Die Menschen wollten zum weltweit größten Pilgerfest Maha Kumbh Mela im Norden von Indien. Die meisten Opfer des Unglücks in Neu Delhi sind Frauen.
Dichtes Gedränge vor einem Zug am Bahnhof in Neu Delhi Bild: Uncredited/AP/dpa/picture alliance
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Mindestens 18 Todesopfer, darunter 14 Frauen, und viele Verletzte - so lautet eine erste Bilanz der Massenpanik auf dem Bahnhof der indischen Hauptstadt. Unter den Opfern seien auch Kinder, hieß es weiter. Nach Berichten lokaler Medien drängten sich auf den Bahnsteigen in Neu Delhi tausende Pilger, die zum Hindu-Fest Maha Kumbh Mela im Norden Indiens wollten.
Unglück ereignete sich beim Gleiswechsel
Augenzeugen schilderten, der Bahnsteig für einen Sonderzug nach Prayagraj, dem diesjährigen Austragungsort der Kumbh Mela, sei plötzlich verlegt worden. Beim Wechsel zum anderen Gleis seien einige Pilger in dem extrem dichten Gedränge gestürzt. Die Menschenmenge stolperte über sie. Menschen fielen auf eine Treppe. "Die Menge geriet außer Kontrolle, und niemand konnte sie bändigen", berichtete der Ladenbesitzer Nikhil Kumar, der das Unglück beobachtet hatte.
Indiens Premierminister Narendra Modi sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus. "Ich bete für die schnelle Genesung der Verletzten", schrieb er zudem im Onlinedienst X.
Krankenhäuser in Alarmbereitschaft
Der Gouverneur der Hauptstadtregion, Vinai Kumar Saxena, teilte mit, Rettungskräfte und Krankenhäuser seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Laut Eisenbahnminister Ashwini Vaishnaw wurden in Neu Delhi zusätzliche Sonderzüge für die Pilgerinnen und Pilger bereitgestellt. Die Ursachen der Massenpanik würden untersucht.
Indien: Heiliges Ritual im Ganges
03:45
Bei der Kumbh Mela, dem größten religiösen Fest der Welt, war es bereits Ende Januar in Prayagraj zu einer Massenpanik gekommen, bei der mindestens 30 Menschen starben. Etwa 90 Menschen wurden auf dem Festivalgelände am Ufer des Flusses Ganges im Bundesstaat Uttar Pradesh verletzt.
Die Stadt in Nordindien liegt am Zusammenfluss des Ganges und des Yamuna. Der hinduistischen Mythologie zufolge kommt noch ein dritter, unsichtbarer Fluss hinzu, der Saraswati. Das jahrhundertealte Fest begann in diesem Jahr am 13. Januar und dauert bis zum 26. Februar. Offiziellen Angaben zufolge liegt die Besucherzahl bereits jetzt bei rund 500 Millionen Pilgerinnen und Pilgern.
Wegen des Risikos tödlicher Unfälle hat die Polizei in diesem Jahr unter anderem hunderte Kameras auf dem Festgelände sowie den Zufahrtswegen aufgestellt.
se/sti (afp, ap, rtr, dpa)
Kumbh Mela in Indien: Größte Pilgerfahrt der Welt
Bis zu 400 Millionen Menschen werden beim hinduistischen Pilgerfestival Maha Kumbh Mela erwartet. Für das größte religiöse Fest der Welt wurde eine ganze Stadt aufgebaut - eine logistische Herausforderung.
Darum geht es bei der Kumbh Mela: das rituelle Bad im heiligen Wasser des Sangam, mit dem sich dieser hinduistische Asket oder Sadhu gerade seine Sünden abwäscht. Der Sangam ist die Vereinigung der heiligsten Flüsse des Hinduismus: des Ganges, des Yamuna und des nur in der Mythologie existierenden Saraswati.
Bild: NIHARIKA KULKARNI/AFP/Getty Images
Millionen von Menschen
Buchstäblich Millionen gläubige Hindus versammeln sich zur Kumbh Mela. Sie findet alle zwölf Jahre statt und gilt als größtes religiöses Fest der Welt. Zur "Halb-Kumbh-Mela" 2019 kamen rund 200 Millionen Gläubige, 2025 rechnen die Veranstalter mit 350 bis 400 Millionen Menschen. Zum Vergleich: An der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka in Saudi-Arabien nehmen zwei Millionen Muslime teil.
