Vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band
Laura Diringer6. November 2015Vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band
Auf 1400 Kilometern markiert das Grüne Band die ehemalige innerdeutsche Grenze von Kühlungsborn über den Brocken bis nach Mödlareuth. Einzigartige Naturlandschaften wechseln sich ab mit Orten der Erinnerung.
Wachturm am Ostseestrand
Der "BT11" in Kühlungsborn ist ein Grenzturm aus DDR-Zeiten. Zwischen 1973 und 1989 kletterten Grenzsoldaten auf die Kanzel und suchten nach Republikflüchtlingen, deren Hoffnung und Ziel die Küsten von Schleswig-Holstein oder ein vorbei kommendes Schiff waren. Der als Denkmal geschützte Beobachtungsturm ist einer der letzten von einst mehr als 70 seiner Art an der Ostseeküste.
Wildgänse bei Darchau
Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zeigt sich an der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West, dass der Todesstreifen für die Natur ein Segen war. Das Grüne Band zwischen Elbe-Altmark und Wendland zieht Zugvögel magisch an. Große Scharen Gänse, Schwäne, Enten und Kraniche machen hier im Herbst auf ihrem Zug in den Süden Rast.
Flusslandschaft Elbe
95 der insgesamt 1091 Kilometer langen Elbe gehörten zum Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze. Sie ist - hier nahe der Ortschaft Lenzen - eine der letzten naturnahen Ströme Deutschlands. Mit ihren wechselnden Wasserständen formt sie Auen und schafft dort einzigartige Naturparadiese. Das Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe" der UNESCO umfasst eine Fläche von etwa 375.000 Hektar.
Grenzdenkmal Hötensleben
Hauptaufgabe der DDR-Sperranlage war die Vereitelung von Fluchtversuchen der eigenen Bevölkerung. Das unterscheidet sie von anderen Grenzbefestigungen, bei denen die Grenzen der Gefahrenabwehr von außen dienen. In Hötensleben sind noch Teile der DDR-Grenzanlagen im Originalzustand zu sehen, darunter Mauern, Wachtürme und Panzersperren.
Radfahren am Grünen Band
Sanfte Hügel prägen das nördliche Harzvorland. Auf 70 Kilometern lädt die Strecke zwischen Hornburg und Ilsenburg Radfahrer zu einer Route entlang des Grünen Bandes ein. Sie führt an Obstplantagen, Feldern und Kastanienalleen vorbei, durch unberührte Natur und zu den Resten der ehemaligen Grenzanlagen.
Der Brocken
An der ehemaligen innerdeutschen Grenze gelegen, war der Berg zu Zeiten der Teilung für die Bürger aus West und Ost unzugänglich und wurde so zu einem Symbol der deutschen Teilung. Mit dem Mauerfall rückte der Brocken wieder geografisch in die Mitte Deutschlands und ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Hinauf kommt man zu Fuß oder mit der Brockenbahn.
Ring der Erinnerung
Das Denkmal in Sorge bei Wernigerode ist ein Rondell aus abgestorbenen Bäumen. Es hat einen Durchmesser von 70 Metern. Als Symbol für die Vereinigung beider deutscher Staaten steht es direkt auf dem ehemaligen Todesstreifen. Nach Vorstellungen des Künstlers Herman Prigann soll der Wall langsam von Pflanzen überwuchert werden und so zum Nachdenken über Verfall und Wachstum anregen.
Artenvielfalt am Kolonnenweg
Nur noch der Grenzpfahl erinnert an die ehemalige innerdeutsche Grenze auf dem Warteberg bei Nordhausen. Im Schatten des eisernen Vorhangs am ehemaligen Kolonnenweg entwickelten sich Lebensräume und Refugien seltener Tier- und Pflanzenarten. Bedrohte Arten wie Orchideen, Schwarzstörche und Wanstschrecken fanden wertvolle Rückzugsräume.
Grenzlandmuseum Eichsfeld
Seit 1995 befindet sich am ehemaligen Grenzübergang Duderstadt/Worbis das Grenzlandmuseum Eichsfeld. Von 1973 bis 1989 nutzten fast 6 Millionen Reisende den Grenzübergang zwischen den Dörfern Gerblingerode im Westen und Teistungen im Osten. Auf über 1000 Quadratmetern wird hier über die Geschichte der deutschen Teilung informiert.
Berg der Träume
Zur Zeit des Eisernen Vorhangs lag der Berg "Straufhain" in dem gleichnamigen Ort in einem Bereich, der nur noch von den Grenztruppen betreten werden durfte. Die Ruine wurde zu einem Aussichtsturm und Horchposten umfunktioniert. Mehr und mehr wucherte der Wald und so wurde aus dem Horchposten der "Berg der Träume". Am 3. Dezember 1989 durfte der Berg erstmals wieder besichtigt werden.
"Klein-Berlin"
Im 50-Seelendorf Mödlareuth endet unsere Reise entlang des grünen Bandes. Die Amerikaner nannten es "Little Berlin", da es wie sein großer Bruder Berlin zum Symbol der deutschen Teilung wurde. Ähnlich wie die Hauptstadt war das thüringisch-bayerische Mödlareuth bis 1989 durch eine 700 Meter lange und 3,40 Meter hohe Betonmauer geteilt.
Vom Todesstreifen zur Lebenslinie
Fast vier Jahrzehnte teilte der Eiserne Vorhang Deutschland und Europa. Mauern, Stacheldraht und Wachtürme trennten Familien und Freunde. Das was einst getrennt war, verbindet nun die Natur: Das Grüne Band ist das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt.
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