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Verstappen wird Formel-1-Weltmeister

Marko Langer (mit dpa, SID)
12. Dezember 2021

Das Formel-1-Finale in Abu Dhabi hätte nicht spannender verlaufen können. Erst in der allerletzten Runde zieht Max Verstappen an seinem Rivalen Lewis Hamilton vorbei. Der sah lange wie der sichere Sieger aus.

Formel 1 | Großer Preis von Abu Dhabi - Max Verstappen gewinnt
Der neue Champion Max Verstappen (rechts) neben Lewis HamiltonBild: HAMAD I MOHAMMED/REUTERS

Jos Verstappen klopfte mit der Hand auf die Schulter seines Sohnes, rüttelte an ihm, als wollte er sagen: "Du hast es geschafft." Max Verstappen saß da, wenige Minuten nach dem Rennende, in der Red-Bull-Box und konnte augenscheinlich nicht wirklich fassen, was gerade geschehen war. In der letzten Runde einer an Spannung nicht armen Formel-1-Saison hatte der Niederländer dem britischen Überfahrer Lewis Hamilton den Weltmeister-Titel entrissen. Kurz darauf wurde Verstappen zur Hymne seines Heimatlandes als neuer Champion geehrt. "Ich konnte nicht mehr sitzenbleiben", sagte der Vater zum Rennfinale anschließend bei Sky. "Ich kann es noch fast nicht glauben, was da passiert ist." 

Den Start vergeigt

Dabei hatte es an diesem Sonntag lange gar nicht gut ausgesehen für den 24-jährigen Verstappen. Zwar war er von der Pole Position aus ins Rennen in Abu Dhabi gegangen, aber schon der Start auf den schnelleren, weichen Reifen ging daneben. Lewis Hamilton zog an Verstappen vorbei und sollte über lange Zeit das Rennen anführen. "Das war ein Scheiß-Start", sagte Verstappen später. Und als alle schon dachten, Hamilton hätte den achten WM-Titel sicher im Sack, nahm das Rennen der beiden Rivalen, die punktgleich gestartet waren, ein unerwartetes Ende. 

Die Flagge für den neuen Weltmeister Bild: KAMRAN JEBREILI/REUTERS

Die vielen Fans in Orange auf den Tribünen waren zwischenzeitlich immer leiser geworden. Denn nach dem verpatzten Start ihres Stars ließen auch noch die Reifen nach - nicht überraschend. Der Plan, mit den Softs einen Vorsprung rauszufahren, schlug komplett fehl. In Runde 14 wechselte Verstappen als Erster die Gummis und stieg auf die härteste Mischung um.

Taktik an den Boxen 

Mercedes reagierte einen Umlauf später, obwohl Hamilton noch hätte weiterfahren können. Ein Sicherheits-Boxenstopp - dem Gegner nur keinen möglichen taktischen Vorteil lassen. Aber: Hamilton hatte nun Verstappens Geleitschutz Perez vor sich. Knapp zwei Runden lang hielt der Mexikaner hart dagegen, kostete den Mercedes-Mann rund sechs Sekunden, ehe dieser sich wieder an die Spitze setzte. "Checo ist eine Legende", lobte Verstappen seinen Teamkollegen via Funk.

Jubel nach dem Rennende bei Red Bull Bild: HAMAD I MOHAMMED/REUTERS

Nun war der Niederländer nur noch eine Sekunde hinter Hamilton, der sich aber anschließend wieder absetzen konnte. Dann folgte ein Virtuelles Safety Car. Red Bull versorgte Verstappen in Runde 37 mit neuen Mediums - Hamilton blieb aber draußen auf der Strecke. Sein Vorsprung betrug nur noch 17 Sekunden. Und dieser schmolz! 

"Unglaublich, Leute"

In Runde 53 von 58 gab es dann nach einem Unfall von Nicholas Latifi eine Safety-Car-Phase, die über den Ausgang des Rennens - und der WM - entscheiden sollte. Denn bei dem Restart lag Verstappen mit unverbrauchten Reifen direkt hinter Hamilton, der ja nicht wieder in die Box geholt worden war. "Das ist unglaublich, Leute", schimpfte der Brite, dessen Stimme auf den letzten Kilometern längst nicht mehr so fest und entspannt wie gewohnt war. Nach der Rennfreigabe zog Verstappen in einem letzten Duell noch vor Hamilton. Der Titel!

Erschöpfter, fairer Verlierer: Lewis HamiltonBild: KAMRAN JEBREILI/AFP/Getty Images

"Das ist unglaublich, Jungs", funkte Verstappen gleich nach der Zieldurchfahrt mit zittriger Stimme an die Box: "Können wir das bitte in den kommenden zehn bis 15 Jahren zusammen machen?" Er wolle "bis ans Lebensende bei diesem Team bleiben, ich liebe sie", sagte er später noch. Hamilton dagegen saß lange in seinem Auto, behielt den Helm auch danach noch auf. Aber dann gratulierte er dem Rivalen fair und sportlich. Die von vielen Beobachtern befürchtete harte Auseinandersetzung mit einem möglichen Crash war ausgeblieben.

Proteste von Mercedes abgewiesen

Nach dem Ende legte der Mercedes-Rennstall Protest wegen zweier angeblicher Verstöße gegen das Reglement ein. Dabei ging es einerseits darum, dass kein Fahrer ein anderes Auto überholen darf, solange das Safety Car das Feld anführt. Vor dem Restart hatte Verstappen am Ende der vorletzten Runde allerdings beschleunigt und sich zeitweilig neben den vorausfahrenden Hamilton gesetzt. Dieser Protest wurde zuerst abgewiesen. "Obwohl Verstappen sich für einen sehr kurzen Zeitraum leicht vor Hamilton bewegte, als beide beschleunigten und bremsten, bewegte er sich wieder nach hinten und nicht nach vorne, als die Safety-Car-Phase endete", begründeten die Stewards ihr Urteil.

Zudem protestierte Mercedes dagegen, dass vor dem Ende der für den Ausgang des Rennens vorentscheidenden Safety-Car-Phase fünf überrundete Rennwagen zwischen Hamilton und Verstappen das Safety Car überholen durften, die überrundeten Boliden hinter dem Niederländer aber nicht. Hierzu stellten die Stewards fest, dass Renndirektor Michael Masi laut Reglement befugt ist, das Safety Car zu kontrollieren, dazu gehören dessen Einsatz und Abzug. Eine nachträgliche Verkürzung der Renndauer, wie von Mercedes angeregt, sei zudem ein nicht angemessener Eingriff.

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