Sie war Italiens cineastische Antwort auf BB - Brigitte Bardot. Als CC machte sie schnell international Karriere. Inzwischen macht sie sich für Frauenrechte stark.
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Claudia Cardinale und andere Leinwaldheldinnen des europäischen Films
Claudia Cardinale galt als italienische Antwort auf Brigitte Bardot. Die Schauspielerin war eine der großen Stars der 50er und 60er-Jahre und gehört zu den berühmtesten Filmdiven Europas. Jetzt feiert sie ihren 85.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Westernheldin und mehr: Claudia Cardinale
Claudia Cardinale hatte eine sehr spezielle Art, ihren Blick als weibliche Waffe einzusetzen - so wie hier in dem Film "Die gefürchteten Vier" von Richard Brooks. Mit Rollen bei Meisterregisseuren wie Luchino Visconti oder Federico Fellini bewies sie ein gutes Händchen bei der Karriereplanung. Gefährlich und charmant zugleich war sie in dem Western "Spiel mir das Lied vom Tod" zu erleben.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Bekannt als "Lollo": Gina Lollobrigida
Auch sie ist ein Star aus Italien. Die Presse umschrieb Gina Lollobrigida gern mit Superlativen. Die 1927 geborene Schauspielerin gehörte in den 1950er und 60er-Jahren zu den Top-Stars des europäischen Kinos. Die "Lollo", wie sie auch oft genannt wurde, schaffte den Sprung nach Hollywood, feierte auch dort Erfolge, zog sich aber in den 1970er-Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Nationale Konkurrenz: Sophia Loren
Die ein paar Jahre jüngere Sophia Loren wurde zeitgleich zur größten Widersacherin der Lollobrigida. Als "Busenfeindinnen" wurde der Konkurrenzkampf der beiden in der Boulevardpresse beschrieben - was eine eher elegante Anspielung auf den Status als Sexsymbol der beiden Schauspielerinnen war. Anders als Lollobrigida spielte Sophia Loren auch in reiferem Alter noch viele Rollen vor den Kameras.
Bild: Jörg Schmitt/dpa/picture-alliance
Schmollmund aus Frankreich: Brigitte Bardot
Parallel zum Aufstieg der Italienerinnen startete Brigitte Bardot in Frankreich eine ebenfalls bemerkenswerte Kino-Karriere. Mit Titeln wie "...und immer lockt das Weib" sowie "Mit den Waffen einer Frau" präsentierte die Grande Nation einen Superstar mit der Ausstrahlung einer Sexbombe. Noch konsequenter als die "Lollo" verabschiedete sich BB jedoch in den 1970er-Jahren vom Filmbetrieb.
Bild: United Archives/picture alliance
Die Sinnliche: Catherine Deneuve
Ein Jahrzehnt später eroberte Bardots Landsfrau Catherine Deneuve die Leinwände. Die Zeit der manchmal etwas vulgären männlichen Kinoträume schien vorbei. Die Deneuve verkörperte einen anderen Typ Frau als die "Lollo" oder die Loren. Verschüchterter und hintergründiger trat die Deneuve auf. Ihr schauspielerisches Können bescherte ihr aber auch im fortgeschrittenem Alter zahlreiche Rollen.
Bild: Imago/United Archives
Die Unglückliche: Romy Schneider
Die Jahre zwischen 1960 und 1980 waren auch die große Zeit der Romy Schneider. Die in Wien geborene Schauspielerin machte zunächst als "Sissi" im deutschen Kino Karriere, bevor sie nach Frankreich ging. Dort wurde sie dann zu einer der charismatischsten und beeindruckendsten Schauspielerinnen des europäischen Kinos. Im Privatleben hatte sie wenig Glück, 1982 starb sie unter tragischen Umständen.
Bild: United Archives/IMAGO IMAGES
Schön und temperamentvoll: Penélope Cruz
Einen der größten weiblichen Filmstars verdankt Europa Spanien. Die 1974 geborene Penélope Cruz wurde zunächst mit Filmen in ihrer Heimat bekannt, schaffte aber rasch den Sprung auf die europäische Bühne und auch nach Hollywood. Wunderbar sind ihre Auftritte insbesondere bei einem ihrer Lieblings-Regisseure, ihrem Landsmann Pedro Almodóvar. So wie hier in dem Film "Volver".
