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Viele Länder kennen drittes Geschlecht

8. November 2017

Weder männlich noch weiblich - Deutsche sollen künftig ein drittes Geschlecht ins Geburtenregister eintragen können. Wie ist die Situation in anderen Ländern?

Leipzig Plakat für eine dritte Option Intersexuelle
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Dass die strikte Aufteilung in nur zwei Geschlechter nicht der Realität entspricht, ist keine neue Erkenntnis. Trotzdem ist sie auf juristischer Ebene in den meisten Ländern der Welt noch nicht angekommen, mancherorts müssen intersexuell Geborene sich sogar Zwangsoperationen unterziehen. Etliche Staaten aber schreiten bei der Anerkennung von Intersexualität voran:

Australien

In Australien entschied das Oberste Gericht 2014, dass neben dem weiblichen und dem männlichen auch ein neutrales Geschlecht rechtswirksam bei den Behörden eingetragen werden kann. Die Geschlechtsangabe heißt "non-specific", also unbestimmt.

Neuseeland

Down Under ist Vorreiter: Auch in Neuseeland ist es möglich, als Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde "Indeterminate/Intersex/Unspecified" zu wählen. Das neuseeländische Innenministerium dazu: "Das Geschlecht eines Kindes kann als undefiniert angegeben werden, wenn nicht festgestellt werden kann, ob das Kind weiblich oder männlich ist. Das ist bei einer Anzahl von Personen nachweislich der Fall."

Nepal

2007 entschied das Oberste Gericht, offiziell ein drittes Geschlecht einzuführen. Seit 2015 können Nepalesen in ihren Identifikationsdokumenten ein drittes Geschlecht angeben.

Pakistan

In nationalen Ausweisdokumenten können alle Intersexuellen seit 2009 ein "Drittes Geschlecht" dokumentieren lassen. 

Bangladesh

Die bengalische Regierung verabschiedete 2013 ein Gesetz, das die Kategorie "Hijra" im Pass und anderen Ausweisen einführt. Hijra ist in Südasien eine Bezeichnung für trans- oder intersexuelle Menschen. Mit der Anerkennung wollten die Behörden eigenen Aussagen zufolge Ungleichheit etwa bei Bildung und Gesundheitsversorgung reduzieren. Schätzungsweise 10.000 Menschen in Bangladesh profitieren davon.

Intersexuelle Menschen haben sich dieses Symbol gegebenBild: picture-alliance/dpa

Indien

Auch in Indien haben die "Hijra" eine lange Geschichte. Lange diskriminiert und ausgegrenzt, konnten sie 2009 erstmals auf Stimmzetteln neben "männlich" und "weiblich" auch das Feld "anderes" ankreuzen. Seit 2014 gibt es offiziell eine dritte Geschlechtsgruppe in Indien. Damit ist es nach Pakistan, Nepal und Bangladesh das vierte südasiatische Land, dass neben weiblich und männlich ein weiteres Geschlecht anerkennt.

Argentinien

Seit 2012 kann in Argentinien jede und jeder ihre und seine Geschlechtszugehörigkeit frei und selbst bestimmen, auch Minderjährige. Nach dem Gesetz wird die Geschlechtszugehörigkeit allein durch das innere und individuelle Erleben des Geschlechts bestimmt, unabhängig von der Geschlechtsbestimmung bei der Geburt also. Auch besteht kein medizinischer Nachweis einer Geschlechtsumwandlung.

Kanada

Seit 2017 stellen die Nordwest-Territorien des Landes Geburtsurkunden mit einem "X" anstelle von "weiblich" oder "männlich" aus. In Reisepässen ist das "X" in ganz Kanada eintragbar.

USA

New York hat kürzlich die erste Intersex-Geburtsurkunde der USA an die 55-Jährige Sara Kelly Keenan herausgegeben. Allgemein anerkannt ist das dritte Geschlecht allerdings nicht. Kalifornien ist in Hinblick auf Intersexualität einer der fortschrittlichsten Bundeststaaten. Dort sollen künftig Führerscheine mit "X" für intersexuell ausgestellt werden. 

Malta

Im EU-Vergleich gilt Malta als fortschrittlich: Die Angabe des Geschlechts eines Kindes kann seit 2015 aufgrund des "Gender Identity, Gender Expression and Sex Characteristics Act" im Geburtseintrag zurückgestellt werden, bis die Geschlechtsidentität des Minderjährigen geklärt ist. Geschlechtszuweisende Operationen stehen für Säuglinge und Kleinkinder, anders als in vielen Ländern, unter Strafe.

Kenia

In Kenia gab es 2014 ein wegweisendes Urteil, bei dem am Ende ein Standesamt einem 5-jährigen Intersex-Kind eine Geburtsurkunde ausstellen musste. Das Urteil wurde als erster Schritt in Richtung Anerkennung intersexueller Menschen gesehen.

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