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Vom Arbeitsalltag eines Praktikanten in Syrien

27. Oktober 2009

Ordnung muss sein – vor allem, wenn es um wertvolle archäologische Funde geht. Die wollen akribisch sortiert und archiviert werden. Genau das ist die Aufgabe von Tobias Lösche.

Tobias Lösche am Eingang des DAI in Damaskus (Foto: DW)
Tobias Lösche am Eingang des DAIBild: DW/Stafanie Markert

Tobias Lösche sitzt an seinem Computer. Die Außenstelle des Deutschen Archäologischen Instituts Damaskus – kurz DAI - ist in der ehemaligen DDR-Botschaft untergebracht in einem modernen Viertel ein paar Autominuten von der Altstadt entfernt. Im Archivraum mit seinem kühlen Steinfußboden stehen große Schränke. An der Wand hängt eine Syrienkarte, in der Raummitte steht ein breiter Tisch. Hier ist der Arbeitsplatz von Tobias Lösche: „Wir sind im Zeichensaal und das ist der Grafikrechner. Hier werden archäologische Zeichnungen bearbeitet und Dias gescannt.“

Man kann nicht jeden Tag einen Schatz ausgraben

Der Arbeitsplatz in Syrien sieht nicht anders aus als in Deutschland auch.Bild: DW/Stafanie Markert

Tobias hat eine Sisyphusarbeit hinter sich gebracht: Unzählige Dias hat er beschriftet und jeweils zu 48 Stück in eine stabile Plastikhülle gesteckt – beeindruckend ordentlich! „Die Schränke sind ganz neu, gehen wir mal zu D wie Damaskus. Da gibt’s bestimmt was Interessantes zu sehen …,“ sagt der junge Praktikant und guckt sich Dias mit Altstadtmotiven an. Tobias arbeitet in Teilzeit von 8 bis 12 Uhr. Doch oft bleibt er länger. Er hilft in der Bibliothek, sortiert handgemalte Skizzen der Grabungsstätten in flache Schubladen. Er hat gelernt, die Fundstücke zu erfassen und zu beschreiben: „Es gibt verschiedene Techniken, Flächen oder Wölbungen zu kennzeichnen, mit Querstrichen etwa. Das hier stellt Keramik- oder Knochenfunde dar.“

Die Arbeit der deutschen Archäologen in Syrien

Auch viele Schwarz-Weiß-Fotos archiviert Tobias akribisch. Bild 81/ 238 zeigt zum Beispiel eine Athena-Statue aus dem weltberühmten Palmyra. Doch Tobias leistet noch mehr: „Ich mache auch PR-Arbeit und entwerfe gerade einen Flyer. Ich hab’ auch schon ein Plakat gemacht. Das soll die verschiedenen Projekte der Außenstelle Damaskus präsentieren.“

Tobias Lösche am Eingang seines zeitweiligen ZuhausesBild: Stefanie Markert

Seit nunmehr 30 Jahren ist das Institut vor Ort. Das DAI erforscht derzeit rund zehn Projekte - von jungsteinzeitlichen Siedlungen über Kalifenresidenzen bis hin zu Römerlagern. Tobias nimmt seine Arbeit im Hintergrund ernst: „Das ist schon eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die ich hier bekomme, an der ich auch wachse. Das ist eine große Herausforderung für mich.“

Arabisch für Anfänger

Tobias ist nicht der einzige Praktikant. Nebenan sitzt Jana, eine andere Freiwillige, und lernt Arabisch mit ihrem Privatlehrer Anas. Jana stöhnt, der Lehrer sagt’s noch mal auf Englisch: Arabisch sei eigentlich ganz einfach, man müsse sich nur dafür begeistern. Und die deutschen Schüler hätten für die Sprache ein natürliches Talent. Tobias beweist es gleich: „Also ich kann mir z.B. eine große Pepsi bestellen.“

Diesen Flyer hat Tobias Lösche für das DAI gestaltet.Bild: DW/Stafanie Markert

Die deutsche Sekretärin des DAI scheint perfekt Arabisch zu sprechen. Sie parliert souverän am Telefon. Tobias verabschiedet sich von ihr, denn sein Arbeitstag ist vorbei. Im Paternoster geht es ins Erdgeschoss. Tobias schaut auf die Uhr: Vielleicht ist noch Zeit für eine erfrischende Cola im Café Berlin, im Souterrain des Instituts. Pepsi auf Arabisch bestellen – das kann er ja schon.


Autorin: Stefanie Markert
Redaktion: Birgit Görtz