Verpatztes WM-Debüt für Lewandowski
19. Juni 2018Lange hatte er sich darauf gefreut, doch dann wurde das sehnsüchtig erwartete WM-Debüt zur bitteren Enttäuschung für Polens Torjäger Robert Lewandowski: kaum Offensivaktionen, nur wenige verwertbare Zuspiele und am Ende kein eigenes Tor. Bis auf einen Freistoß kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit hatte der Stürmer keine Torchance. Polen verlor gegen den Senegal mit 1:2. Während die zahlreich nach Moskau angereisten polnischen Fans den schwachen Auftritt ihres Teams mit lauten Pfiffen quittierten, kam für Lewandowski nach dem Abpfiff Trost von Ehefrau Anna. Sie nahm den niedergeschlagenen Ausnahmestürmer an der Haupttribüne in Empfang und versuchte, ihn mit einem Kuss wieder aufzubauen. Immerhin: Er lächelte.
Mit 29 Jahren spielt Lewandowski, dem sonst in seiner Karriere schon fast alles gelungen ist, zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft. Nicht nur für die Ronaldos, Neymars, Messis und Salahs dieser Welt soll sie die große Bühne werden - auch der stille Star aus Polen hat hohe Erwartungen an das Weltturnier. Lewandowski ist ehrgeizig und zeigte zuletzt immer wieder deutlich, dass ihm sein Dasein als unangefochtener Top-Torjäger der Bundesliga und das Meisterschaftsabonnement beim FC Bayern München nicht mehr genügt. Er wechselte den Berater, äußerte seinen Wunsch, den Klub zu verlassen. Real Madrid wurde als möglicher neuer Arbeitgeber genannt, eine 200-Millionen-Euro-Ablöse stand im Raum. Doch die Bayern-Bosse schoben den Träumen des Polen einen Riegel vor. "Das ist Quatsch", sprach Uli Hoeneß ein Machtwort. "Robert wird nicht verkauft und spielt nächste Saison bei uns."
Das Schaufenster bleibt dunkel
Möglich, dass Lewandowski diese Endgültigkeit nicht hinnehmen wollte. Eine herausragende WM würde die Anzahl der zahlungskräftigen Kaufinteressenten steigen lassen - und der FC Bayern würde irgendwann vielleicht doch noch weich!? Natürlich weiß niemand außer Lewandowski selbst, ob sich der Stürmer tatsächlich solche Gedanken gemacht hat. Fakt ist aber: Die erste Chance, sich ins größte und am besten beleuchtete Schaufenster zu stellen, hat Lewandowski verstreichen lassen. Es bleiben ihm noch zwei weitere Möglichkeiten: am Sonntag gegen Kolumbien und am Donnerstag kommender Woche gegen Japan.
Als Lewandowski und seine Mitspieler schon in der Kabine waren, analysierte Adam Nawalka die Niederlage: "Wir wussten viel über Senegal, hatten einen Plan. Pläne sind aber eine Sache, die Umsetzung eine andere", sagte Polens Nationaltrainer. "Wir hatten viel Ballbesitz, was zählt ist aber das Ergebnis. Wir haben schlecht gespielt." Und das traf auch auf Robert Lewandowski zu.