Maximilian Hecker - ein hemmungsloser Romantiker
14. Januar 2014
Er gastiert in einer der größten Städte der Welt: Er betritt die Bühne des futuristischen Oriental Arts Centre Opera House in Shanghai und tausende Augen und Ohren sind auf ihn gerichtet. Maximilian Hecker hat es geschafft: Endlich ist er ein Popstar, steht im Mittelpunkt des Abends. Doch sein Starruhm, der ganze Zauber ist von kurzer Dauer. Er muss nur nach Deutschland zurückfliegen, schon ist er wieder einer von vielen.
Anfänge als Straßenmusiker
Maximilian Hecker, Jahrgang '77, schien seine Ausbildung als Krankenpfleger an der Berliner Universitätsklinik Charité nicht ausgefüllt zu haben. Denn Ende der 90er häuften sich am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte die ersten öffentlichen Auftritte des sensibel und introvertiert wirkenden Multi-Instrumentalisten. Das Programm des Straßenmusikers prägten seine Vorbilder, er sang Lieder der Beatles, der Britpop-Stars Oasis oder der Hamburger Studentenband Tocotronic.
Hecker hatte Glück: Ein Konzertagent wurde auf den jungen Mann aufmerksam. Ein Jahr später stellte ihn die Plattenfirma Kitty-Yo unter Vertrag. Kurze Zeit später nahm er seine erste Platte "Infinite Love Songs" auf. Und während er Ende 2001 auf erster großer Deutschland-Clubtournee noch ohne Band auftrat, wählte die New York Times sein Debüt-Album unter die Top 10 des Jahres. Für Hecker eine Sensation - und es sollte nicht die letzte bleiben.
Welttournee mit Folgen
Im Oktober 2003 wurde Hecker zusammen mit der Musikerin Barbara Morgenstern vom Goethe-Institut auf eine 34-Städte-Welttournee eingeladen. Rückblickend wohl das Beste, was dem vielseitigen Musiker passieren konnte. Denn insbesondere die Konzertbesucher in China, Japan, Thailand und Südkorea himmelten ihn an, in Asien funkte es zwischen Hecker und seinem Publikum. Immer wieder besuchte er die Fans und gab einzelne Konzerte. Im Sommer 2007 ging Hecker dann auf erste größere Tour in den Fernen Osten - die wegen des großen Erfolgs schon im Herbst 2009 wiederholt wurde.
Durchbruch zum Popstar
Doch Heckers Erfolgsgeschichte blieb gespalten: Wenngleich er nicht müde wurde, auch in Deutschland viele Clubkonzerte zu geben, konnte er in der Heimat keine profitablen Publikumserfolge erzielen. Nicht selten versammelten sich gerade einmal 80 Zuhörer vor seiner Bühne. In Asien, vor allem in China, wurde er hingegen begeistert empfangen, umschwärmt, als Popstar gefeiert. Tausende Konzertkarten wurden verkauft. Auf seiner letzten China-Tournee im Jahr 2013 füllte Hecker große, prachtvolle Konzerthäuser.
Prophet im eigenen Land
Die skurrile Erfolgsgeschichte Heckers ist kein Einzelfall. Dass ein deutscher Musiker oder eine deutsche Musikgruppe im Ausland Starruhm erlangt, der Erfolg im eigenen Land aber sogar ganz ausbleibt, das hat es schon etliche Male gegeben: Die Musiker der Hardrock-Band Scorpions wurden in den 80er Jahren in Amerika als Superstars gefeiert, während ihnen in ihrer Heimat nur sehr wenig Beachtung geschenkt wurde. Ähnlich ging es Thomas Anders, neben Dieter Bohlen die zweite Hälfte des Popmusik-Duos Modern Talking, der 2004 mit dem Album "This Time" als Solokünstler in Russland und in der Türkei durchstartete. Und auch H.P. Baxxter, Frontmann der Eurodance-Gruppe Scooter, heimste die allerersten Erfolge lediglich im Ausland ein. Mit der Single "Will You Be There" schaffte es die Band im Jahr 1989 unter die Top fünf der US-Dance-Charts.
Melancholische Pophymnen
In seinen Songs entpuppt sich Maximilian Hecker als hemmungsloser Romantiker, genießt sehnsuchtsvolle Melancholie. Auch auf seinem mittlerweile siebten Studioalbum "Mirage of Bliss" werden dem Zuhörer Tiraden der Trauer und des Schmerzes ins Ohr gehaucht. Die Instrumentierung - meist akustische Gitarre, Klavier und Schlagzeug - wirkt seidenweich und zerbrechlich. Und möglicherweise liegt der Grund für Heckers ausbleibenden Erfolg in Deutschland gerade in seinen rücksichtslos ehrlichen und poetischen Bekenntnissen. In einer Fernsehreportage teilt Hecker mit: "Meine Fans in Asien glauben mir. Sie glauben mir jedes Wort, das ich singe. Und sie fühlen sich nicht provoziert dadurch." In Westeuropa betrachte man das vielleicht als naiv, vermutet der leidenschaftliche Musiker. "Aber ich finde, das ist die einzige Art und Weise, Musik wahrzunehmen - nur durch den Bauch, bitteschön, und nicht mit dem Kopf!"