Bild: REUTERS
Logistik in luftiger Höhe
Die Kumbh Mela findet immer dann statt, wenn Jupiter, Sonne und Mond in einer Reihe am Himmel stehen. In diesem Jahr aber gesellen sich Venus, Mars und Saturn dazu - eine Konstellation, die nur alle 144 Jahre vorkommt. Deshalb steht dieses Jahr die Maha Kumbh Mela an, die Groß-Kumbh-Mela. Dieser Arbeiter hilft beim Aufbau eines der rund 150.000 Zelte, die für das Festival errichtet wurden.
Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen für die Maha Kumbh Mela 2025: So entstand auf einem Areal mit rund 40 Quadratkilometer eine ganze temporäre Millionenstadt - inklusive 3000 Gemeinschaftsküchen, 150.000 Toiletten und 68.000 Lichtmasten. Auch wenn sich die Besucherzahl auf 45 Festivaltage verteilt. Zu den heiligsten Tagen erwarten die Behörden allerdings 50 Millionen Menschen.
Bild: Ab Rauoof Ganie/DW
Abenteuerliche Anreise
Ob mit Flugzeug, Bus, Rikscha oder dem Fahrrad: Aus aller Welt strömen die Menschen zum Festivalgelände in Prayagraj (früher Allahabad) im Bundesstaat Uttar Pradesh. Um dem Andrang einigermaßen gerecht zu werden, setzt die indische Eisenbahn 98 Sonderzüge ein. Viele Pilgerinnen und Pilger gehen aber auch wochenlang zu Fuß, um am Festival teilzunehmen.
Bild: Adnan Abidi/REUTERS
Party ins Paradies?
Diese drei Frauen haben ihr rituelles Bad bereits genommen. Das Fest gibt es bereits seit Tausenden von Jahren und es geht auf die hinduistische Mythologie zurück. Der zufolge stritten Götter und Dämonen einst um einen Krug (Hindi: Kumbh) Unsterblichkeitstrank. Hindus glauben, dass sie das rituelle Bad dem Nirwana - im hinduistischen Glauben das ewige Paradies - ein Stück näher bringt.
Bild: REUTERS
Glück im Ganges
An insgesamt sechs Badetagen steigen die Gläubigen ins Wasser. Nach Angaben der Landesregierung von Uttar Pradesh hatten am Montagmorgen bereits rund sechs Millionen Gläubige ein Bad im Fluss genommen. Als besonders glücksverheißend gilt allerdings die rituelle Waschung während des Neumondtags Ende Januar: Sie stellt den Höhepunkt des Festes dar.
Bild: NIHARIKA KULKARNI/AFP/Getty Images
Paddel-Patrouille
Sie sorgen für Sicherheit: Rettungskräfte steuern eine Fähre über den Sangam. Daneben wurden 40.000 Polizistinnen und Polizisten abgestellt, um die Menschenmassen während des sechswöchigen Festivals zu überwachen und zu steuern. Die indische Polizei teilte mit, sie führe "unermüdliche Patrouillen bei Tag und Nacht durch, um für die Veranstaltung ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten".
Bild: R.SATISH BABU/AFP/Getty Images
Modis Maha Kumbh Mela?
Für Indiens hindu-nationalistische Regierung ist die riesige Versammlung eine Gelegenheit, um Werbung für ihre Sache zu machen: Narendra Modi blickt von diesem Plakat auf das Festivalgelände. Der Premierminister sprach von einem "göttlichen Ereignis", das "zahllose Menschen in einem heiligen Zusammenspiel von Glaube, Hingabe und Kultur" zusammenbringe.
Bild: Abdul Rauoof Ganie/DW
Glaube versetzt Grade
Auch in Indien ist im Januar Winter. Die Tiefsttemperaturen in Prayagraj liegen derzeit unter 10 Grad Celsius. Und auch das Wasser sei eiskalt, berichten verschiedene indische Medien. Doch der Glaube, zitieren sie Pilgerinnen und Pilger, wärme von Innen.