Bild: imago/EntertainmentPictures
Griechische Ikone: Irene Papas
Dass auch Filmschauspielerinnen aus kleineren europäischen Nationen nach 1945 das Publikum in vielen Ländern des Kontinents erobern konnten, bewies Irene Papas. Die Mimin, in ihrer Heimat auch als Sängerin verehrt, feierte ihren wohl größten Erfolg 1964 in "Alexis Sorbas". Papas drehte anschließend in vielen europäischen Ländern und auch in Hollywood Filme.
Bild: Imago/United Archives
Die Schöne aus Russland: Tatjana Samoilowa
Der Fokus westeuropäischer Kinozuschauer liegt auf dem italienischen, französischen, deutschen und britischen Kino. Vergessen wird dabei, dass auch die reiche osteuropäische Filmgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre weiblichen Ikonen hervorbrachte. Eine der größten Stars des russischen Kinos war Tatjana Samoilowa, die 1957 in "Die Kraniche ziehen" einen Welterfolg feiern konnte.
Bild: Imago/United Archives
Die Intellektuelle: Krystyna Janda
Auch Polen hat einige große Darstellerinnen hervorgebracht, die international erfolgreich sind und in ihrer Heimat verehrt werden. Janda wurde in den 1970er-Jahren mit Auftritten in Filmen ihres Landmanns Andrzej Wajda bekannt. Das brachte ihr auch Engagements in internationalen Koproduktionen mit Stars wie Lino Ventura ein. Krystyna Janda ist in Polen auch als Sängerin und Autorin bekannt.
Bild: Imago/United Archives
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Entdeckt wird Claudia Cardinale bei einem Schönheitswettbewerb: 1957 erhält sie bei einer Misswahl der Unitalia-Filmgesellschaft die Auszeichnung als "schönste Italienerin von Tunis". Zum Preis gehört eine Reise zum Filmfestival in Venedig, die entscheidende Weichenstellung für ihr Leben. Die temperamentvolle junge Frau, die am 15. April 1938 in Tunis zur Welt kam, fällt auf. Ihre Mutter ist Französin, ihr Vater Sizilianer, sie hat die italienische Staatsbürgerschaft.
1958 spielt sie ihre erste Filmrolle - in "Goha" an der Seite von Omar Sharif. Die nötige Schauspielausbildung holt sie an der italienischen Filmhochschule in Rom nach. Bald wird klar, dass sie mehr zu bieten hat als nur ihre strahlende Schönheit - und ihre scheinbar unbezähmbare Wildheit. Ihr Blick in die Kameras ist legendär.
Der berühmte Regisseur Luchino Visconti besetzt sie 1960 in einer Nebenrolle für seinen Film "Rocco und seine Brüder" und 1962 für das Historienepos "Der Leopard". Ihre Filmpartner sind Jean-Paul Belmondo, Marcello Mastroianni, Alain Delon und Burt Lancaster. Alle lässt sie abblitzen, wie sie später in einem Interview erzählt.
Von der Schönheitskönigin zur Film-Diva
"CC", wie sie in der Filmbranche bald bewundernd genannt wird, ist die italienische Antwort auf Frankreichs Kurvenstar Brigitte Bardot, die "BB". Beide machen später als Film-Diven internationale Karriere. Aber die Cardinale ist nie nackt auf der Leinwand zu sehen. "Weil ich es immer erotischer fand, wenn man der Fantasie noch ein wenig Raum lässt. Und gewisse Dinge nur andeutet, anstatt alles zu zeigen", erzählt sie 2014 in einem Interview dem Magazin "Stern".
Ihre Rolle in dem Italowestern "Spiel mir das Lied vom Tod" (1969), der später als Western-Klassiker in die Filmgeschichte eingeht, macht Claudia Cardinale als Schauspielerin berühmt. Gedreht wird in den Cinecittà-Studios in Rom und in Spanien, einige Außenaufnahmen entstehen im "Monument Valley" in Utah. Regie führt Sergio Leone, in den Hauptrollen: Henry Fonda und Charles Bronson. Aber der Streifen floppt in den USA und wird erst in Europa zum Kultfilm.
