zu erklären. "Wie Sie vermutlich inzwischen wissen, kursieren in den nationalen und globalen Medien allerlei Unterstellungen über meine Familie, meine Rasse, meine Glaubwürdigkeit und über die NAACP", schrieb sie in einer Nachricht an die Mitglieder. "Ich habe die Situation, einschließlich persönlicher Fragen, mit dem Exekutivkomitee disktuiert. Ich unterstütze dessen Entscheidung, mit einer Stellungnahme bis Montag zu warten."
stu/wl (afp, ap)