Vier Forscher, ein Jahr Mars: NASA-Simulation beendet
7. Juli 2024
Würden Menschen mit den Lebensbedingungen auf dem Mars zurechtkommen? In Texas haben vier Freiwillige und die NASA eine Antwort gesucht. Nun endete die Simulation und die Forscher kehren zum Alltag auf der Erde zurück.
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Nach 378 Tagen wurde das Experiment der US-Raumfahrtbehörde NASA beendet: Vier Wissenschaftler haben in völliger Isolation von der Außenwelt das Leben auf dem Mars simuliert. Die erste Mission des sogenannten "Chapea"-Programms endete in Houston (Texas), nachdem die zwei Frauen und zwei Männer das 160 Quadratmeter große Mars-Simulationsgelände unter lautem Applaus verlassen hatten.
"Hallo. Es ist so wundervoll, euch einfach Hallo sagen zu können", sagte Missionsleiterin Kelly Haston nach dem Verlassen lachend zu den versammelten NASA-Mitarbeitern und Angehörigen. "Ich hoffe, ich fange hier nicht vor euch allen an zu weinen", sagte ihr Kollege Nathan Jones - und tat dann genau das, als er seine Frau in der Menge erspähte.
Leben wie auf dem Mars
Anca Selariu, Ross Brockwell, Nathan Jones und Kelly Haston lebten bei dem Experiment auf dem NASA-Gelände in dem fensterlosen "Mars Dune Alpha". Auf 160 Quadratmetern gab es eine vertikale Farm, Schlafzimmer, ein Sportstudio, einen Raum für die medizinische Versorgung, einen Bereich zum Entspannen und mehrere Arbeitsbereiche. Eine Schleuse führt vom Wohnbereich zu einer Nachbildung der Mars-Landschaft. Diese wurde mithilfe eines 3D-Druckers geschaffen.
Leben wie auf dem Mars: NASA stellt Mars Dune Alpha vor
Vier Freiwillige auf 160 Quadratmetern: Für ein Jahr sollen sie testen, wie das Leben auf dem Mars aussehen könnte. Die US-Raumfahrtbehörde NASA verspricht sich davon wichtige Informationen für mögliche Mars-Missionen.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
So realistisch wie möglich
Ab Juni sollen vier Freiwillige in das Haus "Mars Dune Alpha" der NASA ziehen, um das Leben auf dem Roten Planeten zu testen. Dafür werden sie ein Jahr lang in einem umgebauten Hangar auf dem Forschungsgelände des Johnson Space Center im texanischen Houston leben. Hier warten auf die zukünftigen Teilnehmer mehrere Räume, ein Outdoor-Simulationsbereich und vor allem viel roter Sand.
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Isolation als Hauptproblem möglicher Missionen
Bei einem ersten Experiment wollen die Wissenschaftler testen, wie Menschen mit einer langen Isolation und mit Stresssituationen umgehen. Dies solle der NASA bei der Einschätzung helfen, welche "Ressourcen" benötigt werden, damit künftige Astronauten eine Mars-Mission überstehen, sagt Grace Douglas, die das für das Experiment verantwortliche Chapea-Programm leitet.
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Wenig Platz auf dem Mars
Viel Gepäck können die Freiwilligen nicht mitnehmen. Sie werden während des Jahres in kleinen Schlafzimmern im Haus auf dem Forschungsgelände leben. Das Haus ist komplett im 3D-Druckverfahren erstellt. Das sei eine der Technologien, die die NASA als Möglichkeit für den Bau von Gebäuden auf anderen Planeten oder der Mondoberfläche in Betracht ziehe, so Projektleiterin Grace Douglas.
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Raum für Experimente
Neben den Schlafzimmern hat die "Mars Dune Alpha" zwei Badezimmer, einen Raum für die medizinische Versorgung, einen Bereich zum Entspannen und mehrere Arbeitsbereiche. Die Forscher werden während der Zeit regelmäßig testen, wie die Freiwilligen auf Stress reagieren - zum Beispiel, wenn das Wasser knapp wird oder Geräte ausfallen.
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Passende Stiefel für die Mars-Landschaft
Über eine Luftschleuse gelangen die Teilnehmer aus dem 3D-Haus hinaus zu einer Nachbildung der Mars-Landschaft. Mit viel rotem Sand soll das Leben auf dem Mars so realistisch wie möglich nachgebildet werden.
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Fit in der Isolation
An Gurten hängend, um die geringere Schwerkraft auf dem Mars nachzustellen, werden die fiktiven Astronauten auf Laufbändern Ausflüge nach draußen simulieren. Sie sollen dabei Proben sammeln, Daten erheben und die Infrastruktur weiter aufbauen. "Wir können sie ja nicht sechs Stunden lang im Kreis laufen lassen", scherzte Suzanne Bell, Leiterin des "Behavioural Health and Performance Laboratory".
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Gemüse züchten auf dem Mars
Das Forschungszentrum bietet neben einer Wetterstation auch eine vertikale Farm für den Anbau von Salat und anderen Pflanzen. Hier können die Teilnehmer Gemüse züchten, um sich während der Zeit selbst zu versorgen.
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Wichtige Erkenntnisse für zukünftige Missionen
Insgesamt sind auf dem Gelände drei Langzeitexperimente geplant. Man erhoffe sich "wichtige Informationen" für einen längeren Aufenthalt in Isolation. Noch steht die NASA bei den Vorbereitungen für eine Reise zum Mars aber ganz am Anfang. Zunächst geht es der Weltraumbehörde um die Artemis-Mission: Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert sollen wieder Menschen zum Mond reisen.
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Während ihrer einjährigen Mission unternahmen die Wissenschaftler unter anderem "Mars-Spaziergänge" und bauten Gemüse an. Zudem mussten sie sich laut NASA unter "zusätzlichen Stressfaktoren" bewähren, wie der Isolation auf engem Raum oder Verzögerungen in der Kommunikation mit der "Erde", wie sie auch bei einer echten Mars-Mission auftreten würden. Die Freiwilligen durften das Simulationsgelände über den gesamten Zeitraum nicht verlassen.
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Dem Mars näher gerückt
Für Ross Brockwell, einen der vier Freiwilligen, sei das NASA-Experiment eine wunderbare Erfahrung gewesen. Er hoffe wirklich, dass man dadurch der Möglichkeit, Menschen auf dem Mars zu sehen, ein Stück näher komme. Die technische Leiterin der Weltraumbehörde, Julie Kramer, betonte, dass das Projekt es möglich mache, "wichtige Dinge über komplexe Systeme zu lernen, und es wird die Reise zum Mars und zurück viel sicherer machen". Sie kündigte weitere ähnliche "Chapea"-Missionen für 2025 und 2027 an.
Mit solchen Simulationen will die NASA einer bemannten Mission zum Roten Planeten näherkommen. Doch die Weltraumbehörde steht bei den Vorbereitungen für bemannte Marsmissionen noch ganz am Anfang. Zunächst sollen im Rahmen des Artemis-Programms nach jahrzehntelanger Pause wieder Menschen auf den Mond geschickt werden.