1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Ein Leben in Armut und Sorge

Daniel Pelz ft
3. Dezember 2016

Weltweit leben rund eine Milliarde Menschen mit Behinderung in Entwicklungsländern. Das Beispiel von Jemimah Kutata aus Kenia zeigt, dass ein Leben in Würde für viele schwer umsetzbar, aber doch möglich ist.

Jemimah Kutata
Jemimah Kutata kämpft für die Rechte von Menschen mit BehinderungBild: DW/D. Pelz

Jemimah Kutata wurde schon als Kind klar, dass ihr Leben ein ständiger Kampf gegen die Widrigkeiten des Alltags werden würde. "In die Schule zu gehen bleibt für die meisten Menschen mit Behinderung in Afrika für immer ein Traum", sagt die heute 41-jährige Kenianierin. "Überhaupt bekommen wenn, dann Jungen den Vorzug. Als behinderte Frau ist das ganze eine doppelte Tragödie."

Die örtliche Schule zu besuchen war für Kutata undenkbar - dabei hätten ihre Eltern das gewollt. Sie ist auf Krücken sowie am rechten Bein auf eine Schiene angewiesen, deshalb wäre die nächste Schule für sie nicht zu erreichen gewesen. Glücklicherweise konnten ihre Eltern sie auf ein Internat schicken. Doch als sie danach in die Arbeitswelt eintrat, wurde ihr wieder klar, was es bedeutet, mit einer Behinderung zu leben. "Um beruflich aufzusteigen, braucht man hier als Mensch mit Behinderung Jahre", sagt sie. "Man wird als jemand Krankes angesehen, auf einen Managerposten zu gelangen, ist da unmöglich."

Dabei gehört Jemimah Kutata noch zu denen, denen es einigermaßen gut geht. Nur zehn Prozent der Kinder mit Behinderung in Afrika gehen überhaupt auf eine Schule. 80 Prozent der Behinderten sind arbeitslos. Viele leben in Armut und werden diskriminiert. "Die Situation dieser Menschen ist extrem komplex", sagt Facundo Chavez Penillas, der für den Hohen Kommissar der UN für Menschenrechte arbeitet. Zwar hätten viele Länder in Afrika bereits an Gesetzen gearbeitet, die das Leben behinderter Menschen erleichtern sollen - doch an der Implementierung und Umsetzung hapert es oft. "Es geht hier meistens um entwicklungspolitische Aspekte. Die Frage ist doch, wie einzelne Länder es überhaupt schaffen, die nötigen Dienstleistungen oder Veränderungen hinzubekommen", sagt Chavez Penillas.    

Hilfe aus dem Ausland?

Nur wenige Initiativen der Entwicklungshilfe konzentrieren sich auf Menschen mit BehinderungBild: picture-alliance/dpa

Viele Entwicklungsinitiativen gingen in der Vergangenheit jedoch an den tatsächlichen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung vorbei. Dabei schreibt Artikel 32 der Internationalen Konvention für Behinderte den Ländern vor, auf die speziellen Belange einzugehen. Sie gilt seit zehn Jahren, doch der Fortschritt ist von Land zu Land unterschiedlich. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", ist sich Jemimah Kutata aus Kenia sicher, die sich als Aktivistin für Behinderte einsetzt. "Internationale Programme müssen Menschen mit Behinderung einbinden".

Deutschland hilft auch. "Wir haben mehr als 40 Projekte in 20 Ländern", zählt Hans-Joachim Fuchtel auf. Er ist Staatssekretär im Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit. "Unsere lang angelegten Flüchtlingsprojekte schließen Programme für Menschen mit Behinderung mit ein. Wir machen konkrete Schritte". Doch auch vor den Deutschen liegt noch viel Arbeit. "Wir setzen Artikel 32 nicht am schlechtesten um, aber können trotzdem viel von anderen Geberländern lernen", sagt Theresia Degener, deutsche Juraprofessorin, die an der Ausarbeitung der UN-Konvention mitgewirkt hat.

Selbsthilfe in Kenia

Jemimah Kutata hat bereits viel gelernt - dank ihres eigenen Kampfes für ein würdevolles Leben. Sie arbeitet jetzt an einem Mikrokreditprojekt für Menschen, die an der kenianischen Küste leben. Organisiert wird das Projekt von der Gesellschaft für Körperbehinderte in Kenia. "Es macht mich glücklich", sagt sie, "viele Teilnehmer haben jetzt ihr Auskommen. Doch viel muss noch getan werden, damit Menschen mit Behinderungen ihre Rechte bekommen und ihre Träume leben können".