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Von Haus aus konservativ

Daniel Wortmann6. September 2005

Seine Nominierung für den Vorsitz des Obersten Gerichtshofes der USA hat John Roberts zwei Umständen zu verdanken: einer erfolgreichen juristischen Karriere und einer beständigen konservativen Weltanschauung.

Soll Oberster Richter der USA werden: John RobertsBild: AP

"Der größte Teil seines Charakters war bereits ausgebildet, bevor er nach Harvard kam", wird Roberts' Mitbewohner aus seiner Zeit an der Eliteuniversität im Nordosten der USA zitiert. Der Vater des Juristen Roberts, ein erfolgreicher Manager in der Stahlindustrie im ländlichen Indiana, direkt an der Küste des Lake Michigan, vermittelte dem nominierten Obersten Bundesrichter die Grundlagen eines konservativen und christlichen Weltbilds.

Lange lebte Roberts in einer eigenen Welt: zunächst im wohlhabenden Wohnviertel der Eltern, dann in einem katholischen Jungeninternat. So kam er zum Beispiel nur wenig mit den Rassenunruhen in der Region in Berührung.

Hohe Ansprüche

Die hohen Leistungsansprüche seines Vaters erfüllte Roberts schon zu Schulzeiten, wobei er sich insbesondere für Latein und Geschichte interessierte. Zugleich engagierte er sich in der Schülerzeitung und in der Schülervertretung. Neben dem Elternhaus bildete die Schule eine wichtige Basis für seine konservativen Ansichten.

Auch im eher liberalen Umfeld der Harvard Universität konnte er schnelle Erfolge verzeichnen. Sein Geschichtsstudium schloss er mit Auszeichnung ab, im juristischen Studium erzielte er sogar die höchste Examensnote seines Jahrgangs. Zugleich zeigte sich seine Distanz zu den politischen Vorstellungen vieler Kommilitonen und Professoren, die ihm jedoch nicht seine prestigeträchtige Nebentätigkeit verwehren konnten: In den letzten beiden Jahren des Studiums arbeitete er für die renommierte Harvard Law Review.

Konservativ und regierungsnah

Seinen beruflichen Einstieg fand Roberts bei demjenigen Konservativen, in dessen Fußstapfen er nun treten soll. Als Assistent von William Rehnquist, der zu diesem Zeitpunkt bereits einfacher Richter am Obersten Gerichtshof war, empfahl er sich für eine Reihe von Ämtern in konservativen Regierungen, darunter als Berater von Ronald Reagan und als Rechtsbeistand der ersten Bush-Regierung. Hier setzte er sich - jeweils im Auftrag seines Arbeitgebers - gegen Abtreibungen und für Gebete an Schulen ein.

Nach einer Zeit als Anwalt in Washington, D.C. hat Roberts im Jahr 2003 den Weg auf die Richterbank eines Berufungsgerichts im District of Columbia gefunden. Seine konservativen Ansichten prägen seine Rechtssprechung und haben es dennoch nicht vermocht, breite Ablehnung bei den Demokraten hervorzurufen.

Kritik an Abtreibung aufgegeben

Ein Grund mag sein, dass Roberts für seine sorgfältig abgewogenen Einzelfallentscheidungen bekannt ist. Mittlerweile betrachtet er die Abtreibungsgesetze als "etabliertes Recht" - während sich viele Konservative weiter ein neuerliches Verbot der Abtreibung wünschen. Andererseits unterstützte er ganz im Sinne der amerikanischen Regierung die Verurteilung von Terrorismusverdächtigen durch Militärtribunale.

Konservativ bleibt indes Roberts' heutige Umgebung. Mit seiner Frau, die ebenfalls als Juristin arbeitet und lange Zeit in einer Kampagne gegen Abtreibung aktiv war, und seinen zwei adoptierten Kindern lebt er in einem beschaulichen Vorort Washingtons. Dort ist er in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, zu deren Mitgliedern auch der ehemaligen US-Sondergesandte für den Irak, Paul Bremer, zählt.

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