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Politik

Viele Kroaten verabschieden sich von Praljak

11. Dezember 2017

Ende November nahm sich der bosnisch-kroatische Kriegsverbrecher Slobodan Praljak im Gericht in Den Haag das Leben. Jetzt kamen Tausende Kroaten zu einer großen Trauerfeier in einer Konzerthalle in Zagreb zusammen.

Kroatien Gedenkfeier für den General Praljak
Wegen des großen Andrangs fand die Gedenkfeier für Praljak in einer großen Konzerthalle stattBild: Reuters/A. Bronic

Mehrere tausend Kroaten, unter ihnen viele prominente Politiker und Künstler, haben sich in der größten Konzerthalle der kroatischen Hauptstadt Zagreb versammelt, um Abschied von dem Ex-General und verurteilten Kriegsverbrecher Slobodan Praljak zu nehmen. "Seine Verurteilung (durch das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag) ist eine Verletzung jeder Gerechtigkeit - ein absurdes Theater", sagte der Sohn des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, Miroslav. Trotz der ihm vorgeworfenen Verbrechen gilt Praljak vielen in seiner Heimat bis heute als Held.

Praljak hatte sich Ende November während der Urteilsverkündigung durch das UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien mit Zyankali vergiftet. Kurz darauf starb der 72-Jährige an Herzversagen. Die Richter bestätigten in dem Berufungsverfahren die 20-jährige Haftstrafe gegen Praljak. Die niederländische Staatsanwaltschaft untersucht noch, wer dem Angeklagten das tödliche Gift besorgt hat und wie das Fläschchen mit dem Zyankali in den Gerichtssaal gelangte. Ermittelt wird wegen "Beihilfe zum Suizid und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz".

Spektakulärer Suizid

Zahlreiche Redner behaupteten in der überfüllten größten Konzerthalle der Hauptstadt, Praljak habe mit seinem spektakulären Selbstmord im Gerichtssaal gezeigt, dass er unschuldig ist. Angehörige der kroatischen Regierung waren bei dem Gedenken nicht vertreten.

Der bosnisch-kroatische Ex-Militärkommandeur war am Samstag in der kroatischen Hauptstadt Zagreb beigesetzt worden. Sein Leichnam sei bereits am Donnerstag in dem Krematorium Mirogoj eingeäschert worden, berichtete die Zeitung "Vecernji List". An der Zeremonie nahmen demnach nur einige Angehörige und Freunde teil. Nach Angaben seines Anwalts hatte Praljak in einem versiegelten Brief an seine Familie bereits vor Jahren verfügt, dass er im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt wird.

"Ungerechtes Urteil"?

Zuvor hatten Äußerungen von Regierung und Parlament international Kritik ausgelöst, die das Urteil des Haager Gerichts als ungerecht und unannehmbar gerügt hatten. Praljak hatte als General der bosnischen Kroaten während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren schwerste Kriegsverbrechen verübt.

Für viele Kroaten ist der verurteilte Ex-Kommandeur noch heute ein KriegsheldBild: Reuters/A. Bronic

Der Ex-Kommandeur und fünf Mitangeklagte mussten sich wegen Kriegsverbrechen im bosnisch-kroatischen Krieg von 1993-1994 vor dem UN-Tribunal verantworten. Praljak hatte sich 2004 gestellt. Die sechs Männer wurden 2013 verurteilt. Praljak war unter anderem für schuldig befunden worden, im November 1993 die Zerstörung der alten Brücke von Mostar aus osmanischer Zeit angeordnet zu haben. Dadurch sei der muslimischen Zivilbevölkerung "unverhältnismäßig großer Schaden" entstanden, hatten die Richter im ersten Prozess geurteilt. Es war das letzte Verfahren vor dem Strafgerichtshof für Ex-Jugoslawien, der zum Jahresende nach fast 25 Jahren seine Tätigkeit einstellt.

kle/sti (dpa, afp)

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