In den 1970er Jahren kann Claudia Cardinale nicht mehr an ihre Anfangserfolge anknüpfen. Sie nimmt mehr Fernsehrollen an, spielt auch in Unterhaltungsfilmen, die ihr komödiantisches Talent zum Vorschein bringen. 1971 bekommt sie noch einmal eine Hauptrolle: Mit Brigitte Bardot, ihrer schärfsten Konkurrentin als Sex-Symbol der Kinoleinwand, gibt sie ein Duo in der Italowestern-Komödie "Petroleum-Miezen" - beide unbeschreiblich weiblich und kämpferisch.
Claudia Cardinale und andere Leinwaldheldinnen des europäischen Films
Claudia Cardinale galt als italienische Antwort auf Brigitte Bardot. Die Schauspielerin war eine der großen Stars der 50er und 60er-Jahre und gehört zu den berühmtesten Filmdiven Europas. Jetzt feiert sie ihren 85.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Westernheldin und mehr: Claudia Cardinale
Claudia Cardinale hatte eine sehr spezielle Art, ihren Blick als weibliche Waffe einzusetzen - so wie hier in dem Film "Die gefürchteten Vier" von Richard Brooks. Mit Rollen bei Meisterregisseuren wie Luchino Visconti oder Federico Fellini bewies sie ein gutes Händchen bei der Karriereplanung. Gefährlich und charmant zugleich war sie in dem Western "Spiel mir das Lied vom Tod" zu erleben.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Bekannt als "Lollo": Gina Lollobrigida
Auch sie ist ein Star aus Italien. Die Presse umschrieb Gina Lollobrigida gern mit Superlativen. Die 1927 geborene Schauspielerin gehörte in den 1950er und 60er-Jahren zu den Top-Stars des europäischen Kinos. Die "Lollo", wie sie auch oft genannt wurde, schaffte den Sprung nach Hollywood, feierte auch dort Erfolge, zog sich aber in den 1970er-Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Nationale Konkurrenz: Sophia Loren
Die ein paar Jahre jüngere Sophia Loren wurde zeitgleich zur größten Widersacherin der Lollobrigida. Als "Busenfeindinnen" wurde der Konkurrenzkampf der beiden in der Boulevardpresse beschrieben - was eine eher elegante Anspielung auf den Status als Sexsymbol der beiden Schauspielerinnen war. Anders als Lollobrigida spielte Sophia Loren auch in reiferem Alter noch viele Rollen vor den Kameras.
Bild: Jörg Schmitt/dpa/picture-alliance
Schmollmund aus Frankreich: Brigitte Bardot
Parallel zum Aufstieg der Italienerinnen startete Brigitte Bardot in Frankreich eine ebenfalls bemerkenswerte Kino-Karriere. Mit Titeln wie "...und immer lockt das Weib" sowie "Mit den Waffen einer Frau" präsentierte die Grande Nation einen Superstar mit der Ausstrahlung einer Sexbombe. Noch konsequenter als die "Lollo" verabschiedete sich BB jedoch in den 1970er-Jahren vom Filmbetrieb.
Bild: United Archives/picture alliance
Die Sinnliche: Catherine Deneuve
Ein Jahrzehnt später eroberte Bardots Landsfrau Catherine Deneuve die Leinwände. Die Zeit der manchmal etwas vulgären männlichen Kinoträume schien vorbei. Die Deneuve verkörperte einen anderen Typ Frau als die "Lollo" oder die Loren. Verschüchterter und hintergründiger trat die Deneuve auf. Ihr schauspielerisches Können bescherte ihr aber auch im fortgeschrittenem Alter zahlreiche Rollen.
Bild: Imago/United Archives
Die Unglückliche: Romy Schneider
Die Jahre zwischen 1960 und 1980 waren auch die große Zeit der Romy Schneider. Die in Wien geborene Schauspielerin machte zunächst als "Sissi" im deutschen Kino Karriere, bevor sie nach Frankreich ging. Dort wurde sie dann zu einer der charismatischsten und beeindruckendsten Schauspielerinnen des europäischen Kinos. Im Privatleben hatte sie wenig Glück, 1982 starb sie unter tragischen Umständen.
