Beim Berliner Festival of Lights verwandeln Videoprojektionen Gebäude und Gegenstände in nächtliche Kunstwerke. Wie das funktioniert, erklärt Expertin Tina Zimmermann im Interview.
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Festival of Lights: Licht und Lumen in Berlin
In Berlin leuchtet derzeit beim Festival of Lights die ganze Stadt. Kunst und Technik müssen hierbei perfekt miteinander harmonieren.
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Berlin ist erleuchtet
Beim Berlin Festival of Lights werden Gebäude mit aufwändigen Installationen illuminiert. Die Technik dafür heißt Videomapping oder Projektionsmapping.
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Was ist Videomapping?
Videos werden mithilfe von Projektoren an die zu beleuchtende Fläche geworfen. Das Design des Videos ist dabei genau auf die gewünschte Projektionsfläche abgestimmt.
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Wie funktioniert diese Technik?
Mithilfe von 3D-Modellen werden Projektionen entworfen, die sich passgenau auf die Projektionsfläche legen.
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Warum verzerren sich die Bilder nicht bei der Projektion auf eine unebene Oberfläche?
Das Videomaterial wird von der Software so verzerrt, dass es beim Auftreffen auf die unebene Projektionsfläche wieder korrekt abgebildet wird.
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Wie stark muss so ein Projektor leuchten?
Für die Installationen werden mehrere große Projektoren verwendet. Mit einer Helligkeit von über 20.000 Lumen strahlt ein einzelnes Gerät dabei die Projektionsfläche an.
Bild: Imago
Wofür benutzt man Videomapping?
Neben künstlerischen Installationen kann Videomapping auch als Mittel für politische Proteste benutzt werden. Diese Projektion wurde 2014 an die Fassade des Paul-Löbe-Hauses in Berlin geworfen. Die Aktivisten der globalen Bürgerbewegung Avaaz forderten damit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, zum UN-Klimagipfel nach New York zu reisen.
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Angefangen hat alles mit Diashows auf Technopartys: Während ihres Kunststudium in den USA begann Tina Zimmermann, nebenher mit Videoinstallationen zu experimentieren. "Daraus hat sich das Mapping entwickelt", erklärt sie die Technik, mit der sie heute Projektionen entwirft, die sich der Architektur anpassen können - Projektionsmapping oder Videomapping genannt. Eines ihrer Kunstwerke kann man derzeit beim "Festival of Lights" am Berliner Fernsehturm bewundern.
Deutsche Welle: Was ist das Faszinierende an der Technik?
Tina Zimmermann: Man kann dadurch existierende Räume oder Gebäude - die alltäglich immer gleich aussehen - durch Licht und bewegte Bilder komplett verwandeln.
Wie funktioniert Videomapping?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Das hängt auch ein bisschen mit der Komplexität des Raumes oder Gebäudes zusammen.
Ich mache es am liebsten so, dass ich mich mit meinem Computer vor das Objekt stelle und die Konturen abzeichne. Diese Schablone nutze ich, um die Video-Elemente aufzustellen. Es gibt aber auch andere Methoden. Manche Leute bilden von dem Gebäude ein richtiges 3D-Modell nach, das sie dann als Schablone nutzen. Meine Methode ist mir lieber, weil ich lieber vor Ort arbeite als noch mehr Stunden zuhause am Computer zu verbringen.
Wie schwierig ist es, die Struktur von Gebäuden zu erfassen - wie gehen Sie da vor?
Zuerst einmal muss man die Position der Projektoren festlegen, weil diese ausschlaggebend ist für die Projektionswinkel. Denn das Bild wird von einer bestimmten Richtung auf die Fläche geworfen - verschiebt man den Projektor nur um einen halben Meter, verzieht sich das Bild umso mehr auf der großen Fläche. Nach dem Festlegen der Beamer-Position werden dann die Schablonen genau konstruiert. Das ist - je nach Gebäude - sehr aufwendig. Ich habe im Altarraum des Berliner Doms einmal eine große Videoprojektion für eine Opernaufführung gemacht. Da haben wir wochenlang diese sehr komplexe und ornamentale Fassade des Altarraums abgezeichnet.
Was für Techniken nutzen Sie, um solche Räume auszumessen?
Das passiert natürlich nicht mit Zollstock und Bleistift. Man macht ein Foto von dem Raum und projiziert dann das Foto auf den eigentlichen Raum und schaut, dass es aufeinander passt. Das ist eine relativ einfache Methode, die aber meistens gut funktioniert - mit ein bisschen Hin- und Her-Geschiebe. 3D-Erfassungssoftware habe ich deshalb noch nicht benutzt.
Sind Sie schon einmal an einer Installation gescheitert?
Zum Glück noch nicht. Am Ende hat dann doch immer alles geklappt. Aber es gab schon diverse Projekte, bei denen wir uns die Haare gerauft haben, weil es technisch einfach nicht so umzusetzen war wie wir es gehofft hatten. Das Konzept bekommt man eigentlich immer ganz gut hin, aber je komplexer die Projekte sind, desto komplexer wird auch die Technologie dahinter, beispielsweise die Medienserver. Aber zum Glück arbeite ich immer mit sehr fähigen und geduldigen Technikern, die es dann am Ende doch hinbekommen.
