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Von Gas, Öl und Oligarchen

Darius Cierpialkowski

Der Fall Yukos verdeutlicht erneut die Verquickung von Wirtschaft und Politik in Russland. Die Festnahme des Chefs des größten russischen Ölkonzerns hat ein mittleres Erdbeben ausgelöst.

Öl-Milliardär Chodorkowski (l.) und Präsident PutinBild: AP

Panikverkäufe und Kurseinbrüche an der Moskauer Börse am Montag - Pessimisten schüren sogar Ängste vor einer Wiederverstaatlichung großer Konzerne. Die Verhaftung des Öl-Magnaten Michail Chodorkowski schlägt hohe Wellen. Kein Wunder, dass Anleger, Investoren und Spitzenvertreter der russischen Wirtschaft stark verunsichert sind.

Seit Monaten ging die Justiz gegen den Ölkonzern Yukos vor. Schon im Juli wurde der Topmanager und Vertreter Chodorkowskis, Platon Lebedjew, verhaftet. Wegen angeblichen Betrugs, hieß es von offizieller Seite. Präsident Wladimir Putin bestritt zwar mehrfach eine Einmischung des Kremls, aber offensichtlich ist: Der Fall Yukos hat auch politische Hintergründe.

Offener Schlagabtausch

Knapp sechs Wochen vor den Parlamentswahlen in Russland versucht der Kreml die Macht der Großunternehmer im Lande, sogenannter Oligarchen, zu brechen. Ins Visier geraten vor allem diejenigen, die in Opposition zum Kreml stehen. Chodorkowski gehört dazu. Er unterstützte die oppositionelle liberale "Jabloko"-Partei. Beobachter glauben sogar, er wolle 2008 die Nachfolge von Präsident Putin antreten. Nun sitzt er in Moskauer Untersuchungshaft.

Yukos-Logo

Medienmagnaten werden vertrieben

Chodorkowski ist nicht der einzige Oligarch, dessen Pläne vom Kreml jäh unterbunden wurden. Zwei der ehemals mächtigen Wirtschafts- und Medienmagnaten wurden schon vor gut zwei Jahren ins Ausland getrieben: Der milliardenschwere Boris Beresowski - heute politischer Flüchtling in London - und der Medienunternehmer Wladimir Gussinski. Beide haben mit Hilfe ihrer Medien offen Politik gegen Präsident Putin betrieben. Die Folge: Gussinski wurde im Juni 2000 verhaftet.

Er kam erst frei, als er sich bereit erklärte, sein Imperium aufzugeben. Der Konzern "Media-Most" wurde zerschlagen. Sein landesweiter Fernsehsender NTW im April 2001 kurzerhand von der Regierung übernommen. Der halbstaatliche Erdgaskonzern Gazprom hat dort nun das Sagen - und damit auch der Kreml. Das war das Ende eines staatsfernen und landesweiten Fernsehens in Russland.

Politische Hardliner gegen Oligarchen

In fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens reißt der Staat die Macht an sich. Die Hardliner in der Kreml-Verwaltung verlangen seit Monaten ein hartes Vorgehen gegen die Oligarchen. Genauso wie Präsident Putin, waren viele der hochgestellten Kreml-Beamten KGB-Mitglieder. Wenn es nach ihnen geht, sollten Schlüsselindustrien wie Öl, Gas, Metallurgie und Transport wieder unter staatliche Kontrolle kommen. Das wären vier Schritte rückwärts für die junge "Marktwirtschaft" Russland.

Bild: AP
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