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Volkswagen - der angezählte Riese

Insa Wrede21. September 2015

Der Skandal um die Manipulation von Abgaswerten schadet dem Image des VW-Konzerns immens. Hintergründe zu Europas größtem Autobauer.

Symbolbild Volkswagen Investitionen
Bild: picture-alliance/dpa/Jochen Lübke

Größe

Der Volkswagenkonzern ist mit seinen 600.000 Mitarbeitern und 200 Milliarden Euro Umsatz eines der Aushängeschilder der deutschen Industrie. 2014 verkaufte der Volkswagen-Konzern mit seinen 12 Automarken 10,2 Millionen Fahrzeuge.

Zur Jahreshälfte erreichte Konzernchef Martin Winterkorn auch sein großes Ziel und überholte den japanischen Rivalen Toyota erstmals als weltgrößten Autobauer. Bis Ende Juni 2015 verkaufte Volkswagen 5,04 Millionen Fahrzeuge - 20.000 mehr als Toyota.

Absatz-Märkte

Europa und die Regionen Asien-Pazifik sind die mit Abstand wichtigsten Regionen für den Konzern, der hier jeweils rund 40 Prozent seiner Autos verkauft. In Nordamerika sind es knapp neun Prozent, in Südamerika fast acht Prozent.

Auf dem weltgrößten Automarkt China ist Volkswagen Marktführer mit fast 40 Prozent Marktanteil. Die Volksrepublik ist das wichtigste Absatzland für VW. Hier verkauft der Konzern mehr als ein Drittel aller Autos und fährt einen großen Teil seiner Gewinne ein. Zwischen Januar und August waren die Verkaufszahlen hier allerdings rückläufig (minus 5,8 Prozent).

Der US-Markt

In den USA führt Volkswagen nur ein Nischendasein. Daran hat auch das neue Werk in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee wenig geändert. Die US-Version des Passat verkauft sich langsam, außerdem fehlt ein großer SUV im Angebot. Auch die Nachfrage nach leichten offenen Kleintransportern (Pick-ups) konnte VW lange nicht bedienen. Da dieses Segment zudem oft auf Dieselmotoren setzt, trifft eine mögliche Vertrauenskrise bei diesem Antrieb das Unternehmen gleich doppelt schwer.

Für das gesamte Jahr 2014 verkaufte Volkswagen in den USA fast 600.000 Wagen. Bis 2018 will der Konzern diese Zahl auf 800.000 Fahrzeuge steigern. Das Rückgrat des Verkaufs in den USA ist bisher der Jetta Sedan. Vom Abgas-Skandal betroffen sind aktuelle Diesel-Modelle der Marken VW und Audi - deren Verkauf in den USA wurde vorerst gestoppt.

Diesel-Markt

In Westeuropa haben Diesel-Autos einen relativ großen Anteil am Fahrzeugmarkt. In Spanien, Frankreich und Belgien sind es mehr als 60 Prozent, in Deutschland fast 50 Prozent.

Am besten verkauften sich dabei in Deutschland Diesel von BMW, Audi und Mercedes. Mehr als die Hälfte der hier zugelassenen VW fahren mit Diesel.

Im US-Markt haben sich Diesel-Fahrzeuge bislang nicht durchgesetzt. 2014 fuhren nur etwas über 3 Prozent der in den USA zugelassenen Autos mit Diesel. Experten gehen aber davon aus, dass dieser Anteil in den nächsten zehn Jahren auf zehn bis 15 Prozent steigen könnte.

Marken

Unter das Dach von VW fallen zwölf Marken: VW, Porsche, Audi, Seat, Scoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Ducati und die drei Nutzfahrzeugmarken VW Nutzfahrzeuge, Scania und MAN.

Die Massenmarken VW, Skoda und Seat machen fast 60 Prozent des gesamten Konzernabsatzes von zuletzt 10,2 Millionen Fahrzeugen aus.

Konzernstruktur

Volkswagen, das ist auch eine uralte Familiengeschichte: die Geschichte der Familien Piëch und Porsche. Bis heute bestimmen die Familien über ihre Stimmrechte die Geschicke des Konzerns.

Eine Besonderheit beim VW-Konzern ist das VW-Gesetz. Es stellt sicher, dass dem Land Niedersachsen mit seinem Anteil von 20,2 Prozent eine Sperrminoritt, also ein Vetorecht in allen wichtigen Entscheidungen, einräumt. Die EU-Kommission hatte wiederholt versucht, das Gesetz zu kippen, weil es Übernahmen verhindere und den freien Kapitalverkehr einschränke.

Winterkorn gegen Piëch

Anfang dieses Jahres kam es zum Machtkampf zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch und dem Vorstandschef Martin Winterkorn. Am Ende musste Ferdinand Piëch, der Volkwagen lange Jahre geführt und später als Aufsichtsratschef kontrolliert hatte, seinen Hut nehmen. Der Sieger hieß Martin Winterkorn. Sein Vertrag wurde bis 2018 verlängert.

Der Ingenieur Martin Winterkorn ist als detailverliebter Manager bekannt, der jede wichtige Entscheidung selbst treffen will. Vor dem Start neuer Modelle schaut "Mr. Qualität" deshalb rund um den Globus auch höchstpersönlich zur Endabnahme vorbei und verlangt dabei nicht selten letzte Änderungen. Umso mehr treffen dürfte ihn, dass es bei einem zentralen Technikthema wie der Einhaltung von Umweltstandards Manipulationen bei US-Abgastests gab.

Probleme von VW

Im Vergleich zum großen Konkurrenten Toyota verdient Volkswagen relativ wenig Geld, die Umsatzrendite liegt bei mageren 2,5 Prozent. An jedem verkauften Auto hat Volkwagen 2014 im Schnitt 540 Euro verdient, Toyota dagegen 1647 Euro.

VW-Chef Martin Winterkorn will den Konzern umbauen, um ihn rentabler und besser steuerbar zu machen. Unter anderem sollen die zwölf Volkswagen-Marken in vier Einheiten zusammengefasst werden.

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