Seit 51 Jahren zieht das Jazzfestival in Montreux Musik-Fans aus aller Welt an. Das Programm ist auch in diesem Jahr wieder vielversprechend. Mit dabei sind unter anderem Till Brönner, Beth Ditto und Herbie Hancock.
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Nach dem "Festival International de Jazz de Montréal" ist Montreux das zweitgrößte Jazzfestival überhaupt. Weltbekannte Musiker und hunderttausende Fans kommen Jahr für Jahr in die Schweiz. Der Name des Festivals passt allerdings nicht mehr so ganz: Neben legendären Jazzgrößen treten in Montreux schon lange auch Pop-, Rock- oder Elektro-Musiker auf.
Led Zeppelin, Frank Zappa, Johnny Cash oder Herbert Grönemeyer standen in Montreux ebenso auf der Bühne wie echte Jazzgrößen, zum Beispiel Les McCann, Miles Davis, Al Jarreau, Ella Fitzgerald oder Count Basie. 2017 geben sich unter anderem Lauryn Hill, Macy Gray, Till Brönner (Bild), Emeli Sandé, Morcheeba, Tom Jones, Herbie Hancock, Beth Ditto, die Pet Shop Boys, Usher und Peter Doherty die Ehre.
Von Claude Nobs zu Mathieu Jaton
1967 vom Pianisten Géo Voumard und dem Radiomacher Lance Tschannen ins Leben gerufen, wurde das Festival 46 Jahre lang von Claude Nobs geleitet, damals stellvertretender Direktor des Fremdenverkehrsbüros von Montreux. Nach dessen Tod im Jahr 2013 übernahm Mathieu Jaton diese Aufgabe.
Sowohl die Eintrittspreise als auch die Bandbreite der vertretenen Musikstile und die Festivaldauer wurden im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich angehoben: Die erste Ausgabe 1967 dauerte noch drei Tage, 1977 war Montreux bereits auf die Rekordlänge von 23 Tagen aufgebläht. Inzwischen hat sich die Festivallänge auf gut zwei Wochen eingepegelt. Die wachsende Popularität des Festivals führte unweigerlich auch zu einer Kommerzialisierung: Im Montreux Jazz Shop kann man sich mit T-Shirts, Smartphone-Hüllen und Tassen eindecken. Das Festival-Poster ist für 230 Euro zu haben.
Doch auch die weniger betuchten Musikliebhaber kommen auf ihre Kosten: Zahlreiche Gratis-Veranstaltungen, zum Beispiel Konzerte im Park und am Pool, Jam-Sessions, Workshops und Partys runden das Bezahlprogramm ab und erweitern es.
Musikalische Grenzgänge
Montreux ist für seine musikalischen Grenzgänge bekannt. Einige der Jam-Sessions während des Festivals schrieben Musikgeschichte, etwa die von Queen und David Bowie Anfang der 1980er Jahre, aus der der gemeinsame Song "Under Pressure" hervorging. Weit über 200.000 Musikliebhaber kommen jedes Jahr an den Genfer See. 2016, im 50. Jubiläumsjahr, erreichte das Staraufgebot neue Dimensionen: Unter anderem Carlos Santana, Deep Purple, Simply Red, Quincy Jones, ZZ Top, Slayer, Van Morrison, PJ Harvey, Lana del Rey und Patti Smith standen auf der Bühne, um nur einige zu nennen.
Claude Nobs sorgte vor 51 Jahren für ein Novum in der Musikbranche: Um sie an kommende Generationen weiterzugeben und als Kulturerbe zu bewahren, ließ er von Beginn an sämtliche Konzerte mitschneiden. Über 5000 Stunden Audio- und Videomaterial kamen bis heute zusammen. Es war die erste audiovisuelle Bibliothek, die von der Unesco ins Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde.
"Born to be Blue": 10 großartige Jazzfilme
Ethan Hawke ist derzeit als Chet Baker im Kino zu sehen. Er steht damit in einer großen Tradition. Filme über Legenden des Jazz bereichern die Kinogeschichte schon lange - doch erzählt werden auch fiktive Geschichten.
Bild: Alamode Film
Konzentrierter Blick auf Chet Baker
Der amerikanische Trompeter und Sänger Chet Baker (1929 - 1988) ist eine Legende des Jazz. Baker war einer der wenigen weißen Musiker, die sich zwischen Größen wie Miles Davis, Dizzy Gillespie oder Thelonious Monk in der Jazz-Szene Achtung verschaffen konnten. Der kanadische Regisseur Robert Budreau hat sich in seinem Spielfilm "Born to be Blue" auf die Jahre kurz vor Bakers Tod konzentriert.
