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Vogelgrippe grassiert weiter

26. Oktober 2005

Das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 ist jetzt auch in Kroatien bestätigt worden. China meldet ebenfalls neue Fälle. Akute Gefahr für Menschen bestehe nach wie vor nicht. Aber: Vorbeugen ist besser als heilen.

Immer mehr Staaten verhängen Stallpflicht für GeflügelBild: AP


Die EU-Kommission ist vom Referenzlabor der Europäischen Union in Weybridge informiert worden, "dass das bei wilden Vögeln in Kroatien isolierte Virus tatsächlich das H5N1-Virus ist", sagte Sprecher Philip Tod am Mittwoch in Brüssel. Die Regierung in Zagreb bestätigte das Testergebnis aus Großbritannien. Das H5N1-Virus wurde bei sechs toten Schwänen gefunden. Da der H5N1-Erreger von Wildvögeln transportiert wird, ergreifen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika die Behörden Maßnahmen, Kontakte zwischen Zugvögeln und einheimischem Nutzgeflügel zu vermeiden.

Desinfektionsteam in KroatienBild: AP

Virus auch anderswo weiter aktiv

Kroatien ist nach der Türkei, Rumänien, Russland und Großbritannien bereits das fünfte europäische Land, in dem H5N1 bestätigt wurde. In Großbritannien wurde der Erreger allerdings nicht bei einem frei lebenden Tier festgestellt, sondern bei einem importierten Papagei, der nach Behördenangaben direkt nach der Einfuhr in Quarantäne verendete.

China meldete am Mittwoch einen weiteren Ausbruch der Vogelgrippe, den dritten innerhalb einer Woche. In einem Dorf in der zentralen Provinz Hunan seien seit Samstag mehr als 540 Hühner und Enten der Seuche erlegen, teilte die Regierung mit. Vorsichtshalber seien mehr als 2400 weitere Tiere getötet worden. Zuvor war die Vogelgrippe bereits in der Ostprovinz Anhui und in der Inneren Mongolei ausgebrochen. In Asien grassiert die Vogelgrippe seit 2003. Mehr als 60 Menschen fielen ihr dort bislang zum Opfer.

Derzeit noch keine Gefahr für Menschen

Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA wies unterdessen einen Bericht zurück, sie wolle wegen einer möglichen Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen vor dem Verzehr von rohen Eiern warnen. Es gebe keine Hinweise, dass das Virus über Lebensmittel auf den Menschen übertragbar sei, erklärte die EFSA in Parma. Italienische Medien hatten berichtet, die Behörde wolle in Kürze eine Warnung vor möglichen Risiken durch bestimmte Nahrungsmittel herausgeben, darunter rohe Eier und rohes Hühnerfleisch.

Nicht roh essenBild: AP

Der Geflügelhandel sei nicht von der Vogelgrippe betroffen, sagte EU-Kommissionssprecher Philip Tod am Mittwoch in Brüssel. Eier und Geflügel seien, vor allem, wenn sie richtig gekocht würden, keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass das H5N1-Virus dadurch auf Menschen übertragen werde, sagte EFSA-Sprecherin Lucia de Luca der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Dennoch befürchten Gesundheitsexperten, dass das H5N1-Virus in einen von Mensch zu Mensch übertragbaren Erreger mutieren und eine Pandemie mit Millionen Toten auslösen könnte.

Hilfe nicht uneingeschränkt für alle verfügbar

Tamiflu kann auch vorbeugend angewandt werdenBild: picture-alliance/dpa

Mit Blick auf eine mögliche globale Ausbreitung der Seuche fordern Experten die Massenproduktion von Nachahmeversionen antiviraler Grippe-Medikamente. Gesundheitsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen, riefen die Welthandelsorganisation (WTO) auf, ihre Regeln für die Lizenzierung und den Export so genannter Generika zu ändern. Laut WTO-Statut können Länder im Fall einer öffentlichen Gesundheitsbedrohung Zwangslizenzen für die Herstellung von patentierten Medikamenten erteilen. Weltweit bemühen sich Staaten derzeit um die Anschaffung des Grippemittels Tamiflu, wegen der regen Nachfrage kommt das schweizer Unternehmen Roche möglicherweise mit der Produktion nicht nach.

Austausch erforderlich

Mexiko rief die reichen Staaten zudem auf, Impfstoffe mit ärmeren Ländern zu teilen. Gesundheitsminister Julio Frenk sagte am Rande einer internationalen Konferenz in Kanada, bei einer weltweiten Pandemie hätte es verheerende ethische und politische Folgen, wenn alle verfügbaren Medikamente von wohlhabenden Ländern gehortet würden. Er habe seine Kollegen gebeten, einen Teil ihre Impfstoffe und andere Grippe-Mittel an arme Länder abzugeben, und darauf positive Antworten erhalten, sagte Frenk am Dienstag.

Diagnosegeräte sind nicht überall ausreichend verfügbarBild: dpa - Report

Japan lieferte am Mittwoch medizinische Geräte nach Indonesien, um eine Ausbreitung der Vogelgrippe dort zu verhindern. In erster Linie sollen Labore ausgestattet werden, um das Virus und seine Herkunft zu bestimmen. Weitere Lieferungen sollen in den kommenden Wochen folgen, das Paket hat einen Gesamtwert von umgerechnet rund 180.000 Euro. Die Vogelgrippe hat in Indonesien bereits vier Menschen das Leben gekostet. (arn)

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