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Verwirrung um Wirksamkeit chinesischer Impfstoffe

12. April 2021

Nachdem ein hochrangiger chinesischer Virologe zunächst die Wirksamkeit der vier zugelassenen Impfstoffe angezweifelt hatte, rudert er nun zurück und spricht von einem Missverständnis.

Chinesischer Corona-Impfstoff in einer Klinik auf den Seychellen
Chinesische Impfstoffentwickler sind auf Tests in Drittländern angewiesen, weil es kaum noch Coronafälle in China gibt. Bild: Rassin Vannier/AFP/Getty Images

Mit seiner Aussage bei einer Fachkonferenz in Chengdu,  dass chinesische Impfstoffe "keine sehr hohen Schutzraten" erzielen, hatte der Leiter des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle- und Prävention Gao Fu allerhand Aufmerksamkeit auf sich gezogen. 

Doch schon kurz darauf relativierte er seine Aussage. Es sei ihm darum gegangen, die durchaus vorhandene Wirksamkeit der Impfstoffe noch weiter zu erhöhen, etwa indem man verschiedene Präparate verabreicht. Er habe also eine entsprechende "wissenschaftliche Vision" dargelegt, sagte er gegenüber der Global Times.  

Die Argumentation von Fu deckt sich indes mit dem, was bisher über die Wirksamkeit der vier bislang in China zugelassenen Vakzine bekannt ist. Unwirksam sind sie nämlich keineswegs.

Drei Totimpfstoffe, ein Vektorimpfstoff

Bei drei Vakzinen (zwei Impfstoffe der Firma Sinopharm und einer der Firma Sinovac) handelt es sich um Totimpfstoffe mit inaktivierten Virusproteinen. Sie beruhen also auf einer seit langem bewährten Technologie, die zum Beispiel bei Impfstoffen gegen Hepatitis B oder Grippe zum Einsatz kommt.

Zwar erreichen diese COVID-19-Impfstoffe nicht so hohe Wirksamkeitswerte wie etwa die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer oder Moderna (über 95 Prozent), aber sie sind immer noch deutlich wirksamer als manche Grippe-Impfstoffe, die zum Teil nur Wirksamkeiten von 30 bis 60 Prozent erzielen.  

Serbien: Impfstoff aus China

02:37

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So kam der Impfstoff Vero von Sinopharm in einer Phase-III Studie, die in zehn Ländern weltweit durchgeführt wurde, immerhin auf eine Wirksamkeit von 79 Prozent.  Die Vereinigten Arabischen Emirate kamen in einer separaten Studie sogar auf 86 Prozent.

Die Wirksamkeit des Impfstoffes CoronaVac von Sinovac beträgt nach vorläufigen Studien aus Brasilien und Indonesien zwischen 50 und 78 Prozent.

Der vierte chinesische Impfstoff von CanSino ist ein Vektorimpfstoff auf Grundlage eines Adenovirus Typ 5. Damit ist der Impfstoff vom Wirkprinzip vergleichbar mit dem Impfstoff von AstraZeneca. Es soll eine Wirksamkeit von 65 Prozent erzielen.

Grundsätzlich verbessern sich die Wirksamkeits-Werte noch auf bis zu über 80 Prozent, wenn man ausschließlich schwere Krankheitsverläufe berücksichtigt, die auch einen Krankenhausaufenthalt erfordern.

Kombination von Impfstoffen nicht ungewöhnlich

Die Idee, Impfstoffe zu kombinieren, um die Wirksamkeit zu erhöhen, ist grundsätzlich nicht neu. Wissenschaftler diskutieren ähnliche Ansätze derzeit auch für den Vektor-Impfstoff von AstraZeneca. 

Und auch der russische Impfstoff Sputnik V besteht streng genommen aus zwei Impfungen mit verschiedenen Vektor-Impfstoffen  auf der Grundlage unterschiedlicher Adenoviren. Davon versprechen sich die Entwickler eine höhere Wirksamkeit.

Testen kann China die Wirksamkeit seiner Impfstoffe im eigenen Land praktisch nicht, weil durch die strikten Lockdown-Maßnahmen nur noch sehr wenige Infektionsfälle auftreten. Daher ist die Forschung auf Studien angewiesen, die in stark betroffenen Ländern wie etwa Brasilien durchgeführt werden.

 

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
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