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Vogelgrippe: Übertragungsweg des Virus bei Rindern geklärt

25. September 2024

In den USA grassiert das Vogelgrippevirus H5N1 unter Milchkühen und schürt immer wieder Angst vor einer Pandemie. Eine neue Studie hält gute Nachrichten bereit - nicht nur für die Rinder, sondern auch für uns Menschen.

Mehrere Kühe stehen in einem Laufstall nebeneinander und fressen Heu.
H5N1 wird nicht über die Atemwege von einer Kuh auf die andere übertragen - eine gute Nachricht, sagen Forschende.Bild: Alex Gallardo/REUTERS

Niesen, Husten oder bloßes Atmen - für viele Viren ideale Momente, um von einem Wirt auf den nächsten zu wechseln. Die Coronapandemie hat gezeigt, wie schwer es sein kann, Viren zu stoppen, die sich auf diesem Weg verbreiten.

Wie wird die Vogelgrippe übertragen?

Aviäre Influenzaviren (Vogelgrippeviren) können sich unter Vögeln ebenfalls durch direkten Kontakt der Tiere übertragen. Außerdem scheiden infizierte Vögel die Viren mit dem Kot aus. Auch Eier von Legehennen können das Virus enthalten. 

Auf diese Weise haben bestimmte Subtypen der Vogelgrippe den Weg zu anderen Säugetieren und vereinzelt auch zu Menschen gefunden.

Seit März 2024 grassiert der Vogelgrippe-Subtyp H5N1 unter Milchkühen in den USA - und damit auch die Sorge, das Virus könne sich an Säugetiere anpassen, für den Menschen gefährlicher werden und vielleicht sogar die nächste Pandemie verursachen.

Wie wird Vogelgrippe bei Kühen übertragen?

Eine aktuelle Studie hat den Übertragungsweg von H5N1 untersucht und kann zunächst beruhigen: "Das Euter ist das zentrale Vermehrungsorgan bei Rindern und nicht der Atemwegstrakt der Tiere", sagt Martin Beer in einem Pressebriefing des Science Media Center. Er ist Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald und Autor der Studie. 

Um den Übertragungsweg zu überprüfen, infizierten die Wissenschaftler die Kühe auf zwei Wegen mit dem Virus: einmal über Nase und Maul der Tiere und über die Zitzenkanäle der Euter.

Im Atemwegstrakt vermehrte sich das Virus nur in geringem Maß, die Kühe wurden kaum merklich krank und steckten auch keine Artgenossen an.

Zoonosen - kommt die nächste Pandemie?

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Das Euter hingegen scheint dem Erreger ideale Bedingungen zu bieten. "Das Virus vermehrte sich schnell, die Tiere bekamen Fieber und die Milchproduktion ging um 90% zurück", sagt Beer. "Die restliche Milch war voller Viren."

Die Forschenden sind sich deshalb sicher, dass das Virus über das Melkgeschirr von Kuh zu Kuh weitergegeben wird. Werden infizierte Kühe über weite Strecken in andere Bundesstaaten transportiert, kommt auch das Virus mit in den neuen Stall.

Das Forscherteam konnte ebenfalls feststellen, dass die infizierten Tiere einige Tage nach der Infektion bereits neutralisierende Antikörper gebildet hatten, die das Virus erfolgreich bekämpfen können. 

Wie groß ist das Vogelgrippe-Risiko für Menschen?

"Die Studie ist wichtig, um das Gesamtrisiko einschätzen zu können", sagt der ebenfalls im Pressebriefing anwesende Martin Schwemmle. Er ist Virologe am Universitätsklinikum Freiburg und hat nicht an der Studie mitgewirkt. "Es ist eine gute Nachricht, dass die Übertragung nicht so einfach ist."

Theoretisch könnte ein Virus, dass sich über den Melkvorgang überträgt, viel leichter unter Kontrolle gebracht werden, so Schwemmle. Praktisch sei das natürlich nicht so einfach: Betriebe müssten testen, infizierte Kühe isolieren und getrennt von den anderen melken. Die Landwirte hätten finanzielle Einbußen, die ausgeglichen werden müssten. Letztlich eine politische Entscheidung.

Die beiden Wissenschaftler betonen allerdings, wie wichtig es ist, das Infektionsgeschehen nicht einfach laufen zu lassen. Noch habe sich der Erreger nicht an Kühe angepasst. Die Viren bleiben im Euter, sie befallen den Rest der Kuh nicht.

Je länger ein Virus allerdings in einem Wirt zirkuliert, desto größer ist die Gefahr, dass Mutationen entstehen, die die noch vorhandenen Hürden überwinden. Gelangen diese Viren in andere Säugetiere wie Schweine oder Nerze, steigt die Gefahr der Übertragung auf den Menschen.

H5N1 kann auch jetzt schon Menschen infizieren. Allerdings ist eine Übertragung der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch bisher nicht möglich. "Der Mensch ist immer noch ein Sackgassenwirt", sagt Martin Beer. Das sollte möglichst so bleiben.

Quellen:

Freidrich-Loeffler-Institut: Steckbrief: Influenzainfektionen bei Geflügel und Wildvögeln

Nature: H5N1 clade 2.3.4.4b dynamics in experimentally infected calves and cows, 2024

 

Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.
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