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Politik

Tödliche Explosion in Moschee in Afghanistan

15. Oktober 2021

Mindestens 40 Menschen wurden getötet und rund 70 verletzt, wie Behörden in Kandahar mitteilten. Der Anschlag ereignete sich während des Freitagsgebets in einer schiitischen Moschee im Süden Afghanistans.

Afghanistan Bombenanschlag auf schiitische Moschee in der afghanischen Provinz Kandahar
Verwirrung auf der Straße nach der Explosion in der Moschee in KandaharBild: Murteza Khaliqi/AA/picture alliance

Nach Angaben von Augenzeugen wurde der Anschlag in der Stadt Kandahar von mehreren Selbstmordattentätern verübt. Zwei Angreifer hätten am Haupteingang der Moschee das Feuer eröffnet, sagte der Wachmann Sayed Rohullah. Einer von ihnen habe sich nach einem Feuergefecht mit den Sicherheitskräften in die Luft gesprengt. Zwei weitere Selbstmordattentäter zündeten ihre Sprengsätze nach Angaben mehrerer Augenzeugen außerhalb des Hauptgebäudes der Moschee. Rund 15 Krankenwagen waren vor Ort. Die Sicherheitskräfte der radikalislamischen Taliban riegelten die Gegend ab.

Ein Beamter der Gesundheitsbehörde der Stadt Kandahar sagte, Spezialkräfte seien vor Ort, um die Art der Detonation zu untersuchen. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. 

Inzwischen reklamierte die Gruppierung "Islamischer Staat Provinz Chorasan" (IS-K) den Anschlag auf die schiitische Moschee für sich. Der regionale Ableger der Dschihadistenmiliz IS erklärte auf seinen Telegram-Kanälen, dass zwei Selbstmordattentäter getrennte Anschläge auf verschiedene Teile der Moschee verübt hätten. Die Explosionen hätten sich während des traditionellen Freitagsgebets ereignet. 

Schiitische Minderheit im Visier 

Es war bereits die zweite Explosion in einem schiitischen Gotteshaus binnen einer Woche. Das Attentat in Kandahar sei während des Freitagsgebets verübt worden, hieß es in den Berichten weiter. Auf Bildern in Medien und in sozialen Netzwerken waren auf dem Boden liegende Verletzte zu sehen.

Menschen versammeln sich nach der Explosion in der südafghanischen Stadt KandaharBild: Murteza Khaliqi/AA/picture alliance

Erst am vergangenen Freitag waren bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt worden. Diesen Anschlag reklamierte die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für sich. 

Die Schiiten sind in Afghanistan in der Minderheit. Viele gehören der Volksgruppe der Hasara an, die in der Vergangenheit oft auch von den sunnitischen Taliban selbst verfolgt wurden. Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme jedoch versprochen, Minderheiten zu schützen.

Taliban und IS sind verfeindet

Sunnitische Extremisten werfen schiitischen Muslimen vor, sich vom wahren Glauben entfernt zu haben. Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der IS trotz großer ideologischer Nähe verfeindet. Die Taliban bekämpfen den IS seit dessen Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015.

Ratlosigkeit und Entsetzen nach der ExplosionBild: Murteza Khaliqi/AA/picture alliance

Der IS hatte bereits in der Vergangenheit schiitische Muslime und deren Einrichtungen in Afghanistan angegriffen. Attacken gab es vor allem in der Hauptstadt Kabul sowie in den östlichen Provinzen Nangarhar und Kunar. Auch den verheerenden Anschlag Ende August am Flughafen Kabul während der noch laufenden internationalen Evakuierungsmission reklamierte der IS für sich. Damals starben nach Medienberichten fast 200 Menschen.

Politische Gespräche am Dienstag

Am Dienstag will Russland mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans über die Lage in Afghanistan beraten. Einen Tag später sind Gespräche russischer Vertreter mit den radikalislamischen Taliban darüber geplant, wie eine humanitäre Krise in Afghanistan abgewendet werden kann.

Die Taliban waren im August rund 20 Jahre nach dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan wieder an die Macht gekommen. Die Islamisten bemühen sich seitdem um die internationale Anerkennung ihrer Regierung sowie um humanitäre Hilfen, um eine Hungerkatastrophe in dem von ausländischen Entwicklungsgeldern abhängigen Land zu verhindern.

nob/uh/kle (dpa, afp)

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