1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Versagen in Sousse

28. Februar 2017

Britische Ermittlungen kritisieren die Reaktion der tunesischen Polizei während ihres Anti-Terror-Einsatzes am Strand von Sousse. Die Untersuchungsergebnisse haben für die Angehörigen der Opfer weitreichende Folgen.

Tunesien Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags
Bild: Reuters/Z. Bensemra

Eine richterliche Untersuchung in Großbritannien hat der tunesischen Polizei wegen des Terroranschlags von Sousse im Jahr 2015 ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Die Reaktion der örtlichen Polizei sei "bestenfalls stümperhaft, im schlimmsten Fall feige" gewesen, sagte Ermittlungsrichter Nicholas Loraine-Smith zum Abschluss der Untersuchung.

Der Schütze Seifeddine Rezgui hatte in einer Hotelanlage des Badeorts Sousse 38 Menschen getötet, bevor er selbst erschossen wurde. 30 seiner Opfer waren Briten. Die Reaktion der Polizei auf den Anschlag hätte "viel wirksamer ausfallen können und müssen", resümierte der Richter. Sicherheitskräfte am Strand hätten weder über Waffen noch über Funksprechgeräte verfügt.

Klage gegen TUI geplant

Die Untersuchung habe keine Hinweise auf Fahrlässigkeit von Seiten des Reiseveranstalters TUI ergeben, sagte Loraine-Smith weiter: "Es gab nichts, was das Hotel vor der Attacke hätte tun können." Bei der gerichtlichen Untersuchung in Großbritannien handelte es sich nicht um ein Strafverfahren, es gab keine Verurteilungen. Die Erkenntnisse der Untersuchung können aber in etwaigen Zivilverfahren genutzt werden.

Hinterbliebene der Opfer planen eine Klage gegen TUI. Diese werde bald eingereicht, sagte die Klägeranwältin Kylie Hutchinson. Die Kläger werfen der Reisegesellschaft vor, nicht ausreichend auf die Gefahren einer Reise nach Tunesien aufmerksam gemacht zu haben. Es sei wichtig, dass "die gesamte Reiseindustrie aus den Ereignissen von Sousse lernt, um das Risiko solcher katastrophaler Ereignisse künftig zu verringern", so Hutchinson. "Wir haben bereits Schritte eingeleitet, um die Aufmerksamkeit für die Reisewarnungen des Außenministeriums zu erhöhen", teilte TUI in Großbritannien mit.

Tunesiens Botschafter in London, Nabil Ammar, räumte Versäumnisse der Polizei ein. "Die Polizei war nicht so bereit, wie sie es hätte sein müssen", sagte Ammar der BBC. Inzwischen seien die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz ausländischer Urlauber in Tunesien erheblich verstärkt worden, beteuerte er.

pab/jj (afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen