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Vom All in den Alltag

2. Dezember 2004

Angesichts der sozialen und ökologischen Probleme auf der Erde fragt man sich manchmal, wozu die Weltraumforschung gut sein soll. Dabei ist das alles gar nicht so weit hergeholt: Der Technologietransfer funktioniert.

All-erprobte Technik und Werkstoffe sind auch von irdischem NutzenBild: AP

Werkstoffe

Edwin "Buzz" Aldrin auf dem Mond (1969)Bild: AP

Im Weltraum schwanken die Temperaturen extrem: War es gerade noch minus 160 Grad kalt, kann es kurze Zeit später plus 180 Grad warm sein. Für diese Bedingungen wurden spezielle Kunststoffe entwickelt, die leicht, mechanisch belastbar und widerstandsfähig gegen kosmische Teilchen-Bombardements und energiereiche Strahlung sind. "Diese innovativen Materialien helfen, Probleme auf der Erde zu lösen", sagt Pierre Brisson, Leiter des ESA Technology Transfer Programme. "Die europäische Industrie hat großes Interesse an den High-Tech-Materialien."

So wurde auf der Basis von Astronautenanzügen moderne Schutzbekleidung für Piloten, Feuerwehrmänner, Rettungsdienste, Motorradfahrer und Taucher entwickelt. Isolierende Polymerfolie, die in den Raumstationen zum Einsatz kommt, sorgt dafür, dass die Vakuum-Kammer in Computertomographen sicher funktioniert. In der Kammer herrschen Temperaturen von minus 270 Grad. Die Carbonfasern, die im Satellitenbau eingesetzt werden, werden auch in Formel 1-Rennwagen, Flugzeugen und Industrierobotern verwendet.

Architektur

Modell eines Weltraumhauses der Technischen Universität DresdenBild: dpa Zentralbild

Nach dem schweren Erdbeben im türkischen Izmit vor fünf Jahren hatte die Europäische Weltraumorganisation ESA in Paris die Idee, mit Raumfahrttechnologie ein "SpaceHouse" für die Erde zu entwerfen. Gedacht war an eine superleichte, muschelförmige Plastikkonstruktion, die starken Beben und Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern in der Stunde standhält. Ein Prototyp soll jetzt gebaut werden. Ein solches "Weltraumhaus" könnte auch die Basis der neuen deutschen Polarstation Neumayer III in der Antarktis werden.

Krebsforschung

Was man durch's Hubble Teleskop nicht alles sehen kannBild: AP

Weltraumforschung soll auch im Kampf gegen Krebs ein neues Kapitel aufschlagen. Die Technik der Astronomen, mit den Signalen von mehreren Teleskopen bei hellstem Sternenlicht noch winzige Planeten zu entdecken, wird gegenwärtig für die Krebs-Früherkennung angepasst. Niederländische Wissenschaftler nutzen bereits die Technik der Darwin-Mission der ESA, die etwa 1000 Sterne nach Planeten absuchen soll, um feinste Veränderungen in Blutgefäßen und Netzhaut aufzuspüren. Ein späterer Nutzen in der Krebsfrüherkennung wäre nicht der erste Einsatz von Weltraumtechnik auf diesem Feld. Ein Computerprogramm für die Suche nach den Quellen von Röntgenstrahlen im tiefsten Weltall ist schon so angepasst worden, dass es Hautkrebs früh erkennen hilft.

Reinluft

Labor im AllBild: ESA
Was bisher für saubere Luft unter anderem an Bord der russischen Raumstation MIR sorgte, kann in Krankenhäusern Pilze, Bakterien, Sporen und Viren filtern und zerstören. Beispielsweise die Erreger von Sars, Ebola und Tuberkulose sollen sich durch diesen "Plasmer" beseitigen lassen. Das System, das mit starken elektrischen Feldern und so genannten Kaltplasma-Kammern arbeitet, nutzen bereits fünf europäische Krankenhäuser für keimfreie Reinluftzonen über den Patientenbetten. (arn)
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