Wer arbeitet denn noch alles an so einer Projektion mit?
Es gibt zum Beispiel Spezialisten, die nur dafür da sind, die verschiedenen Projektoren aufeinander anzupassen und einen sogenannten "Soft Edge" zu kreieren - also den feinen Übergang zwischen zwei verschiedenen Projektoren, damit nachher ein großes, kontinuierliches Bild herauskommt. Ebenfalls wichtig ist der Video-Operator. Das ist der Mensch, der tagtäglich - oder nächtlich - die Projektionen betreut und schaut, dass alles läuft.
Elf Lichtfestivals rund um den Globus
Mehr Licht! In immer mehr Städten auf der Welt verzaubren Lichtkünstler Plätze und Straßen, Brücken und Bauwerke. Das ganze Jahr über gibt es irgendwo ein neues Lichtspektakel zu bewundern.
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Lyon
Immer im Dezember zu Beginn der Weihnachtszeit - und das schon seit dem 19. Jahrhundert - beginnt die Metropole an der Rhône zu leuchten. War es früher schlichtes Kerzenlicht, liefern heute Lichtdesigner raffinierte Illusionen und verzaubern Bauwerke mit wechselnden Projektionen.
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London
Wieder im Januar (18.-21.01. 2019) leuchten in Großbritannien beim Festival "Lumiere London" die Sehenswürdigkeiten und Straßen der Stadt an der Themse überraschend bunt und phantastische Lichtgestalten schwirren durch die Nacht.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Seoul
Der erste Vollmond des Jahres wird in Korea traditionell ganz groß gefeiert, sozusagen als zweites Neujahrsfest nach dem Mondkalender. 2019 ist es am 4. Februar so weit, dann ist Jeongwol Daeboreum. Mit rituellen Pyramidenfeuer und modernen LED-Lichtspielen soll das Unheil abgewendet und das Glück herbeigerufen werden.
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Montreal
Die kanadische Stadt präsentiert sich jedes Jahr im Februar/März mit dem Spektakel "Montréal en Lumière". Das nächste Mal findet es wieder im Februar/März 2019 statt.
Aber auch an ganz normalen Tagen strahlt es in Montreal an der U-Bahnstation Place des Arts. Ein 13 Meter langes Glasbild mit über 100 Leuchtröhren erzählt die Geschichte der Musik.
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Baltimore
Immer Ende März/Anfang April zeigt sich die Stadt Baltimore im US-Staat Maryland als "Light City". Der innerstädtische Hafen wird zur Bühne für alle Spielarten moderner Lichtkunst.
Bild: Light City Baltimore
Sydney
In Australien verzeichnet das Lichtfestival "Vivid Sydney" von Jahr zu Jahr mehr Zuschauer. Über 2 Millionen bestaunen meist im Juni, also im australischen Winter, die zahlreichen Lichtinstallationen.
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Jerusalem
Im Sommer wird die Altstadt wieder zum Schauplatz für ein Lichtfestival. Der Eintritt ist frei. Es gibt sechs Flanierrouten entlang der Stadtmauer. 3-D Projektionen verändern den Blick auf das Glaubenszentrum von Juden, Christen und Muslimen.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Moskau
Beim jährlichen Festival "Lichtkreis" am Ende des Sommers tauchen internationale Künstler die russische Hauptstadt mit ihren imposanten Bauten in schimmernde Farben.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Fadeichev
Berlin
Im Monat Oktober erstrahlt die deutsche Hauptstadt gleich bei zwei Lichterfesten: "Berlin leuchtet" und das "Festival of Lights" liefern mit Einbruch der Dunkelheit märchenhafte Stadtansichten.
Bild: picture alliance/Photoshot/S. Yuqi
Frankfurt
In der Bankenmetropole am Main setzen alle zwei Jahre Lichtskulpturen bunte Akzente in die Skyline und verzaubern die Altstadt mit dem Römer. Das Spektakel "Luminale" findet wieder 2020 statt.
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Gent
In Belgien ist die Stadt Gent mit ihrem Lichtfestival Anziehungspunkt für mittlerweile über eine halbe Million Besucher. Es findet alle drei Jahre statt. 2018 waren rund 40 Großinstallationen von Lichtdesignern zu sehen. Leuchtende Kunst gibt es wieder im Jahr 2021.
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Gerade erstrahlt der Berliner Fernsehturm in Ihrem Design - was kommt als nächstes?
Gerade interessiert mich besonders die Verbindung von Projektionen und Skulpturen, da ich deren Form selbst bestimmen kann. Gebäude sind ja immer vorgegeben. Vielleicht wird jetzt demnächst auch das Ganze auf bewegten Objekten umgesetzt. Aber auch [Mixed Reality] wird garantiert kommen - also, dass Leute mit einer VR-Brille ihre eigene Tour machen und dann verschiedene Gebäude mit Mappings sehen können.
Tina Zimmermann ist eine Berliner Künstlerin. Sie hat Industriedesign und Creative Arts am Art Center College of Design in Los Angeles und an der San Francisco State University studiert.