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Aus Alt macht Neu

Fabian Schmidt9. April 2015

Elektrogeräte bestehen aus unzähligen Einzelteilen und vielen verschiedenen Materialien. Sie zu recyceln ist eine große Kunst. Die Technik ist mittlerweile so ausgefeilt, dass fast alles wiederverwertet werden kann.

Ein Müllberg mit Elektroschrott bei der Firma Remondis in Lünen (Foto: DW/Fabian Schmidt)
Bild: DW

Recycling von wertvollen Metallen

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Computer, Staubsauger, Heizlüfter, Toaster und Kühlschränke – Millionen Elektrogeräte wandern weltweit jeden Tag auf den Müll. In Europa müssen alle Elektrogeräte wieder recycelt werden. Die Kosten dafür tragen die Hersteller neuer Elektrogeräte. Wer sich ein Gerät kauft, finanziert damit gleichzeitig das Recycling eines Altgerätes. Aber auch über die Wiederverwertung selbst finanzieren sich die Recycling Firmen. Dafür müssen sie allerdings einen erheblichen Aufwand betreiben, so wie die Firma Remondis in Lünen.

Dort liegt vor einer Fabrikhalle ein haushoher Berg mit Elektroschrott: Mixer, elektrische Zahnbürsten, Kaffeemaschinen Heizplatten, Lampen, Motoren – alles auf einem Haufen. Jedes der Geräte besteht aus Hunderten von Einzelteilen. Und alle Teile bestehen aus vielen verschiedenen Materialien: Eisen, Kupfer, Edelstahl, Aluminium, Bronze, Messing sowie einer Vielzahl verschiedener Kunststoffsorten. Auch Schadstoffe sind darin enthalten. Recycelt werden kann der Schrott aber nur, wenn all diese Stoffe wieder sauber voneinander getrennt werden.

Schadstoffe raus

Ein Förderband bringt die Elektrogeräte in einen Raum. Vier Arbeiter stehen am Förderband und greifen sich mal dieses, mal jenes Gerät vom Förderband, schneiden Stücke heraus und sortieren bestimmte Teile in große Metallkisten. "Die Mitarbeiter führen die Schadstoffentfrachtung durch", erklärt Geschäftsführer Hans-Jürgen Sommer. "Sie entnehmen zum Teil auch werthaltige Sachen, wie zum Beispiel kleine Netzteile oder Handys."

Bei der Vorsortierung werden unter anderem Batterien, Kondensatoren und Platinen entfernt.Bild: DW

Kondensatoren, verschiedene Batteriesorten, Kupferkabel – alles kommt in eigene Boxen. Auch elektronische Platinen werden hier schon aussortiert und später von Spezialfirmen weiterverarbeitet. Etwa ein Drittel des Materials sortieren die Arbeiter bereits im Vorfeld des Recyclingprozesses aus. "Das ist schon eine sehr anständige Leistung, was die Kollegen vollbringen", betont Sommer.

Nach der ersten Vorsortierung bleibt noch allerhand übrig. Also kommen die Elektrogeräte zunächst in eine Rotorschere. Diese Maschine bricht alles grob auf. So kommen weitere Batterien, Kondensatoren und andere Schadstoffe zum Vorschein. Auch diese werden per Hand aussortiert. Der Rest ist schadstofffrei und kommt in einen Granulator – einen riesiger Schredder, der alles in winzige Stücke reißt.

Der Schredder zerpflückt die Teile regelrecht. Auch Verbundstoffe fallen auseinander, zum Beispiel Kunststoffe vom Metall oder Schrauben aus einem Blech. Aber sortiert sind die verschiedenen Materialien noch nicht. Jetzt liegen Milliarden winzige gemischte Schnipsel auf einem Band.

Lasergestützes Schnipselsortieren

Anschließend laufen die Metall- und Kunststoffschnipsel durch verschiedene Sortieranlagen: Rotationssiebe und Magnetabscheider, die Kunststoffe von Metallen trennen. Am wichtigsten ist der Infrarotabscheider, der den Kern der Anlage bildet.

In dieser Maschine beschleunigt das Förderband die Abfallschnipsel mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde an einem Laserstrahl vorbei, der mit Infrarotlicht die Dichtigkeit und Materialbeschaffenheit jedes einzelnen Schnipsels erkennt. Innerhalb von Millisekunden wertet das Gerät die Daten aus und gibt einen Befehl an Druckluftdüsen, die die Schnipsel im Flug abschießen. Die abgeschossenen Teile landen direkt in einem speziellen Auffangbehälter.

Sortenreine Aluminiumspäne in verschiedener Stärke - aussortiert durch den InfrarotabscheiderBild: DW

So lässt sich nicht nur Aluminium von Kupfer, Eisenmetallen oder Buntmetallen trennen, der Infrarotabscheider kann sogar verschiedenartige Legierungen erkennen. "Das läuft so schnell, dass sie das mit dem Auge nicht mehr verfolgen können. Aber es funktioniert sehr gut", beteuert Recyclingexperte Sommer. Immerhin sei es so möglich, aus dem gesamten Abfall, 99 Prozent reines Material zurückzugewinnen.

Zurück an die Industrie

Eine Halle weiter fördern Fließbänder die sauber sortierten Metallspäne in einzelne Kisten: Kupfer, Eisen, verschiedene Aluminiumlegierungen, Kunststoff und Buntmetalle. Von dort gehen die Wertstoffe direkt zurück an die metallverarbeitende Industrie.

So erzielt die Recyclingfirma durch den Verkauf einen Erlös. Und bei steigenden Metallpreisen wächst ihr Gewinn sogar. Dennoch würde sich der große personelle und technische Aufwand finanziell nicht lohnen, wenn die Neugeräte-Hersteller nicht auch für die Entsorgung bezahlen müssten, betont der Präsident des Bundesumweltamtes Jochen Flasbarth. Er hält die Rücknahmepflicht für Elektrogeräte für die beste Methode, um illegale Müllentsorgung zu verhindern.

"Wenn es nicht staatlich geregelt wäre, würde der Müll nach wie vor abgelagert werden und irgendwo in der Landschaft herumliegen." In Ländern, in denen es keine funktionierende staatliche Regulierung der Abfallwirtschaft gibt, könne man die Folgen beobachten. Gerade in vielen Schwellenländern würden Elektrogeräte noch immer ohne Rücksicht auf Gesundheitsgefahren von Privatpersonen zerlegt, oft zuhause und in Kinderarbeit. "Da brauchen wir den Staat", betont Deutschlands oberster amtlicher Umweltschützer. Dies gelte besonders dort, wo man verhindern muss, dass Abfallströme irgendwo ins Ausland gehen.

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