Bild: United Archives/IMAGO IMAGES
Schön und temperamentvoll: Penélope Cruz
Einen der größten weiblichen Filmstars verdankt Europa Spanien. Die 1974 geborene Penélope Cruz wurde zunächst mit Filmen in ihrer Heimat bekannt, schaffte aber rasch den Sprung auf die europäische Bühne und auch nach Hollywood. Wunderbar sind ihre Auftritte insbesondere bei einem ihrer Lieblings-Regisseure, ihrem Landsmann Pedro Almodóvar. So wie hier in dem Film "Volver".
Bild: imago/EntertainmentPictures
Griechische Ikone: Irene Papas
Dass auch Filmschauspielerinnen aus kleineren europäischen Nationen nach 1945 das Publikum in vielen Ländern des Kontinents erobern konnten, bewies Irene Papas. Die Mimin, in ihrer Heimat auch als Sängerin verehrt, feierte ihren wohl größten Erfolg 1964 in "Alexis Sorbas". Papas drehte anschließend in vielen europäischen Ländern und auch in Hollywood Filme.
Bild: Imago/United Archives
Die Schöne aus Russland: Tatjana Samoilowa
Der Fokus westeuropäischer Kinozuschauer liegt auf dem italienischen, französischen, deutschen und britischen Kino. Vergessen wird dabei, dass auch die reiche osteuropäische Filmgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre weiblichen Ikonen hervorbrachte. Eine der größten Stars des russischen Kinos war Tatjana Samoilowa, die 1957 in "Die Kraniche ziehen" einen Welterfolg feiern konnte.
Bild: Imago/United Archives
Die Intellektuelle: Krystyna Janda
Auch Polen hat einige große Darstellerinnen hervorgebracht, die international erfolgreich sind und in ihrer Heimat verehrt werden. Janda wurde in den 1970er-Jahren mit Auftritten in Filmen ihres Landmanns Andrzej Wajda bekannt. Das brachte ihr auch Engagements in internationalen Koproduktionen mit Stars wie Lino Ventura ein. Krystyna Janda ist in Polen auch als Sängerin und Autorin bekannt.
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Preisgekrönt: Claudia Cardinales Lebenswerk
Zehn Jahre später holt sie der deutsche Regisseur Werner Herzog vor die Kamera. Er will sie in seinem historischen Kinofilm "Fitzcarraldo" (1981) unbedingt als weibliche Hauptfigur besetzen. Claudia Cardinale kann die Wutausbrüche ihres exzentrischen Filmpartners Klaus Kinski nur schwer ertragen, aber sie genießt die Dreharbeiten und Herzogs Regie in vollen Zügen - trotz aller Widrigkeiten: "Das war eines meiner schönsten Abenteuer, mitten im Dschungel, überall Insekten und nichts zu essen", wird sie später rückblickend sagen.
Der Goldene Löwe, der ihr 1993 auf den Filmfestspielen in Venedig für ihr Lebenswerk verliehen wird, krönt ihre Laufbahn als Film-Diva. Über 100 Filme hat die bis ins hohe Alter temperamentvolle Schauspielerin gedreht. Auch auf der Berlinale wird Cardinale 2002 mit dem "Ehrenbär" fürs Lebenswerk geehrt.
2017 erregt "CC" erneut Aufmerksamkeit auf einem Internationalen Filmfestival: Ein Foto aus ihren Anfangsjahren als Schauspielerin ziert das Eröffnungsplakat in Cannes, wo sie häufig als Ehrengast geladen war. Die Ausrichter wollten sie damit als "unabhängige Frau" und "engagierte Bürgerin" ehren.
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Von der Schauspielerin zur Aktivistin
An diesem 15. April ist Claudia Cardinale 85 Jahre alt - ruhiger wird es um sie jedoch nicht. Inzwischen tritt der Filmstar vor allen Dingen als Aktivistin in Erscheinung. Sie setzt sich für die Rechte von Frauen ein, engagierte sich gegen die Todesstrafe und im Kampf gegen AIDS.
Heranwachsenden riet sie kürzlich in einem Interview: "Es sind unsichere Zeiten für uns alle. Junge Menschen, insbesondere Mädchen, gebe ich nur einen Rat: Schützt eure Würde. Immer, jederzeit, unter allen Umständen."
Dies ist die aktualisierte Fassung eines Artikels vom 15.4.2018.