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Politik

Viele Verletzte bei Unruhen am Tempelberg

27. Juli 2017

Erst sah alles nach Entspannung aus. Doch jetzt ist die Lage in Jerusalem erneut eskaliert. Eine der heiligsten Stätten für Juden und Muslime wird mehr und mehr zum Schauplatz der Gewalt.

Israel Jerusalem Gewalt am Tempelberg
Bild: Reuters/M. Awad

Für einige Stunden schien der Streit entschärft: Israel hatte nachgegeben und die Überwachungsanlagen am Tempelberg abgebaut. Großmufti Mohammed Ahmed Hussein beendete seinerseits den Boykott. Ebenso wie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte er die Gläubigen wieder zum Gebet gerufen - in die Al-Aksa-Moschee, die auf dem vormals abgeriegelten Gelände liegt. Und Zehntausende kamen.

Doch dann gerieten palästinensische Jugendliche mit israelischen Sicherheitskräften aneinander. Der Auslöser: Eines der Zugangstore blieb zunächst noch geschlossen. Zwar öffneten es die Polizisten, doch der Unmut schaukelte sich immer weiter hoch.

Antwort: Gummigeschosse

Nach Angaben einer Behördensprecherin warfen die Jugendlichen mit Steinen. Die Polizei antwortete mit Gummigeschossen und trieb die Menge auseinander. Der palästinensische Rote Halbmond berichtete, mindestens 50 Palästinenser seien verletzt worden: von Gummikugeln und Schlagstöcken getroffen oder von Tränengas außer Gefecht gesetzt.

Israelische Sicherheitskräfte in der Altstadt von Jerusalem, im Hintergrund die Al-Aksa-MoscheeBild: Getty Images/AFP/A. Gharabli

Die muslimische Führung in Jerusalem hatte zuvor verkündet, der Status quo an der heiligen Stätte sei wiederhergestellt - nach massiven Unruhen in den vergangenen Tagen, die durch schärfere Sicherheitsvorkehrungen am Eingang zum Tempelberg ausgelöst worden waren.

"Tag des Zorns"

Gerade noch rechtzeitig kam die Einigung, so schien es jedenfalls. Denn Abbas' Palästinenserorganisation Fatah und die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas hatten schon für Freitag zu einem neuen "Tag des Zorns" aufgerufen. Dann lenkte die Regierung in Tel Aviv ein. Israel ließ nicht nur die umstrittenen Metalldetektoren, sondern auch Kameras und Barrieren am Tempelberg wieder abbauen - jene Sicherheitseinrichtungen, die bei Muslimen die Befürchtung nährten, Premier Benjamin Netanjahu wolle die Kontrolle über den Berg an sich reißen.

Netanjahu fordert Todesstrafe

Der Ministerpräsident geriet durch das Nachgeben intern unter Druck. Rechte Regierungsmitglieder warfen ihm vor, er habe vor den Palästinensern kapituliert. Selbst einer seiner Getreuen, Oren Chasan, Mitglied der Regierungspartei Likud, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, "unsere Demütigung und die arabische Schadenfreude" würden Netanjahu nicht verziehen.

Während die Bilder der neuen Krawalle um die Welt gehen, demonstriert Netanjahu wieder Entschiedenheit. Er fordert die Todesstrafe für den palästinensischen Angreifer, der am Wochenende im Westjordanland drei Mitglieder einer jüdischen Siedlerfamilie erstochen hatte. Der Attentäter solle "hingerichtet" werden, sagte der Regierungschef im Gespräch mit  Angehörigen der Opfer. Längst zeichnet sich ab: Nach dem scheinbaren Sieg der Palästinenser ist nicht nur der Kampf um den Tempelberg neu entbrannt.

jj/uh (dpa, afp, rtr)

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