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KonflikteNahost

Viele Krankenhäuser in Gaza außer Betrieb

Veröffentlicht 10. November 2023Zuletzt aktualisiert 10. November 2023

Die Palästinenser werfen Israel erneut den Beschuss von Krankenhäusern vor. Die WHO sieht die Einrichtungen am Limit. Israels Verteidigungsminister Galant ist zu langem Krieg bereit. Die Nachrichten im Überblick.

Al-Schifa Krankenhaus, davor Zelte
Das Al-Schifa ist der größte Krankenhauskomplex im GazastreifenBild: Doaa Rouqa/REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mehr als jedes zweite Krankenhaus in Gaza außer Betrieb
  • Israels Verteidigungsminister: Krieg könnte Jahre dauern
  • Netanjahu verspricht Gaza-Zivilisten eine sichere Passage
  • Biden fordert mehr Hilfslieferungen in Gazastreifen
  • Weniger Hamas-Raketen auf Israel

 

Im Gazastreifen sind wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und dem Mangel an medizinischem Material 20 der 36 Krankenhäuser nicht mehr in Betrieb. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Auch die noch funktionierenden Krankenhäuser liefen nur im Notbetrieb, weil viele für eine normale Versorgung von Patientinnen und Patienten nicht genügend Desinfektionsmittel und Anästhesiepräparate oder Strom hätten.

Die WHO hat demnach am Freitag Berichte über intensive Kampfhandlungen rund um das Al-Schifa-Krankenhaus erhalten. "Wir haben aber keine Angaben zu Schäden", sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris.

Die Palästinenser werfen Israel vor, mehrere Krankenhäuser im Gazastreifen angegriffen zu haben. Bei einem Beschuss des Al-Schifa-Krankenhauses, des größten in dem Gebiet, sei ein Mensch getötet worden, teilte ein Vertreter der unter Kontrolle der militant-islamischen Hamas stehenden Behörden im Gazastreifen mit. Zudem habe es mehrere Verletzte gegeben.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) erklärten, die Explosion am Al-Schifa-Krankenhaus sei auf eine Rakete zurückzuführen, die von Extremistengruppen von innerhalb des Palästinenser-Gebietes abgefeuert wurde. "Eine Überprüfung der operativen Systeme der IDF deutet darauf hin, dass ein fehlgeleitetes Projektil, das von Terroristen-Organisationen im Gazastreifen abgefeuert wurde, das Schifa-Krankenhaus getroffen hat", heißt es in einer Erklärung. Das Ziel der Rakete seien israelische Soldaten auf einem Einsatz in der Umgebung gewesen.

Galant: Kein Kompromiss mit der Terrororganisation Hamas

Israel ist nach den Worten von Verteidigungsminister Joav Galant bereit, den Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen auch jahrelang zu führen. Die Armee werde alle an dem Massaker vom 7. Oktober in Israel Beteiligten finden. "Egal ob es eine Woche, einen Monat, ein Jahr und gegebenenfalls sogar Jahre dauert."

Gaza: Israelische Truppen rücken weiter vor

02:38

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Galant sprach sich auch gegen einen Kompromiss mit der Terrororganisation Hamas und anderen extremistischen Gruppen im Gazastreifen aus, denn diese hätten den israelischen Bürgern Schaden zugefügt und sie ermordet. "Wir werden sie alle eliminieren." Die Armee habe auch damit begonnen, neue Methoden zu nutzen, um die Tunnel im Gazastreifen zu zerstören. Konkret wurde Galant jedoch nicht.

Netanjahu will Zivilisten Flucht aus Kampfzone ermöglichen

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu will Zivilisten weiter eine sichere Flucht aus dem Kampfgebiet im abgeriegelten Gazastreifen gewähren. "Die Kämpfe gegen die Hamas-Terroristen gehen weiter, aber wir wollen an bestimmten Orten für einen bestimmten Zeitraum, ein paar Stunden hier, ein paar Stunden dort, eine sichere Passage von Zivilisten aus der Kampfzone ermöglichen", sagte er dem US-Sender Fox News. Netanjahu betonte in dem Interview erneut, dass Israel keinem Waffenstillstand zugestimmt habe. Israel wolle den Gazastreifen auch nicht erobern, regieren oder besetzen.

Palästinenser fliehen in den südlichen GazastreifenBild: Hatem Moussa/AP Photo/picture alliance

Zuvor hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt.

