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KonflikteIsrael

Vermittler drängen auf Waffenruhe im Israel-Hamas-Krieg

9. August 2024

Die USA, Ägypten und Katar rufen Israel und die Hamas auf, die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln rasch wieder aufzunehmen. Man habe keine Zeit mehr zu verlieren, hieß es.

Drei israelische Panzer fahren durch ein Gebiet bei Chan Junis
Israelische Panzer in der Nähe von Chan Junis (Archivbild)Bild: Mostafa Alkharouf/Anadolu/picture alliance

Angesichts der Sorgen vor einem großen Krieg im Nahen Osten fordern die Vermittler in einer gemeinsamen Erklärung die Konfliktparteien dazu auf, die Gespräche am 15. August in Doha oder Kairo fortzusetzen. Ein Rahmenabkommen liege "jetzt auf dem Tisch, es müssen nur noch die Details der Umsetzung geklärt werden". Die Rückkehr an den Verhandlungstisch sei nötig, "um alle verbleibenden Lücken zu schließen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen".

Die drei Staats- und Regierungschefs der Vermittlerländer boten an, einen finalen Überbrückungsvorschlag zur Lösung der immer noch bestehenden Probleme vorzulegen, die bisher dazu führten, dass entweder Israel oder die Terrororganisation Hamas dem Abkommen nicht zustimmten. Die Erklärung wurde vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani, dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichnet.

Seit Monaten führen Katar, Ägypten und die USA hinter den Kulissen Verhandlungen, um eine Waffenruhe im palästinensischen Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln aus der Hand der Hamas zu erreichen. Die Gespräche konzentrieren sich auf einen von Israel vorgeschlagenen Plan, den US-Präsident Biden im Mai vorgestellt hatte. Es sei an der Zeit, das Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln abzuschließen, hieß es nun. Es gebe "keine Zeit mehr zu verlieren".

Netanjahu stimmt zu

Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu stimmte der Wiederaufnahme der Gespräche zu. Israel werde am 15. August eine Delegation an den vereinbarten Ort schicken, um die Details zur Umsetzung eines Abkommens festzulegen. Das Forum der Angehörigen der Geiseln dankte den drei Vermittlern und appellierte nach einem Bericht der "Times of Israel" an Netanjahu und seine Regierung, "Führungsstärke zu zeigen" und ein Abkommen "für die Rückkehr aller Geiseln" zu schließen.

Ein US-Regierungsvertreter dämpfte jedoch die Erwartungen hinsichtlich einer zügigen Einigung. "Es ist nicht so, dass das Abkommen an dem Donnerstag unterschriftsreif sein wird", sagte er. Es gebe noch viel zu tun. Israel sei sehr aufgeschlossen für die Gespräche gewesen, fuhr der US-Regierungsvertreter fort. Er wies Spekulationen zurück, wonach Netanjahu eine Einigung hinauszögern würde. Bisher konnte nur eine einwöchige Waffenruhe im November erreicht werden, in deren Rahmen israelische Geiseln im Austausch für palästinensische Häftlinge freigelassen wurden.

Furcht vor einem großen Krieg

Zuletzt hatte sich der Konflikt im Nahen Osten erheblich zugespitzt. In der vergangenen Woche war der Politbüro-Chef der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, Ismail Hanija, in Teheran getötet worden. Die Hamas und der Iran machten Israel verantwortlich. Als Hanijas Nachfolger fungiert jetzt der bisherige Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahja Sinwar, der als Drahtzieher für den Überfall auf Israel am 7. Oktober gilt. Die EU, die USA, Deutschland und andere Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein.

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Kurz vor dem Tod Hanijas hatte das israelische Militär Fuad Schukr, den ranghöchsten Kommandeur der pro-iranischen Miliz Hisbollah, in Beirut getötet. Der Iran und die Hisbollah im Libanon drohten mit Vergeltung.

Bericht: USA warnen den Iran

Die USA warnten den Iran nach Informationen des "Wall Street Journal", dass seine neu gewählte Regierung und seine Wirtschaft einen verheerenden Schlag erleiden könnten, sollte ein Großangriff auf Israel erfolgen. Die Warnung sei Teheran direkt und über Mittelsmänner übermittelt worden, zitierte die Zeitung einen US-Beamten.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sicherte seinem israelischen Kollegen Joav Galant am Telefon den Beistand der USA zu und verwies auf die Verlegung zusätzlicher militärischer Kräfte in die Region, darunter Kampfflugzeuge vom Typ F-22 Raptor. Sie seien eine von vielen Maßnahmen zur Abschreckung, zur Verteidigung Israels und zum Schutz der eigenen Streitkräfte in der Region, schrieb Austin auf X.

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Attacken auf Gaza-Stadt

Im Gazastreifen setzen die israelischen Streitkräfte ihre Offensive fort. Bei Angriffen auf zwei Schulen in der Stadt Gaza wurden mindestens 18 Menschen getötet, wie die von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde mitteilte. Zudem habe es 60 Verletzte gegeben. Das Militär erklärte, die Schulen seien von der Hamas als Kommandozentren genutzt worden.

Zudem begann die israelische Armee im Gebiet von Chan Junis im südlichen Gazastreifen einen neuen Einsatz. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass sich in dem Gebiet Terroristen aufhielten und diese sich seit dem letzten Abzug der israelischen Streitkräfte dort neu organisierten, teilte das Militär mit. Zudem habe die Luftwaffe mehr als 30 Ziele der Hamas, darunter Waffenlager, attackiert. Bei den Angriffen seien mehrere Terroristen getötet worden.

Israel ordnet erneut Evakuierung aus Chan Junis an

Das israelische Militär war bereits mehrfach in Chan Junis gegen Hamas-Terroristen vorgegangen, hatte sich aber danach wieder auf feste Positionen außerhalb der Stadt zurückgezogen. Nach dem Abschuss mehrerer Raketen aus dem Gazastreifen ordnete das Militär Massenevakuierungen in der Gegend um Chan Junis an. Tausende Palästinenser verließen die Region. Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten Menschenmengen auf einer staubigen Straße. Die Mehrheit der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens wurde im Krieg vertrieben, oft mehrfach.

Eine palästinensische Frau flieht aus der Region Chan JunisBild: Abdel Kareem Hana/dpa/AP Photo/picture alliance

Ausgelöst wurde der Israel-Hamas-Krieg durch den beispiellosen Großangriff der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge etwa 1200 Menschen getötet. Zudem wurden rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 39.600 Menschen getötet.

kle/se/sti (afp, dpa, rtr)   

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