Konrad Klapheck ist 85
10. Februar 20201955, zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, ist der Wiederaufbau in Deutschland in vollem Gange. Es herrscht Aufbruchstimmung, mit Inkrafttreten der Pariser Verträge endet die Besatzung, und Deutschland wird wieder souverän. Die Bundesrepublik tritt der Nato bei, und im Kino läuft "Jenseits von Eden" mit James Dean.
Zu jener Zeit betritt ein junger Kunststudent aus Düsseldorf ein Schreibmaschinengeschäft und leiht sich eine "Continental" aus. Jedoch nicht, um darauf zu schreiben, obwohl er ein Literaturliebhaber ist und nach dem Abitur tatsächlich kurz mit dem Gedanken gespielt hat, Schriftsteller zu werden. Nun aber studiert er im zweiten Semester an der renommierten Kunstakademie in Düsseldorf und will die Schreibmaschine porträtieren. Die Maschine wird ihn berühmt machen und ihm den Beinamen "Maschinenmaler" einbringen.
Meister der gegenständlichen Malerei
Die "Schreibmaschine" ist nicht Konrad Klaphecks erstes Bild, aber es markiert den Anfang der Karriere eines deutschen Nachkriegskünstlers, der jahrzehntelang akribisch Maschinen malt. Die Schreibmaschine ist ein wiederkehrendes Motiv in seinem Werk. Er experimentiert als Student mit verschiedenen Stilen, doch sein Lehrer Bruno Goller rät ihm, bei der gegenständlichen Malerei zu bleiben. Sie würde sich besser verkaufen. Er sollte Recht behalten. Schon elf Jahre später widmete die Kestner-Gesellschaft, einer der größten Kunstvereine Deutschlands, dem jungen Maler eine Retrospektive.
Sein Stil ist einzigartig in der Nachkriegszeit und pendelt zwischen Hyperrealismus, Surrealismus und Pop-Art. Er sei "weder real noch surreal, und abstrakt ist es schon gar nicht; am ehesten läuft es auf eine Art Intellektual-Pop hinaus", schrieb Rose-Maria Gropp 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Von Sexbomben und Hausdrachen
Klaphecks Bilder lassen Interpretationsspielraum und spielen durch ihre ironischen Titel mit Zweideutigkeiten: Das Bild einer Nähmaschine trägt den Titel "Die gekränkte Braut" (1957), das Abbild eines Duschkopfs heißt "Die Sexbombe und ihr Begleiter" (1963), ein Bügeleisen nennt er "Der Hausdrachen" (1964), ein anderes Bügeleisen erhält den Titel "Die Schwiegermutter" (1967). Über den Titel mache er sich erst Gedanken, wenn er das Bild fertig gestellt habe, sagte er einmal. Doch gerade die Namen der Bilder rücken sie in ein anderes Licht und vermenschlichen die kalten Alltags- und Gebrauchsgegenstände.
Konrad Klapheck lebt als junger Künstler eine Weile in Paris, wo er sich mit den dort ansässigen Surrealisten trifft. Max Ernst, den er sehr verehrt, stattet er einen Überraschungsbesuch ab. André Breton gewinnt er für den Katalogtext für seine erste Ausstellung in Paris – ein schwieriges Unterfangen. Doch der französische Dichter und Verfasser des "Manifests des Surrealismus" mag die Arbeit Klaphecks. Eines seiner Bilder hängt bei Breton an einer Tür zwischen Küche und Arbeitszimmer, wie sich Klapheck in einem Interview mit dem Frankfurter Städel Museum Jahre später erinnert.
Enge Bindung zur Düsseldorfer Kunstakademie
Die meiste Zeit seines Lebens aber verbringt Klapheck in Düsseldorf. Dort wird er am 10. Februar 1935 geboren. Seine Eltern sind Kunsthistoriker und lehren an der dortigen Kunstakademie. Als Konrad vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater, der zuvor von den Nationalsozialisten aus der Kunstakademie entlassen wurde. Wenige Monate später bricht der Zweite Weltkrieg aus. Als die Bomben fallen, flieht er mit seiner Mutter zu Familienangehörigen nach Leipzig und von dort aus aufs Land. Nach dem Krieg zieht die Familie wieder zurück nach Düsseldorf, wo Klapheck das Abitur macht, studiert und von 1979 bis 2002 als Professor an der Kunstakademie lehrt.
Klaphecks Werk lässt sich in zwei Schaffensphasen aufteilen: eine vor und eine nach 1997. Bis Ende der 1990er konzentriert sich Konrad Klapheck in seiner Malerei auf einen einzigen Gegenstand, zum Beispiel eine Schreibmaschine, eine Nähmaschine, ein Taschenmesser, ein Bügeleisen oder ein Paar Schnürstiefel. Nach 1997 kommen Figuren hinzu, nackte zumeist. Vorbilder sind Werbeprospekte und die Aktfotografie der 1920er Jahre. Einen Grund für den Stilwandel nannte er 2005 in einem seiner seltenen Interviews der Rheinischen Post: "Ich muss nicht mehr für den Kunstmarkt produzieren. Ich will mich nicht selber kopieren." Mittlerweile ist es still geworden um Konrad Klapheck. Am 10. Februar feiert dieser prägende Künstler der deutschen Kunstgeschichte seinen 85. Geburtstag.