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"Versautes" Kölner Europapokal-Comeback hat Folgen

15. September 2017

Sportlich hat sich der 1. FC Köln im ersten Europacupspiel nach 9115 Tagen Pause gut verkauft. Doch das Sportliche rückt wegen der Zwischenfälle vor dem Anpfiff beim FC Arsenal in den Hintergrund. Nun ermittelt die UEFA.

FC Arsenal  - 1. FC Köln Fans Wilde Horde Ultras
Kölns Anhänger sorgten für tolle Stimmung im Stadion (Foto) - eine kleine Gruppe Gewaltbereiter trübten das BildBild: picture-alliance/AP/K. Wigglesworth

Auf Lob und Schulterklopfen hatte beim 1. FC Köln nach dem fußballerisch über weite Strecken guten Auftritt beim FC Arsenal niemand mehr Lust. Zu sehr überlagerten die Vorkommnisse im Vorfeld des Spiels das langersehnte Europacup-Comeback der Kölner. Sportlich war es ein Tag für die Vereinshistorie, die Leistung war ehrenhaft, die Stimmung während des Spiels einzigartig. Dennoch sah man beim FC fast nur betrübte Gesichter. Die 1:3 (1:0)-Niederlage beim FC Arsenal, die Verletzung von Jonas Hector, die sich einen Tag später als Syndesmoseriss im rechten Sprunggelenk herausstellte und eine monatelange Pause für den Nationalspieler nach sich ziehen wird. Vor allem aber die von Kölner Fans initiierten Ausschreitungen beim Betreten des Stadions, die schließlich für eine Verschiebung des Anpfiffs um eine Stunde sorgten - und fast sogar zur Absage der Partie geführt hätten, drückten gehörig auf die sonst stets gute Kölner Stimmung.

Die Europäische Fußball Union (UEFA) leitete Ermittlungen gegen beide Klubs ein. Gegen die Kölner wegen ihres Blocksturms und der Prügeleien mit Ordnern im Stadion. Zudem kam es mehrfach zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern und zu Sachbeschädigungen. Gegen die Gastgeber wird wegen des Versperrens der Zugänge zum Gästeblock ermittelt. Der mittlerweile in Japan tätige einstige Kölner und Ex-Arsenal-Spieler Lukas Podolski bezog via Twitter deutlich Stellung. "Wegen 50 Leuten wird alles schlecht gemacht. Lächerlich. Die Stimmung im Stadion war geil", kommentierte der Weltmeister.

Vor allem die britischen Zeitungen sparten dagegen am Freitag nicht mit teilweise heftiger Kritik. Der "Mirror" schrieb von einem "Rückfall in die beschämende Zeit der Hooligans in den 80ern". Arsenals Teammanager Arsene Wenger stellte sachlich fest: "Die Kölner haben 25 Jahre darauf gewartet, zurückzukommen. Und dann versauen sie sich den ersten Abend." Deshalb waren auch die Kölner Profis sauer auf die eigenen Fans. Der Dank an sie fiel trotz der insgesamt beeindruckenden Unterstützung kalt aus. "Wir heißen das als Spieler nicht gut. Das hat man auch bei der Begrüßung der Fans gesehen, die sehr kurz und knapp ausfiel", berichtete Torhüter Timo Horn. "Im Endeffekt schaden die Fans, die sowas machen, dem Verein."

Spiel kurz vor der Absage

In der Tat könnte die Kölner Fangewalt noch schmerzhafte Folgen haben. Von einer mit Sicherheit folgenden Geldstrafe abgesehen, sind auch Sanktionen wie ein Zuschauerteilausschluss für eines der kommenden Europa-League-Spiele möglich. Kölns Trainer Peter Stöger wollte zu den Vorfällen nichts sagen. Doch das musste er auch nicht: Die Wut war ihm deutlich anzumerken. "Zu den Fans gebe ich keinen Kommentar ab", sagte der Österreicher ungewohnt schmallippig und erklärte auf wiederholte Nachfragen nur: "Ich bin Trainer, ich kümmere mich um die Mannschaft."

Kölns Trainer Peter Stöger, der sonst viel von den FC-Fans hält, fand es überhaupt nicht spaßigBild: picture-alliance/Citypress/S. Bowen

Nur wenig gesprächiger war Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. "Wenn ein Spiel eine Stunde später beginnen muss, ist das nie schön und gut", sagte er. Auf die Frage, wie eng die Partie vor einer Absage gestanden habe, sagte Schmadtke: "Relativ eng."

Einen Tag später, bei der Pressekonferenz am Freitag vor dem Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund, gab es ebenfalls keine Stellungnahme des Vereins zu den Vorkommnissen in London. Diesbezügliche Fragen an Trainer Peter Stöger waren während der Presse nicht erwünscht. Allerdings kündigte der Verein "zeitnah" nach Aufarbeitung der Vorfälle eine Mitteilung an.

UEFA-Entscheidung nächsten Donnerstag

Aus England wurde bekannt, dass die Durchführung des Spiels letztendlich auch eine Maßnahme war, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Ein Arsenal-Sprecher erklärte, man habe sich für die Austragung des Spiels entschieden, weil man es für die sicherere Variante gehalten habe. Im Falle einer Absage hätte man wohl Schlimmeres befürchtet. Arsenal-Kapitän Per Mertesacker berichtete laut "Bild"-Zeitung davon, dass man den Familien der Spieler geraten habe, nicht in das Stadion zu kommen.

Eine etwas merkwürdige Aussage gab es von FC-Vizepräsident Toni Schumacher: "Wenn es den Versuch eines Platzsturms gegeben hat, dann verstehe ich die Motivation", sagte der ehemalige deutsche Nationaltorhüter dem "Express", ergänzte aber gleichzeitig, er könne dieses Fehlverhalten nicht gutheißen. "Wir sind hier Gäste und sollten uns auch als solche benehmen."

Nun müssen sich die Kölner und ihre Fans eine knappe Woche lang gedulden, bevor die Konsequenzen des "versauten" Europapokal-Comebacks feststehen. Die UEFA-Disziplinarkommission wird sich am kommenden Donnerstag mit dem Fall beschäftigen.

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