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Verwirrung zum Mitmachen

25. November 2003

Klank. Zoing. Pieppiep. Videospiele sind zum Spaßhaben mit Sound und Bild da. Mittlerweile haben Künstler aber entdeckt, dass man die Pixelwelten kreativ verarbeiten kann. Der Betrachter darf nach wie vor mitspielen.

Im Kellerlabyrinth: Videospiele als KunstBild: presse

Die Kunstrichtung ist noch ziemlich neu. Die Künstler nutzen die Mittel des Videospiels und machen daraus eine Mischung aus Bild, Plastik und Installation. Das alles ist meistens riesengroß, und vor allem: Die Besucher bekommen eine Maus oder eine Spielekonsole in die Hand und dürfen selber die digitalen Welten erforschen. Bei der Ausstellung namens "GameArt" kann man das ausprobieren.

Klonen in der Eisenhütte

Die "GameArt" ist in die Völklinger Hütte eingezogen, ein ehemaliges Eisenwerk und heute Weltkulturerbe. Zwischen riesigen schwarzen Maschinen vollziehen sich dann seltsame Dinge. Der Chef braucht einen neuen Mitarbeiter, den er sich fix "zusammenklont". Danach wird der Untergebene durch Gen-Operationen und Sportstunden "optimiert". Doch dann entwickelt er ein Eigenleben und wird unkontrollierbar. Das klingt ein bisschen nach Frankenstein, ist in Wirklichkeit aber die Vorstellung Natalie Bookchins von der Personalabteilung 2006 – und als Videospiel angelegt.

"Stunt Dummies" von Kathleen Ruiz zeichnet ein genauso düsteres Bild von der Technologie-erfüllten Gesellschaft. In Anlehnung an das mittelalterliche Horrorgemälde "Die sieben Todsünden" von Hieronymus Bosch durchquert der Besucher sieben dreidimensionale Räume, zum Beispiel das "Pantheon der Desinformation" und die "Kammer der Abhängigkeit". Ruiz, Assistenz-Professorin für elektronische Kunst im US-Staat New York, will erreichen, dass die Menschen sich nicht von ihrer eigenen Technologie verwirren lassen. Und sie fährt eine Menge auf: Ein potenter Prozessor neuester Art samt Highend-Grafik- und Soundkarte soll es sein, plus Webcam, Maus und Projektor.

Terror in der Videokunst

Sogar das World Trade Center kann man noch einmal besichtigen, zumindest den Keller. Inspiriert von einer Führung durch die WTC-Tiefen, hat Kristin Lucas "5 Minute Break" geschaffen: Eine junge Frau, quasi eine gutmütige Lara Croft, irrt für vier Minuten fünfunddreißg durch einen Keller mit leeren Treppenschächten, Müll und verblassten Grafitti. Das Werk ist Bob Lynch gewidmet, der bei den Terroranschlägen 2001 im WTC starb. Auch Christoph Draeger erinnert an Attentate: Er bastelt ein Puzzlebild der 1988 über Lockerbie gesprengten PanAm-Maschine mit Sequenzen aus Gewaltspielen zusammen.

Sylvie Fleury: Dog Toy 3 (Crazy Bird), 2000Bild: presse

Das sind nur einige der 37 Installationen von Künstlern unter anderem aus Korea, den USA, Italien und der Schweiz. Die meisten sind Leihgaben, sechs wurden extra für die "GameArt" in Auftrag gegeben. Stilecht arbeitet sich der Gast auf 6000 Quadratmetern durch drei "Level". Dass die hyperbunte digitale Technik sich um alte Maschinenkolosse versammelt, soll unterstreichen, dass wir in einer Welt der "Wirklichkeitsbrüche" leben - so sagt es der Generaldirektor Meinard Grewenig. Auch das Institut für Kulturaustausch in Tübingen hat sich beteiligt, die Initiative für die Ausstellung stammt allerdings vom Elektronikriesen Sony. Der wollte die Spiele mal "von einer anderen Seite" zeigen und beweisen, dass da nicht nur stumpf geballert wird. (reh)

Bis 28. März 2004 täglich 10 bis 18 Uhr. 24. Dezember 2003 10 bis 12 Uhr, 25. Dezember und 31. Dezember 2003 geschlossen.

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