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Viele Ziele, wenig Plan

26. September 2015

Nun sind alle am Zug: Mit den neuen nachhaltigen UN-Entwicklungszielen verpflichten sich auch die Industrieländer, für eine bessere Welt bis 2030 zu sorgen. Vanessa Fischer ist skeptisch, ob das klappt.

Der Yasuni-Nationalpark im ecuadorianischen AmazonasdschungelBild: CC BY-NC-SA 2.0/Sara y Tzunki

Armut beenden, Ungleichheit verringern, gute Bildung gewährleisten, Ökosysteme schützen - das ist nur eine kleine Auswahl der insgesamt 17 Ziele, zu denen noch weitere 169 Unterpunkte gehören. Die Vorgänger, die Millenniumsziele, bezogen sich nur auf die Entwicklungs- und Schwellenländer. Nun sind also auch die Industrienationen im Boot.

Wo wir stehen, zeigt der VW-Skandal

Wie ernst der wohlhabende Teil der Erde nachhaltige Entwicklung nimmt, macht der Volkswagen-Skandal gerade deutlich. Und die Politik schaut weg. Aber alle beteuern unermüdlich, dass ihnen Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit natürlich ganz wichtig sind. Man könnte jetzt argumentieren: Allein die Tatsache, dass der Fall VW so hohe Wellen schlägt und die Empörung weltweit so groß ist, zeige doch schon, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber das Argument greift zu kurz.

Der Kern und der eigentliche Knackpunkt der Liste ist das Ziel Nummer acht: Dauerhaftes, nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum - dieses Siegel wird inzwischen geradezu inflationär gebraucht. Aber was soll das eigentlich sein?

Bedeutet es nicht, dass wir eben nicht mehr ständig wachsen, sondern uns mit "weniger" arrangieren und wirklich anders wirtschaften müssten?

Wehe, wenn das Wachstum nicht stimmt

Stattdessen geht sofort ein Aufschrei um die Welt, wenn Chinas Wirtschaft geringere Wachstumsraten hat als erwartet. Weil doch in China immer mehr Autos auf die Straße und immer mehr Waren konsumiert werden müssen. Damit global gesehen Gewinne steigen und Arbeitsplätze gesichert sind. Dafür wird dort produziert, wo Standards und Löhne besonders niedrig sind. So wirtschaften wir weltweit.

Eine Palmölplantage hat nun einmal aus heutiger Sicht einen höheren ökonomischen Wert als ein Regenwald, aus dem nur ein paar Gemeinden Kaffee, Kautschuk oder Früchte gewinnen und lokal verkaufen. Selbst wenn sich Heerscharen von Nichtregierungsorganisationen damit beschäftigen, aus Wäldern Einkommensquellen zu machen - letztendlich gewinnt immer die Palmölplantage oder das Öl im Boden. Wie im Fall des Yasuní-Nationalparks in Ecuador: Der Versuch, das Gebiet vor Ölbohrungen zu schützen, in dem die internationale Gemeinschaft dafür einen Ausgleich zahlt, ist gescheitert. Und das lag nicht nur am zum Teil wenig vertrauenswürdigen Verhandlungsstil der ecuadorianischen Regierung. Warum in etwas investieren, das keine Gewinne abwirft? Nach den gängigen Regeln braucht jede Investition einen ökonomischen Wert! Im kommenden Jahr beginnt im Yasuní die Ölförderung.

DW-Redakteurin Vanessa Fischer

Kurzfristiges Denken und die nachfolgenden Generationen

Natürlich können wir Natur, Wald und Ökosysteme nicht unter einer Käseglocke halten. Das ist ein veralteter Ansatz. Aber aus nachhaltiger Perspektive muss man die Frage stellen: Wovon werden die kommenden Generationen mehr haben?

Unser Wirtschaftswachstum baut auf sehr kurzfristigen Zielen und reiner Gewinnmaximierung. Und gute politische Ansätze werden auf dem langen Weg zur Umsetzung derart verwässert, dass sie diesen Vorgaben nicht im Weg stehen. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum - hier klafft zwischen Ziel und Realität eine sehr große Lücke. Und bisher ist kein ernsthafter Wille erkennbar, diese Lücke bis 2030 zu schließen.

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