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Volker Bruchs Nähe zu "Querdenkern"

Torsten Landsberg
4. Mai 2021

"Babylon Berlin"-Star Volker Bruch will wohl Mitglied einer "Querdenker"-nahen Partei werden. Damit erscheint die Aktion #allesdichtmachen in neuem Licht.

Volker Bruch
"Babylon Berlin"-Hauptdarsteller Volker BruchBild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Ende April hatten unter dem Titel #allesdichtmachen mehr als 50 teils prominente Schauspielerinnen und Schauspieler in kurzen Videos die Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert. Weil die Aktion in rechten Milieus und der sogenannten Querdenker-Szene gut ankam, sahen sich einige Beteiligte im Anschluss schnell veranlasst, sich von rechtem Gedankengut und Faschismus zu distanzieren - und insbesondere von den "Querdenkern".

Allerdings häuften sich in den vergangenen Tagen Berichte über Verquickungen zwischen den Schauspielstars und der "Querdenker"-Bewegung. Von vornherein war intransparent geblieben, wer hinter der Aktion stand. Inzwischen werden der "Tatort"-Regisseur Dietrich Brüggemann und Volker Bruch, Hauptdarsteller der Erfolgsserie "Babylon Berlin", in Medienberichten als zentrale Initiatoren benannt.

Partei von Verschwörungsideologen

Darauf, dass die Video-Aktion nicht ironisch war, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend zu erklären bemüht waren, deutet eine Recherche des Portals netzpolitik.org hin. Demnach soll Volker Bruch im vergangenen Jahr einen Mitgliedsantrag bei der Basisdemokratischen Partei Deutschland ("dieBasis") gestellt haben.

Die Partei wurde im Juli 2020 gegründet und ging aus der Protestbewegung gegen die Corona-Maßnahmen hervor. Unter den Mitgliedern sind "Querdenker" und in der Szene bekannte Verschwörungsideologen. Bei der jüngsten Landtagswahl in Baden-Württemberg holte sie ein Prozent der Stimmen.

Öffentliche Kritik an "Babylon Berlin"-Star Volker Bruch

Im Netz entfachte sich daran schnell breite Kritik. Berufsverbot forderten die einen, freie Meinungsäußerung die anderen. Ein Sprechverbot soll es nicht geben, im Gegenteil: Es wäre aufschlussreich, Volker Bruch nach seinen Motiven zu fragen, seinen politischen Überzeugungen. Stellt er die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus infrage oder allgemein dessen Existenz? Bruchs Management lehnte eine Interviewanfrage der DW mit Verweis auf die laufenden Dreharbeiten ab.

Alles nur Ironie? Prominente Schauspielerinnen und Schauspieler kritisierten in Videos die Corona-PolitikBild: Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube/dpa/picture alliance

Seit April und auch in diesen Tagen steht Bruch für die vierte Staffel von "Babylon Berlin" vor der Kamera. Von der Maskenpflicht am Set soll ihn ein Attest befreit haben. Ende März gab er dem Online-Magazin der Initiative "1bis19", das Verschwörungserzählungen verbreitet, ein rund zehnminütiges Interview: Er habe ein Gefühl der Angst, nicht alles sagen zu dürfen. Es sei eine "Grundvoraussetzung der Demokratie", über alles offen reden zu können, was aber "gerade scheinbar nicht der Fall ist".

Medienartikel über die Folgen von Corona bezeichnet Bruch in dem Gespräch als "Propaganda" und "Angstmaschinerie". Auch die Aussagekraft von PCR-Tests stellt der Schauspieler infrage. Er könne nicht nachvollziehen, warum täglich millionenfach getestet werde, denn: "Die Tests sind ja die eigentliche Ursache des Problems." Auch Regisseur Brüggemann ist auf der Website der Initiative aktiv.

Wer sind die Strippenzieher hinter #allesdichtmachen?

Der  "Tagesspiegel" berichtete, dass auch der bekannte Schauspieler Moritz Bleibtreu frühzeitig in die Aktion von #allesdichtmachen eingebunden gewesen sei und im Kollegenkreis für die Teilnahme geworben habe. Er selbst sei dann kurzfristig ausgestiegen und habe Bruch gebeten, die zuvor von ihm angesprochenen Kolleginnen und Kollegen darüber zu informieren. Diese Information soll Bruch nicht weitergegeben haben, aus Sorge, dass weitere Prominente abspringen könnten.

Die Corona-Maßnahmen haben im ganzen Land für Protest gesorgtBild: Christoph Schmidt/dpa/picture alliance

Während der Recherche für diesen Artikel wurde in mehreren Gesprächen darauf hingewiesen, dass Bruchs politische Ansichten die freie und persönliche Entscheidung eines Schauspielers seien. Das ist vollkommen korrekt. Ein Mitglied der politisch generell eher links verorteten Schauspielszene ist nicht verpflichtet, die Grünen zu unterstützen. Jedoch hat sich Bruch offensichtlich entschieden, einer Partei beizutreten, deren Mitglieder in Teilen bereits vom Verfassungsschutz beobachtet werden

Kein Kommentar zur politischen Einstellung

Die für "Babylon Berlin" verantwortliche Produktionsfirma "X Filme" sowie die beiden Auftraggeber Sky und ARD teilten in einem gemeinsamen Statement mit, "politische Aktivitäten oder Haltungen" nicht zu kommentieren, "solange sie nicht gegen geltende Gesetzgebung verstoßen". Die Dreharbeiten liefen planmäßig weiter und seien von dem aktuellen Diskurs nicht betroffen.

Die Serie basiert auf Volker Kutschers Kriminalromanen. Sie beginnt in der Zeit der Weimarer Republik und skizziert das Erstarken der Nationalsozialisten in Deutschland. Die von Bruch gespielte Hauptfigur Gereon Rath kämpft darin gegen den Faschismus an.

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