Bild: Alamode Film
Chet Baker in der Wirklichkeit
Unter den vielen Filmen über die Größen des Jazz gibt es auch einige bemerkenswerte Dokumentationen. Als herausragendes Beispiel des Genres gilt "Let's Get Lost", der Chet Bakers Karriere über mehrere Jahrzehnte nachzeichnet. Der Film wurde 1988 für einen Oscar nominiert.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Gefühlvoll und in Farbe: "Die Glenn Miller Story"
1955 gewann Anthony Manns "Glenn Miller Story" einen Oscar. Hollywood-Star James Stewart verkörperte den Jazz-Posaunisten und Band-Leader Glenn Miller überzeugend. Der Film setzte auf eine melodramatische Handlung, gab aber auch den Musikeinspielungen breiten Raum - und gilt zudem als brillianter Farbfilm.
Bild: picture-alliance/akg-images
Fiktive Muikerbiografie: "Sweet and Lowdown"
Dass Jazz-Filme auch überzeugen können, wenn sie sich nicht auf authentische Größen der Szene berufen, bewies 1999 Woody Allen. Der amerikanische Regisseur, selbst begeisterter Klarinettenspieler, setzte seinen Hauptdarsteller Sean Penn als begnadeten Swing- und Jazz-Gitarristen der zwanziger Jahre ein. Dass "Sweet and Lowdown" auch humoristische Szenen hat, überrascht bei diesem Regisseur nicht.
Bild: picture-alliance/dpa
Das Amerika der Prohibition: "Cotton Club"
Ebenfalls in die 1920er Jahre blendete Regisseur Francis Ford Coppola mit seinem Film "Cotton Club" (1984) zurück. Die Mischung aus Musik- und Gangsterfilm überzeugte mit großartiger Ausstattung und guten Schauspielern - und stellte die Jazz-Club-Szene am Broadway in den Mittelpunkt. Allerdings überhoben sich die Produzenten beim Budget - "Cotton Club" entwickelte sich zum finanziellen Desaster.
Bild: imago/United Archives
Blick nach Kansas City
Über ein Jahrzehnt später versuchte sich Copollas Regiekollege Robert Altman an einem ganz ähnlichen filmischen Konzept. Auch "Kansas City" kreuzte das Gangstergenre mit dem des Musikfilms. Nur wenig später als "Cotton Club" angesiedelt, im Jahre 1934, entwickelte Regisseur Altman ebenfalls ein breit angelegtes filmisches Tableau mit vielen jazzigen Musikeinlagen.
Bild: picture-alliance/United Archives
Französische Liebe zum Jazz
"Round Midnight" (dt. Titel: "Um Mitternacht") des französischen Regisseurs Bertrand Tavenier ist einer der besten Spielfilme über den Jazz überhaupt. Tavernier siedelte seine Filmhandlung in den 1950er Jahren in Paris an und erzählte die Geschichte eines alkoholabhängigen Jazz-Saxophonisten. Der Regisseur legte besonderen Wert auf authentische Musik - und besetzte viele Rollen mit Musikern.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Clint Eastwoods "Bird"
Eine Verbeugung vor dem legendären Jazz-Saxophonisten Charlie Parker war 1999 Clint Eastwoods Regiearbeit "Bird". Der Film war mit Hauptdarsteller Forest Whitaker kongenial besetzt - Whitaker erhielt in Cannes den Preis für den besten Darsteller. "Bird" besticht durch viele atmosphärisch dicht inszenierte Sequenzen, die Parkers Leben zwischen Drogen und Musik vergegenwärtigen.
Bild: picture-alliance/KPA Honorar & Belege
Spike Lee und der Jazz
Auch US-Regisseur Spike Lee ist ein großer Fan des Jazz. Sein Film "Mo’ Better Blues" setzt im New Yorker Stadtteil Brooklyn des Jahres 1969 ein und schildert die Karriere des (fiktiven) Trompeters Bleek Gilliam über mehrere Jahrzehnte. Gilliam wird von Denzel Washington gespielt - hier zu sehen neben Spike Lee, der im Film ebenfalls mitspielt.
Bild: picture alliance/kpa
Hommage an den Jazz: La La Land
Und schließlich ist auch der große Gewinner der diesjährigen Oscars ein Film über den Jazz - auch wenn "La La Land" in erster Linie als Musical gilt. Die Geschichte des von Ryan Gosling gespielten Pianisten Sebastian "Seb" Wilder ist nichts anderes als eine liebevolle Verbeugung vor dem Jazz und spielt mit den verschiedenen Entwicklungen dieses Musikgenres in den letzten Jahrzehnten.