Diese Pausen sollten jeweils drei Stunden im Voraus angekündigt werden. Zuletzt war der Druck auf Israel gewachsen, im Krieg gegen die Hamas humanitäre Pausen oder eine Waffenruhe einzulegen, damit sich Zivilisten in Sicherheit bringen können.

Biden fordert mehr Hilfslieferungen in Gazastreifen

US-Präsident Joe Biden macht sich für die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in den Gazastreifen stark. "Vor zwei Tagen waren es 96 Lastwagen mit Hilfsgütern und gestern 106 Lastwagen. Aber wir brauchen mehr, und zwar bald. Unser Ziel sind mindestens 150 pro Tag, jeden Tag", schrieb er in einem längeren Statement auf der Plattform X (vormals Twitter). "Wir tun auch alles in unserer Macht Stehende, um die humanitären Hilfslieferungen und -leistungen zu erhöhen."

Biden sagte weiter, es werde "ab heute" zwei humanitäre Passagen geben, die es den Menschen ermöglichen sollen, aus den Kampfgebieten im Norden des abgesperrten Küstenstreifens zu fliehen. Diese würden dazu beitragen, die Zivilbevölkerung in sicherere Gebiete zu bringen.

Baerbock auf neuer Nahost-Mission 

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat an die arabischen Golfstaaten appelliert, gemeinsam mit dem Westen an einer Friedenslösung für die Menschen in Israel und den Palästinensergebieten zu arbeiten. "Alle Menschen haben ein Interesse an Frieden und daran, in Würde zu leben. Alle Menschen haben ein Recht, in Frieden und Würde zu leben", sagte die Grünen-Politikerin nach einem Gespräch mit dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayed Al Nahyan, in Abu Dhabi. Das gelte für Israelis wie auch für Palästinenser gleichermaßen, und dies "eint auch die allergrößte Mehrheit der Menschen in der Region. Sie wollen, wie eigentlich alle Menschen auf dieser Welt, dass ihre Kinder eine Zukunft in Frieden haben", sagte Baerbock.

Außenministerin Annalena Baerbock beim Abflug in SchönefeldBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

An diesem Samstag setzt die Außenministerin ihre Nahostreise fort. Dabei sind zunächst in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad Gespräche mit dem Außenminister von Katar, Mohammed bin Abdurrahman Al Thani, und dem saudischen Chefdiplomaten Prinz Faisal bin Farhan geplant. Danach reist sie nach Israel und ins Westjordanland weiter. In Ramallah will sich Baerbock mit dem palästinensischen Regierungschef Mohammed Schtajeh treffen. Anschließend sind in Israel Gespräche mit ihrem Amtskollegen Eli Cohen geplant.

Weniger Raketen auf Israel 

Mit dem Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen ist die Zahl der auf Israel abgefeuerten Raketen laut israelischen Angaben deutlich zurückgegangen. Seit der am 27. Oktober gestarteten Offensive sei die Zahl "erheblich" gesunken, erklärte die Luftabwehr.

Raketenbeschuss aus Gaza-City auf Israel (Archiv)Bild: Yousef Hassouna/AFP

Demnach wurden seit dem beispiellosen Angriff der terroristischen Hamas am 7. Oktober rund 9500 Raketen von militanten Palästinensern auf Israel abgeschossen. Die meisten von ihnen seien abgefangen worden. Rund 3000 der etwa 9500 gestarteten Raketen seien alleine in den ersten vier Stunden des brutalen Angriffs der Hamas abgefeuert worden. Die Hamas selbst hatte von mehr als 5000 abgefeuerten Raketen an jenem Tag gesprochen. Die palästinensische Hamas wird von Israel, der EU, Deutschland, den USA sowie weiteren westlichen Staaten und auch einigen arabischen Ländern als Terrororganisation eingestuft.

Israel nutzt erstmals Raketenabwehrsystem Arrow 3 

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erstmals das Raketenabwehrsystem Arrow 3 eingesetzt, um einen Angriff abzuwehren, der vom Roten Meer her erfolgt sei. Die Huthi-Rebellen im Jemen hatten verkündet, ballistische Raketen auf Israel abgeschossen zu haben.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas nach eigenen Angaben schon mehrfach Drohnen und Raketen auf Israel abgeschossen.

rb/wa/sti/kle/fab/jj/AL (ap, afp, dpa, rtr)