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Vom Klimakiller zum Kraftstoff

Christina Röder11. Dezember 2014

Klimaschädliches CO2 in einen wertvollen Rohstoff zu verwandeln: Das klingt verlockend. Unternehmer in Dresden wollen noch in diesem Jahrzehnt die ersten kommerziellen Anlagen auf den Markt bringen.

03.12.2014 DW Wirtschaft Sunfire 2

Pilotanlage für Ökosprit

02:59

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Das Herzstück der Pilotanlage steckt in einem Container. Noch kann man hineinklettern und die auf den ersten Blick wenig spektakulären Teile ganz nah besichtigen: Eine knallblau gestrichene Metall-Glocke, Kabel, Rohre und verschiedene Messinstrumente. Mit diesem "Zauberkasten" können Wissenschaftler die sogenannte Elektrolyse in Gang bringen, bei der Wasser mit elektrischem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Die erste Stufe des sogenannten "power-to-liquid"-Verfahrens.

Das Herzstück der Anlage: Die ElektrolyseBild: DW/C. Röder

Neues Verfahren mit Hochdruck und Wasserdampf

Bei herkömmlichen Elektrolysen geht viel Energie in Form von Abwärme verloren. Die Anlage der Firma Sunfire aus Dresden aber nutzt die Wärme und führt sie in den Prozess zurück. Sie arbeitet mit Wasserdampf, viel Druck und sehr hohen Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius. Dadurch sei das Verfahren effizienter, so Sunfire-Mitbegründer Nils Aldag: "Das Besondere an dieser Elektrolyse ist, dass wir den Wirkungsgrad auf circa 90 Prozent anheben, also deutlich weniger Strom benötigen, um die gleiche Menge Wasserstoff zu produzieren." Und das ist entscheidend, wenn im weiteren Prozess aus Wasserstoff und dem Klimakiller CO2 bezahlbarer Kraftstoff werden soll, und das im industriellen Maßstab.

Die steckt in diesem Container.

Großes Interesse von Seiten der Industrie

Die Aussicht auf eine wirtschaftliche Nutzung hat dem noch jungen Unternehmen bereits etliche große Partner aus der Industrie verschafft, darunter den Mineralölkonzern Total und den Autohersteller Audi. Die Ingolstädter produzieren bereits in einer Versuchsanlage im niedersächsischen Werlte aus erneuerbaren Energien Kraftstoff für erdgas-betriebene Fahrzeuge. Nach dem Power-to-Gas-Prinzip wird dort aus überschüssiger Energie aus Windkraft- und Solaranlagen synthetisches Erdgas erzeugt.

Die Pilotanlage in ihrer ganzen PrachtBild: DW/Röder

Die Pilotanlage in Dresden aber wird flüssigen Kraftstoff produzieren - wie Diesel und Benzin. Die Inbetriebnahme der Anlage läuft auf Hochtouren. Es sind noch Testläufe notwendig, aber im Frühjahr 2015 soll es soweit sein: Sunfire will täglich 160 Liter Kraftstoff produzieren. Aus dem klaren Rohprodukt werden Ausgangsstoffe für die Chemieindustrie oder per Raffination Diesel, Benzin oder Kerosin gewonnen.

Audi ist bereit viel zu investieren, um seinen Kunden bald solche klimafreundlich hergestellten Kraftstoffe anzubieten. Es sei möglicherweise schon in fünf Jahren so weit, sagt Dr. Hagen Seifert, bei Audi zuständig für Umweltbilanzen, Zukunftsmaterialien und erneuerbare Energien. Dafür müsse der jetzige Labormaßstab aber möglichst schnell vergrößert werden. "Das ist im Moment auf keinen Fall wirtschaftlich in dieser Anlage, man muss natürlich größere Anlagen bauen. Und ganz entscheidend stellt sich natürlich die Frage, zu welchem kostengünstigen Preis Sie den Strom einkaufen können."

Auf dem Weg zur industriellen Nutzung

Die Pilot-Anlage in Dresden ist also sicher noch kein Maßstab für die realen Kosten der Benzin-Produktion. Selbst bei günstigen Strompreisen sind erneuerbare Kraftstoffe derzeit noch bis zu fünfmal teurer herzustellen als Kraftstoffe aus Rohöl. Sunfire ist trotzdem überzeugt, noch in diesem Jahrzehnt kommerzielle Anlagen zu verkaufen. Laut Geschäftsführer Nils Aldag sind das aus Kostengründen wahrscheinlich Anlagen, die an bestehende Raffinerien angegliedert werden: "Man kann sich das so vorstellen, dass man eine konventionelle Raffinerie mit einer erneuerbaren von Sunfire paaren wird, und dann eine Mischung aus fossilem Kraftstoff und erneuerbarem Kraftstoff produziert, den man dann miteinander vermischen kann und in die Infrastruktur bringt."

Genaue Standorte für die ersten Anlagen stehen noch nicht fest. Aber das Unternehmen ist von seinem Erfolg überzeugt. Eine neue Halle für die künftige Herstellung der einzelnen Anlagen-Teile ist bereits im Bau.

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