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Politik

Von der Idee, ganz New York abzuriegeln

29. März 2020

US-Präsident Trump hatte drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus erwogen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen wären unabsehbar gewesen. Nun bleibt es bei Aufrufen und Appellen.

USA | Coronavirus | New York
Bild: Reuters/J. Moon

In der sich zuspitzenden Coronavirus-Krise will Donald Trump vorerst keine Quarantäne über New York, New Jersey und Connecticut verhängen. Das werde nicht notwendig sein, twitterte der US-Präsident. Auf Empfehlung seiner Coronavirus-Arbeitsgruppe und nach Beratungen mit den Gouverneuren der drei betroffenen Bundesstaaten habe er die Gesundheitsbehörde CDC aufgefordert, "starke Reisehinweise" zu veröffentlichen.

Einwohner von New York, New Jersey und Connecticut sind nun angehalten, in den kommenden 14 Tagen auf nicht notwendige inländische Reisen zu verzichten. Dies gilt nicht für Arbeitnehmer beispielsweise im Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungsunternehmen oder in der Lebensmittelindustrie. Eine generelle Reisewarnung oder Einschränkungen für inländische Reisen sprach die Behörde nicht aus. Allerdings sind Reisende aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen, um sich nicht anzustecken oder zur weiteren Ausbreitung des Virus beizutragen.

Jedes dritte Opfer stammt aus New York

"Einige Leute würden New York gerne unter Quarantäne gestellt sehen, weil es ein Hotspot ist", hatte Trump wenige Stunden zuvor im Garten des Weißen Hauses gesagt. Viele New Yorker würden derzeit nach Florida reisen. "Das wollen wir nicht." Womöglich müssten deshalb "New York, New Jersey, vielleicht ein oder zwei andere Orte und gewisse Teile von Connecticut" abgeriegelt werden. In den drei Bundesstaaten leben mehr als 30 Millionen Menschen.

Ein provisorisches Krankenhaus im Jacob K. Javits Center in New YorkBild: Getty Images/AFP/B. R. Smith

Der US-Ostküstenstaat New York hat sich mit New York City zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie in den USA entwickelt. Am Samstag stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen in den Staaten New York, New Jersey und Connecticut zusammen auf mehr als 62.000 - das sind mehr als die Hälfte aller Fälle in den USA. Gerade in New York wird aber auch deutlich mehr getestet als in anderen Landesteilen.

Die Johns-Hopkins-Universität zählte bislang rund 121.000 nachweislich Infizierte in den USA, mehr als 2000 Menschen sind bislang an dem Virus gestorben. Davon kamen nach Angaben von New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo mehr als 700 aus seinem Staat.

Andrew Cuomo, der Gouverneur und Krisenmanager von New YorkBild: picture-alliance/dpa/J. Minchillo

"Ich glaube, es ist illegal"

Cuomo, der sich zuvor mit Trump getroffen hatte, wusste nichts von irgendwelchen Quarantäneplänen. Das sei in dem Gespräch kein Thema gewesen. "Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet", aber ihm gefalle die Sache nicht, sagte der Gouverneur vor der Presse. Ganz sicher würden solche Maßnahmen ins Chaos führen, die Wirtschaft würde sich Monate oder Jahre nicht davon erholen. "Ich weiß nicht, wie das rechtlich durchsetzbar sein sollte. Und ich weiß nicht, was man damit aus medizinischer Sicht erreichen würde, sagte Andrew Cuomo. "Ich glaube, es ist illegal."

New York City ist mit über acht Millionen Einwohnern die größte US-amerikanische Stadt und eines der kulturellen und wirtschaftlichen Zentren der Welt.

"Botschaft der Hoffnung und Solidarität"

Die Tragweite des Virus hatte der US-Präsident noch bis vor einem Monat heruntergespielt. Nun wird Trump vorgeworfen, zu zögerlich auf die Krise reagiert zu haben und dass die Pandemie das Land in der Folge kalt erwischt habe. Experten erwarten, dass sich die Lage in den USA weiter verschlechtern wird, bevor mit einer Beruhigung gerechnet werden kann. Gouverneur Cuomo erwartet den Höhepunkt der Infektionswelle für seinen Bundesstaat New York in zwei bis drei Wochen.

Das Lazarettschiff Comfort auf dem Weg nach New YorkBild: picture-alliance/AP Photo/U.S. Navy

Trump verabschiedete am Samstag in Norfolk das Lazarettschiff "Comfort", das in New York Krankenhäuser entlasten und dort am Montag eintreffen soll. Das Schiff mit seinen 1000 Betten solle eine "Botschaft der Hoffnung und Solidarität" senden, sagte er.

In New York hatten lokale Behörden immer wieder gewarnt, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht ansatzweise auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet seien. Für den Bundesstaat rechnet die Regierung mit einem Bedarf von 30.000 Beatmungsgeräten. Im Moment gibt es nur etwa 11.000.

rb/cw (afp, ap, dpa, rtr)

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