Vier Journalisten in Russland zu Gefängnisstrafen verurteilt
15. April 2025
Antonina Faworskaja, Konstantin Gabow, Sergej Karelin und Artjom Kriger müssen in Russland für fast sechs Jahre in eine Strafkolonie. Ein Gericht in Moskau urteilte, die vier Journalisten seien des "Extremismus" schuldig. Sie sollen Foto- und Video-Material für den Youtube-Kanal des in russischer Haft gestorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny erstellt haben.
Die Kammer folgte mit ihrem Urteil weitgehend der Staatsanwaltschaft, die Haftstrafen von jeweils fünf Jahren und elf Monaten gefordert hatte. Die Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.
Der Youtube-Kanal "Nawalny LIVE" wird auch nach dem Tod des Oppositionspolitikers von Mitarbeitern der "Anti-Korruptions-Stiftung" (FBK) betrieben. FBK gilt den russischen Behörden als "extremistische" Gruppe. Ihre Mitarbeiter und Unterstützer werden in Russland strafrechtlich verfolgt.
DW-Intendant: "Journalisten wie Schwerkriminelle" behandelt
Der Kameramann Gabow und der Videofilmer Karelin sind ehemalige DW-Mitarbeiter. Faworskaja und Kriger hatten vor ihrer Festnahme für die unabhängige Nachrichtenagentur "Sota Vision" gearbeitet und über Gerichtsprozesse gegen politische Gefangene berichtet.
Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, erklärte nach der Urteilsverkündung: "Mit dem Urteil gegen die vier Journalisten zeigt Russland mit aller Härte, dass es ein Unrechtsstaat ist. Das russische Regime versucht mit aller Kraft, Fakten zu verbiegen - und stellt mutige Journalistinnen und Journalisten wie Schwerkriminelle vor Gericht. Jeder Tag, den Antonina Faworskaja, Konstantin Gabow, Sergej Karelin und Artjom Kriger in Haft verbringen, ist einer zu viel. Ihnen und ihren Familien gilt unsere volle Solidarität."
Beisetzung von Nawalny
Faworskaja hatte die Prozesse gegen Nawalny beobachtet und die Strafkolonie "Polarwolf" in der Siedlung Charp in Sibirien besucht. Alexej Nawalny war dort im Februar 2024 unter ungeklärten Umständen gestorben.
Nach seiner Beisetzung dokumentierte Faworskaja, wie Menschen am Friedhof Blumen niederlegten. Bei einem ihrer Friedhofsbesuche wurde sie am 17. März festgenommen. Einen Monat später dann wurden Karelin und Gabow verhaftet; Artjom Kriger folgte im Juni.
Erschütternde Haftbedingungen
Im vergangenen Oktober hatten Gabow und Karelin der DW von den schwierigen Bedingungen berichtet, denen sie während der Untersuchungshaft ausgesetzt waren. Demnach waren sie in überfüllten und verdreckten Zellen untergebracht - mit "null Privatsphäre", so Karelin. Seine Rechtsanwältin Katerina Tertuchina bezeichnete die Haftbedingungen als "Folter".
fab/AR/jj/hf (DW, afp, rtr)