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Politik

Viele "Gefährder" sind wohl gar keine

18. Dezember 2017

Mit einem neuen Analyse-System stufen die Sicherheitsbehörden in Deutschland einem Bericht zufolge die Gefährlichkeit radikaler Islamisten ein. Erstes Ergebnis: Einige "Gefährder" sind offenbar gar nicht so gefährlich.

Razzia gegen zwei mutmaßliche Gefährder Anfang des Jahres in Göttingen
Razzia gegen zwei mutmaßliche Gefährder Anfang des Jahres in GöttingenBild: picture-alliance/dpa/S. Rampfel

Von fast der Hälfte der etwa 720 in Deutschland als Gefährder eingestuften radikalen Islamisten geht nach einem Medienbericht möglicherweise kein besonderes terroristisches Risiko aus. Das sei das überraschende Ergebnis einer Untersuchung durch die Polizeien der Länder und das Bundeskriminalamt (BKA), berichten die "Süddeutsche Zeitung" und die Sender NDR und WDR. Eine fast gleich große Gruppe gelte dagegen als hochgefährlich. 

Zusammen mit einer Flagge der IS-Terrormiliz beschlagnahmte Waffen Bild: picture-alliance/dpa/S. Pförtner

Gefährder sind Personen, denen die Sicherheitsbehörden grundsätzlich zutrauen, dass sie schwerste Straftaten wie einen Terroranschlag begehen könnten. Die Behörden wandten dem Bericht zufolge jetzt ein neuartiges Analyse-System namens Radar-ITE an, das vom BKA und von Schweizer Wissenschaftlern entwickelt worden sei. Es basiere auf 73 zu beantwortenden Fragen zur Sozialisation oder zur Einstellung zur Gewalt. Auch nach "Schutzfaktoren" wie familiäre Bindungen, gute Integration oder sicherer Arbeitsplatz werde gefragt. 

Ende November schlossen die Behörden demnach 205 Bewertungen ab. 96 Islamisten landeten in der Kategorie "moderates Risiko", 27 in "auffälliges Risiko" und 82 in der Rubrik "hohes Risiko". Radar-ITE - das ITE stehe für "Islamistischen Extremismus" - gelte vor allem für das BKA als geeignetes Instrumen. Das System soll dazu dienen, besonders gefährliche Radikale zu erkennen - und dadurch helfen, die Überwachungsmaßnahmen auf diese zu konzentrieren.

Eine lückenlose Überwachung islamistischer Gefährder ist aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kaum möglich. "Erstens sind einem solchen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte enge Grenzen gesetzt. Und zweitens setzt die Polizei für eine 24-Stunden-Observation rund 24 Beamte ein. Es fehlen also schlicht Kapazitäten und die rechtlichen Grundlagen", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow der "Heilbronner Stimme".

stu/se (afp, dpa)
 

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