Volkswagen: ein urdeutsches Unternehmen
6. November 2024Das Unternehmen Volkswagen wurde 1937 gegründet und hat seinen Sitz in Wolfsburg in Norddeutschland. Für viele ist der Name Volkswagen eng verknüpft mit dem VW-Käfer, der es auch weniger finanzkräftigen Menschen ermöglichte, sich ein eigenes Fahrzeug zuzulegen. Ab 1950 ging der VW-Bus in die Serienfertigung und ab 1974 der VW-Golf.
Heute gehören zum Volkswagen-Konzern nicht nur Fahrzeuge, die unter dem Namen VW fahren, sondern auch zehn weitere Marken, darunter Audi, Porsche, Bentley und Skoda.
Zwischen 2016 bis 2019 war VW nach der Anzahl der verkauften Fahrzeuge der größte Automobilhersteller der Welt. Er ist immer noch der größte europäische Automobilhersteller.
Zum Konzern gehören mehr als 114 Produktionsstätten und 684.000 Beschäftigte auf der ganzen Welt. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern 9,2 Millionen Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 322 Milliarden Euro (351 Milliarden US-Dollar) - so viel wie nie zuvor.
Wie wichtig ist die Autoindustrie für Deutschland?
In der Technik und Produktion nahm Volkswagen lange Zeit eine führende Rolle ein. Das Unternehmen trug zum deutschen Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg bei.
Die Autoindustrie ist nach wie vor ein elementarer Bestandteil der deutschen Wirtschaft.
2023 arbeiteten fast 780.000 Menschen in deutschen Fabriken, die Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile herstellen, so die Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Davon waren über 465.000 Beschäftigte bei Zulieferern tätig.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die deutsche Automobilindustrie einen Umsatz von über 558 Milliarden Euro mit der Inlandsproduktion. Das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr, laut VDA.
Wie wichtig ist VW für Deutschland?
Der Volkswagen-Konzern beschäftigt in Deutschland rund 300.000 Mitarbeiter, mehr als ein Drittel von ihnen arbeiten bei der Marke VW.
Viele andere Unternehmen hängen von VW ab - das Unternehmen ist ein wichtiger industrieller Arbeitgeber. Geht es VW nicht mehr gut, bekommen das auch die Zulieferer, die Händler und am Ende die Kunden zu spüren.
Auf schlechtere Zeiten scheint man sich inzwischen auch bei den Zulieferern vorzubereiten. Im Februar kündigte Continental, der drittgrößte Automobilzulieferer der Welt mit Sitz in Hannover, an, bis 2025 weltweit 7.150 Stellen abzubauen. Im Juli erklärte ein weiterer Automobilzulieferer, ZF Friedrichshafen, den Abbau von 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland bis 2028.
Welche Maßnahmen plant Volkswagen?
Bei Volkswagen ist die Lage angespannt. Im Oktober forderte die Gewerkschaft IG Metall eine Lohnerhöhung von sieben Prozent, kurz danach gab VW bekannt, dass der Nettogewinn im dritten Quartal um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken ist.
In Folge kündigte die Unternehmensleitung an, mindestens drei der zehn Werke in Deutschland schließen zu wollen. Andere Anlagen sollen verkleinert werden, Tausende von Arbeitsplätzen gestrichen und die Löhne um mindestens zehn Prozent gesenkt werden.
Das Unternehmen hat schon früher Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut, aber noch nie ein Produktionswerk in seinem Heimatland geschlossen.
Im Bundesland Niedersachsen, in dem rund ein Drittel der in Deutschland Beschäftigten des Konzerns arbeiten, lehnt der Ministerpräsident Werksschließungen ab. Das ist insofern bedeutend, weil Volkswagen zwar an der Börse gelistet ist, das Land Niedersachsen hält aber 20 Prozent der Aktien und hat einen Sitz im Aufsichtsrat.
Warum steckt Volkswagen in der Krise?
Der erste große Schlag für den Ruf von Volkswagen war der Diesel- oder Abgasskandal, der unter dem Namen Dieselgate bekannt wurde. Ab 2015 kam ans Licht, dass VW und andere Autobauer illegale Manipulationen in ihren Autos integriert hatten, die die Abgaswerte geschönt haben. VW musste im Anschluss Geldstrafen und Zahlungen in Höhe von über 31 Milliarden Euro stemmen. Der damalige Vorstandsvorsitzende steht immer noch vor Gericht, nachdem er des Meineids, der Marktmanipulation und des Betrugs angeklagt wurde.
Nach Ansicht des VW Managements belasten hohe Energiekosten, Inflation und hohe Kosten durch hohe Löhne der Mitarbeiter das Unternehmen.
VW ist mit seinen Problemen nicht allein. Auch die deutschen Konkurrenten Mercedes und BMW haben ihre Prognosen für das laufende Jahr gesenkt. Sie alle müssen höhere Kosten und die Umstellung auf Elektromobilität bewältigen.
Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach VW-Fahrzeugen in Europa und vor allem in China, dem größten und lukrativsten Markt des Unternehmens.
Jahrzehntelang war VW der Marktführer in China. Das Unternehmen verkauft dort immer noch die meisten benzinbetriebenen Fahrzeuge, aber in den ersten neun Monaten dieses Jahres ging der Absatz in China um über zehn Prozent zurück, da die Kunden einheimische Fahrzeuge bevorzugten. In Deutschland sank der Absatz um 1,6 Prozent.
Wie gefährlich sind Chinas Autobauer für VW?
VW wird von Branchenkennern vorgeworfen, nicht früh genug in die Elektromobilität investiert zu haben. Zudem gab es Probleme und Verzögerungen bei der Erstellung einer VW-eigenen Software.
China dagegen ist die treibende Kraft der Elektromobilität und unterstützt die eigenen Autobauer BYD, NIO und XPeng Motors. Die Hälfte aller in China verkauften Neuwagen sind Elektroautos und chinesische Autobauer dringen vermehrt in ausländische Märkte ein.
Um die eigene Industrie zu schützen hat die Europäische Union einen Zoll von zehn Prozent auf in China hergestellte Elektroautos eingeführt. Im Oktober wurden weitere neue Zölle von bis zu 45 Prozent auf chinesische E-Fahrzeuge mit der Begründung erhoben, dass die Regierung in Peking die eigenen Autobauer massiv subventioniert.
Deutsche Hersteller wie VW befürchten, dass eventuelle chinesische Vergeltungsmaßnahmen ihre eigenen Chancen und Investitionen in Asien negativ beeinflussen könnten.
Dieser Beitrag ist aus dem Englischen adaptiert.