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Reise

Vesterbro - Kopenhagens coolster Stadtteil

Molly Hannon
18. April 2018

Kopenhagen ist mehr als die Märchen von Hans Christian Anderson: Jenseits von kleiner Meerjungfrau und Tivoli-Gärten hat sich ein düsteres Rotlichtdistrikt in das angesagte Viertel der dänischen Hauptstadt verwandelt.

Kopenhagens Stadtteil Vesterbro
Bild: Martin Heiberg

Die rauen Ecken von Vesterbro hat die Gentrifizierung längst verschwinden lassen. Westlich des Kopenhagener Hauptbahnhofs gelegen, war Vesterbro ursprünglich ein Arbeiterviertel. Später siedelte sich das Rotlichtmilieu an, Kriminalität und Drogen dominierten. Das Erbe der Drogendealer lebt allenfalls in den populären "Pusher"-Filmen des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn weiter.

Die "Pusher"-Trilogy mit Schauspielstar Mads Mikkelsen als DrogendealerBild: picture-alliance/Everett Collection/Magnolia Pictures

Heute locken in Vesterbro Restaurants mit Michelin-Sternen, Design- und Möbelgeschäfte und unzählige Cafés. Ulrik Korte Hansen, Betreiber des Nachtclubs KB18, zog Anfang der 90er Jahre nach Vesterbro: "Überall, wo du hingegangen bist, lagen Müll und Hundekot. Erst in den späten 90er Jahren hat sich das geändert." Mithilfe staatlicher Mittel wurden Wohnungsgenossenschaften gegründet und die verfallenen Gebäude von Ende des 19. Jahrhunderts saniert.

Straßenparty der Clubszene in Vesterbro Bild: picture-alliance/Scanpix Denmark/I. M. Odgaard

Damit verschwand auch, was Hansen als einen wilden Ort beschreibt: "Es konnte charmant, aber auch gefährlich sein. Wir Zugezogene hatten immer was zu erzählen. Das hat uns zusammen geschweißt."

Das Gemeinschaftsgefühl ist verschwunden. Das neue Vesterbro wird oft mit dem New Yorker Stadtteil Williamsburg verglichen. Gutverdienende Hipster sind jetzt präsent. Die Anonymität auch. Trotzdem hat das Viertel seine urbane DNA irgendwie behalten, das Wilde und Verkommene. Man fühlt sich hier cool, wenn nicht sogar wagemutig.

Die Vesterbrogade am Vesterbro TorvBild: Ty Stange
Michelin-Sterne für Kødbyens FiskebarBild: Lisbeth Rutz

Ich selbst habe Vesterbro bei einem Kopenhagen-Besuch im Jahr 2015 kennen gelernt. Ich traf einen gebürtigen Vesterbroer, der später mein Mann werden sollte. Wir liefen an baufälligen Gebäuden vorbei und er erzählte mir, wie er in der damals rauen Nachbarschaft erwachsen wurde. Was für ein Kontrast zu dem Bild, das ich als Amerikanerin von Dänemark hatte: Es entsprang einem IKEA-Katalog, in dem das Leben immer "hygge", also glücklich, ist und man täglich Buttergebäck und Meeresfrüchte genießt. Auch das gibt es in Kopenhagen. Doch Vesterbro ist die irritierende Seite der dänischen Hauptstadt - mit einer Mischung von Restaurants mit Michelin-Sternen direkt neben Sexshops. Ehemalige Bordelle sind von jungen kreativen Unternehmern in Bio-Seifenläden verwandelt worden oder in andere Geschäfte, die das Beste aus skandinavischem Design, Essen und Mode feilbieten.