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PolitikAsien

Sri Lanka weiter in der Krise

17. Juli 2022

Die Protestbewegung in Sri Lanka dauert nun schon 100 Tage. Am kommenden Mittwoch wird wohl über das weitere Schicksal des Landes entschieden.

Sri Lanka | Protest gegen Interims Präsident Ranil Wickremesinghe
Vor dem Präsidentenpalast in Colombo demonstriert ein Mann gegen Interimspräsident Ranil WickremesingheBild: ARUN SANKAR/AFP/Getty Images

Nach der Flucht und dem Rücktritt von Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa bereiten sich die Parteien des Landes auf die Wahl eines neuen Staatsoberhaupts am kommenden Mittwoch (20. Juli) vor. Vier Kandidaten stellen sich im Parlament in der Hauptstadt Colombo zur Wahl, doch gelten nur zwei von ihnen als chancenreich.

Nach anhaltenden Massenprotesten in dem vor der Südspitze Indiens gelegenen Inselstaat hatte sich Rajapaksa in der Nacht zum vorigen Mittwoch ins Ausland abgesetzt. Der bisherige Regierungschef Ranil Wickremesinghe wurde als geschäftsführender Präsident vereidigt. Er stellt sich am Mittwoch nun den Abgeordneten zur Wahl.

Interimspräsident Ranil Wickremesinghe bei seiner Vereidigung letzte WocheBild: Srilankan PM Media office

Wahrscheinlich Zweikampf

Beobachter in Colombo erwarten, dass die Präsidentenkür auf einen Zweikampf zwischen ihm und dem Oppositionsführer Sajith Premadasa hinausläuft. Weitere Kandidaten sind Dullas Alahapperuma, langjähriger Abgeordneter der regierenden Volkspartei, und der Vertreter der Marxistischen Partei, Anura Kumara Dissanayake.

Der hoch verschuldete Inselstaat mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern erlebt derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Nach der Flucht Rajapaksas sind die Straßenproteste abgeflaut. Rund 500 Menschen halten aber weiterhin Teile des Präsidentenpalastes besetzt, nachdem dieser zuvor von den Demonstranten überrannt worden war.

Die Proteste hatten vergangene Woche mit der Erstürmung des Büros des Ministerpräsidenten seinen Höhepunkt erreichtBild: Adnan Abidi/REUTERS

Rajapaksa und sein Clan werden beschuldigt, das Land durch wirtschaftliches Missmanagement in den Bankrott getrieben zu haben. Sri Lanka kann aufgrund fehlender Devisen keine lebenswichtigen Güter wie Nahrungsmittel, Benzin oder Medikamente für seine 22 Millionen Einwohner einführen. Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sind seit Wochen geschlossen.

Papst Franziskus ruft zum Dialog auf

Papst Franziskus hat sich unterdessen besorgt gezeigt. Zugleich verurteilte er beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz jegliche Form von Gewalt in Sri Lanka und rief zu einem Dialogprozess für das Gemeinwohl auf. "Ich fordere alle Parteien auf, eine friedliche Lösung der gegenwärtigen Krise zu suchen, die insbesondere den Ärmsten zugute kommt und die Rechte aller achtet", so der Appell des Papstes.

as/nob (dpa, rtr, kna)