Videodienst Netflix wächst rasant
16. April 2015Der weltweit expandierende Online-Videodienst Netflix hat mehr Nutzer gewonnen als erwartet: In den ersten drei Monaten des Jahres stieg ihre Zahl auf 62,27 Millionen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Damit kamen in diesem Zeitraum 4,88 Millionen neue Nutzer hinzu.
Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 1,57 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank hingegen von 53,1 auf 23,7 Millionen Dollar, wie Netflix nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Ein Grund dafür war der starke Dollar, der die Auslandseinnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung niedriger erscheinen lässt.
Das internationale Geschäft brachte einen operativen Verlust von 65 Millionen Dollar ein - im Vorjahresquartal waren es noch 35 Millionen Dollar gewesen. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix sogar mit einem Minus von 101 Millionen Dollar. Der Dienst startete zuletzt im März in Australien und Neuseeland und will bis Ende 2016 weltweit verfügbar sein.
Im Heimatmarkt verdiente Netflix 312 Millionen Dollar - über 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In den USA hat der Dienst 41,4 Millionen Kunden, im vergangenen Vierteljahr kamen knapp 2,3 Millionen dazu. In bisher mehr als 50 Ländern außerhalb der USA kommt Netflix nach einem Zuwachs von 2,6 Millionen Nutzern auf knapp 20,9 Millionen Kunden.
Populäre Eigenproduktionen
Netflix-Chef Reed Hastings führte das Wachstum der Nutzerzahlen auf die Popularität von Eigenproduktionen zurück. In den vergangenen Monaten startete die dritte Staffel der Polit-Serie "House of Cards" mit Kevin Spacey sowie neue Serien wie "Unbreakable Kimmy Schmidt" und "Bloodline". Netflix investiert massiv in die Produktion eigener Inhalte und verpflichtete unter anderem den US-Schuspieler und Komiker Adam Sandler für vier Filme. In Deutschland, wo Netflix im vergangenen Herbst an den Start ging, wird "House of Cards" allerdings zunächst beim Bezahlsender Sky gezeigt.
Netflix ist ein Streaming-Dienst, bei dem die Filme und Serien direkt aus dem Internet laufen. Die Nutzer zahlen dafür eine Abo-Gebühr. Zum Konzern gehört auch noch ein Online-DVD-Verleih, der aber an Bedeutung verliert. Der Aufstieg von Video-on-Demand-Plattformen krempele die Medienlandschaft um, lautet das Fazit einer aktuellen Studie des Analysehauses Nielsen. Anbieter wie Netflix, Amazon Prime oder Hulu, die für eine monatliche Abogebühr Zugang zu Mediatheken im Internet bieten, mischen die Branche auf.
Im letzten Jahr stieg der Anteil der US-Haushalte, die solche Services nutzen, von 36 auf 40 Prozent. Dagegen verlieren PayTV-Sender an Boden - vor allem bei den jüngeren Kunden, die vom Fernseher auf Laptops, Smartphones und Tablets umsteigen. Klassisches bezahltes Fernsehen über Kabelkonzerne wie Time Warner Cable, Comcast oder DirecTV ist zwar noch immer die Regel. Doch ihr Angebot wird von einem vorwiegend jugendlichen Publikum als völlig überdimensioniert und zu teuer empfunden. "Cut the Cord" (zerschneide das Kabel) ist das Motto der Stunde.
wen/zdh (dpa, afpd, rtr)